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Diese 1.200.000 Schilling hat die Stadt Bregenz gut investiert

19.11.2024 • 18:29 Uhr
Maria Lassnig Kantate (1992)
Ein Auszug aus dem Film Kantate (1992). Sixpackfilm

Am Freitag öffnet die Ausstellung „Maria Lassnig | Körperkunst in Malerei und Film“ im Magazin4 in Bregenz.

Um etwa 1.200.000 Schilling erwarb die Stadt Bregenz in den 1980er Jahren Werke von Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Maria Lassnig und anderen Kunstschaffenden, berichtet Bürgermeister Michael Ritsch. Erst schmückten sie das Festspielhaus, bis sie in die Büroräume der Stadt wanderten. So auch „Informell“ von Maria Lassnig, das sich bis vor kurzem in den Räumlichkeiten der Kulturamtsleiterin Judith Reichart befand. Ab Freitag ist es der breiten Öffentlichkeit zugänglich, wenn im Magazin 4 die Ausstellung „Maria Lassnig | Körperkunst in Malerei und Film“ eröffnet wird.

Maria Lassnig Ausstellung Pressekonferenz Magazin4
Bürgermeister Michael Ritsch und Kulturamtsleiterin Judith Reichart vor „Informell“. Stadt Bregenz

Siebenstellig Verssicherungssumme

Die 1919 in Kärnten geborene Künstlerin wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und wurde erst zur Volkschullehrerin ausgebildet. Doch sie entschied sich gegen diesen Lebensweg und studierte während dem Zweiten Weltkrieg Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Wilhelm Dachauer. Während Lassnig heute zu den bedeutendsten Kunstschaffenden des 20. Jahrhunderts zählt, musste sie als Frau ihr Können jahrzehntelang gegen Widrigkeiten und Männerbünde unter Beweis stellen. Jetzt ist ihr Werk „Informell“ für eine siebenstellige Ziffer versichert. Diese Anekdote zeugt nicht nur von der Wucht des Geldes in der Welt der Kunst. Denn der Betrag steht im starken Kontrast zur Armut und Unsicherheit, die das Schaffen Lassnigs jahrzehntelang begleitete.

Maria Lassnig Ausstellung Pressekonferenz Magazin4
Die Biografie der Künstlerin im Überblick. Stadt Bregenz

Von Farblösemittel zerfressene Hände

Das Gemälde entstand 1960 in Paris, wo die feministische Malerin zum ersten Mal ein großes, helles Atelier ihr Eigen nennen konnte. Mit der für die Künstlerin typischen Technik, bannte sie auf dem Boden malend Empfindungen des Körpers, befreit von objektiven Motiven, auf die Leinwand. Vom schmerzhaften Prozess ihres Schaffens zeugt die heuer erschienene Filmbiografie „Mit einem Tiger schlafen“, der Lassnig mit von Farblösemittel zerfressenen Händen bei der Arbeit zeigt.

Maria Lassnig Ausstellung Pressekonferenz Magazin4
Stadt Bregenz

Körperbewusstseinsmalerei

„Informell“ dient als Kontrastpunkt zu sieben Videoarbeiten, die mit Ausnahme von „Kantate“ (1992) zwischen 1971 und 1976 in New York entstanden. Sie bestehen aus realen und animierten Filmsequenzen, die humorvoll aufzeigen, wie die Künstlerin ihrer Körperbewusstseinsmalerei weiter entwickelte. Währen die Arbeiten gesondert mit Bildschirm und Kopfhörer oder in einem eigens errichtetem Kino spielen, erfüllt die Stimme Lassnigs den Raum. Denn parallel zu ihren Werken begleitet der Dokumentarfilm „Maria Lassnig: Es ist die Kuns, jaja“ von Seppp Direissinger und Keike Schäfer die Ausstellung. Der 2015 erschienene Film ist das Resultat von 13 Jahren Arbeit, in denen die Künstlerin begleitet und Weggefährten zum Gespräch eingeladen wurden.

Filmstill Maria Lassnig Selfportrait
Für die Schau wurde eigens ein kleines Kino im Magazin4 errichtet. Sixpackfilm

Rahmenprogramm mit Workshop, Kinoabend, Diskussion und Performance

Die Ausstellung geht mit einem breiten Rahmenprogramm einher. Es widmet sich ihrem Leben, Wirken und der Frage, wie mit dem Nachlass von Künstlern umgegangen werden soll. Den Anfang macht ihre Biografin Natalie Lettner, die bei der Eröffnung einen Vortrag über die Pariser Jahre der Künstlerin halten wird. Am 8. März folgt ein Workshop zu „Körperbewusstseinsmalerei“ mit Edgar Leissing. Er wird die Teilnehmenden in Lassnigs zentrale Technik einführen. Am 19. März zeigt das Metrokino Bregenz das Filmporträt „Mit einem Tiger schlafen“. Das Kinoticket erlaubt den einmaligen Besuch der Kunstmesse Stage Bregenz, die vom 21. bis zum 23. März. Dort wird Peter Pakesch, Leiter der Maria Lassnig Stiftung, an einer Diskussion zum Thema Künstlernachlass teilnehmen. Ergänzend sind Performances zu Themen wie Fair Pay und Independent Spaces.