Ex-Nestlé-Chef lässt auch mit 80 das Fliegen nicht bleiben

Fabrice COFFRINI / AFP
Der gebürtige Kärntner Peter Brabeck-Letmathe kann auch mit 80 Jahren sein Nestlé-Büro und das Fliegen nicht lassen. Zwei Jahrzehnte lang führte er mehr als 300.000 Mitarbeiter.
In Montreux am Genfer See feierte Peter Brabeck-Letmathe mit 200 Gästen seinen 80. Geburtstag . In der Nestlé-Zentrale im nahe gelegenen Vevey hat der ehemalige Chef des größten Nahrungsmittelkonzerns der Welt noch immer ein Büro, wo er wochentags bis zu acht Stunden arbeitet – für „Aufgaben ohne Entlohnung“, wie er betont. 20 Jahre lang, von 1997 bis 2017, hat der gebürtige Villacher als Generaldirektor sowie zuletzt als Vorsitzender des Verwaltungsrates den Nestlé-Konzern mit bis zu 340.000 Mitarbeitern geführt.
„Über diese Zeit haben wir einen Total Shareholder Return von fast zwölf Prozent pro Jahr in Schweizer Franken geliefert. Wir haben eine reine Lebensmittelfirma zu einer nutrischen Gesundheits- und Wellnessfirma umgebaut mit einer langfristigen, nachhaltigen Orientierung“, zog er bei seinem Abschied als CEO in einem Interview mit der Kleinen Zeitung Bilanz.
Wegen Geschäftspolitik in der Kritik
Brabeck, Jahrgang 1944, hat nach dem Peraugymnasium in Villach und dem Welthandelsstudium in Wien seine Berufslaufbahn bei Nestlé Österreich begonnen. Mit seiner Karriere hat er es zu einem der vermögendsten Bewohner der Schweiz gebracht. Die regionale Vielfalt in die Produkte des Konzerns in den Ländern einfließen zu lassen, erklärte er als ein Anliegen. Die Zukunft einer genetisch individuell abgestimmten Ernährung, Nutrigenomik, legte er in einem Buch „Ernährung für ein besseres Leben“ dar.
Heftig angegriffen wurde seine Geschäftspolitik mit Wasser, die er ebenso eindringlich verteidigte: Es sei „gut, wenn man einsieht, dass Wasser einen Wert hat und haben muss. Es ist besser, Wasser Menschen zur Verfügung zu stellen, als mit Wasser Golfplätze zu bewässern.“ Nach seiner Karriere investierte Brabeck in den USA in nachhaltige Landwirtschaft nach traditionellem Fruchtwechsel. Der Versuch nachhaltig Kaviar zu produzieren, ohne die Störe töten zu müssen, endete hingegen 2019 mit einem Konkurs des Betriebes. Beim Weltwirtschaftsforum gehört er dem Stiftungsvorsitz an.
Den Krebs besiegt
Eine 2014 aufgetretene Krebserkrankung hat der sportliche Bergsteiger überwunden. Seine Flugtauglichkeitstests besteht er auch mit 80 noch für Helikopter und seine Pilatus-Turboprop PC-12. Als Brabeck 1997 bei Nestlé CEO wurde, sagte er in einem Kleine-Zeitung-Interview auf die Frage, ob er am Gipfel auch einmal an den Abstieg denke: „Ein erfolgreicher Bergsteiger ist derjenige, der gesund wieder ins Tal kommt.“
Am Nestlé-Gipfel gab es erst jüngst eine überraschende Wende: Ulf Mark Schneider trat im August bei sinkenden Renditen und Kursen nach acht Jahren als CEO zurück. Zum 1. September übernahm Laurent Freixe die Führung des Herstellers von Nespresso, Maggi, KitKat oder Perrier. Freixe, der vorher das Lateinamerikageschäft leitete, soll 2025 auch in den Nestlé-Verwaltungsrat gewählt werden.
