“Wir wollen nicht wild durch die Gegend schießen”

Der Alpsommer ist fast vorbei. Die Landesregierung gibt Einblick und Rückschau.
Für die mehr als 1.000 Älpler im Land neigt sich die Saison dem Ende zu. Daher lud die Landesregierung zu einem Rückblick auf die Alpe Schwende nach Dornbirn ein. “Älpler haben mir gesagt, dass wir heuer eine gute Saison hatten”, zeigt sich Landeshauptmann Wallner erfreut.
Ein feuchter Start
Nach dem trockenen Vorjahr begann der heurige Alpsommer mit vollen Quellen und feuchten Wiesen. Anfangs ging im durchnässten Grünland viel Futter durch Viehtritte verloren. Da die vergangenen Wochen sehr sonnig waren, konnte der Rückstand wieder aufgeholt werden. Der Sommer barg auch Herausforderungen. “Eine der größten ist sicher der Umgang mit dem Wolf”, betont Wallner.
Die Alpwirtschaft
In gerundeten Zahlen
- Alpen: 500
- Sennalpen: 122
- Ohne Straßenanschluss: 80
- Älpler: 1000
KÄSE
- Bergkäse: 350.000 Kilogramm
- Sura Käs: 70.000 Kilogramm
TIERE
- Insgesamt: 40.000
- Milchkühe: 8.000
- Mutterkühe: 2.000
- Jungvieh: 24.00
- Aus Vorarlberg: 92 Prozent
- Schafe, Ziegen und Pferde: 5.000
Niemand will den Wolf ausrotten
“Wir wollen nicht wild durch die Gegend schießen, aber bei einem einzelnen Problemwolf eingreifen können. Niemand will den Wolf ausrotten”, schließt sich Landesrat Gantner seinem Vorredner an. In diesem Jahr fielen zwölf Nutztiere dem Räuber zum Opfer. Großteils handelte es sich dabei um Schafe und Ziegen. Anfang des Monats wurden sogar Rinder gerissen. Als Folge wurde das Raubtier per Erlass zum Abschuss freigegeben und kurz darauf erlegt. Wölfe genießen einen hohen Rechtsschutz in der Europäischen Union. Gantner kritisiert, dass der Beschluss 30 Jahre alt ist und angesichts der sich ausbreitenden Population nicht mehr zeitgemäß sei. “Jetzt bildet sich eine neue EU-Kommission. Es gibt eine Chance, dass die Diskussion wieder aufgenommen wird. Ansonsten werden wir weiterhin auf der Basis, die wir haben, arbeiten”, zeigt sich der Politiker hoffnungsvoll.

Kühe stellen Identität her
“Die Alpwirtschaft ist die höchste Form der Landwirtschaft”, bekräftigt der Landesrat. Sein Lob ist ein Verweis auf die Drei-Stufen-Praxis, in der die Bauern dem Sommer entgegen mit ihren Tieren vom Tal ins Vorsäß weiter auf die Alpe ziehen. In der Diskussion um mögliche Alternativen zur Milchwirtschaft werde oft vergessen, dass “jede Kuh, die uns im Tal fehlt, auch bei der Bewirtschaftung der Alpen fehlt.” Zwei Fünftel der Landesfläche sind Alpgebiet. Ohne regelmäßige Beweidung drohen die Wiesen zu verwalden. Dadurch wird nicht nur der Tourismus, sondern auch die Vorarlberger Identität bedroht, steht für Gantner fest.
Die Alpen sind kein Freizeitpark
Für die Bauern sind die Bergweiden ein Wirtschaftsraum, den sie mit Erholungssuchenden teilen. “Unsere Alpen sind kein Freizeitpark. Es gelten klare Spielregeln. Es gilt, entsprechende Rücksichtnahme gegenseitig walten zu lassen”, fordert Gantner. Wanderer sollen sich an markierte Wanderwege halten, Viehtränken nicht als Waschtrog oder Hundebadewanne verwenden und die Viehgatter geschlossen hinterlassen. Konflikte mit Rindern können tödlich enden. Speziell Wanderer, die mit Hunden unterwegs sind, riskieren einen Angriff. Daher sollen die Tiere an einer kurzen Leine geführt und in einer Gefahrensituation rasch losgelassen werden. Generell empfiehlt es sich, den Tieren mit Ruhe und Respekt zu begegnen.
Versicherung für Tierhalter
Im Zuge der Landwirtschaftsstrategie “Landwirt.schafft.Leben” wird die Alpwirtschaft jährlich mit knapp sechs Millionen Euro gefördert. Etwas mehr als die Hälfte der Summe wird vom Land gestellt. Mit dem “Ländle Haftpflichtpaket” wurde ein Versicherungsschutz für alpine Tierhalter geschaffen. Dadurch soll das Haftpflichtrisiko der Bauern für ihre rund 40.000 Weidetiere gedeckt werden. Dieser Schutz tritt erst dann in Kraft, wenn die Leistungen anderer Versicherungen aufgebraucht sind. Die “Wanderwege-Haftpflichtversicherung” richtet sich dagegen an Grundeigentümer, Wegerhalter und andere Wirtschaftstreibende in den Alpen.