Unklare Lage: Verzweifelte Suche nach Inhaftierten in Saidnaya

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Im berüchtigtsten Gefängnis Saidnaya sollen noch viele Gefangene in Geheimzellen „versteckt“ sein. Syrische Weißhelme suchen nach ihnen.
Im Zuge der Machtübernahme von islamistischen Rebellen in Syrien sind zahlreiche unter Machthaber Bashar al-Assad Inhaftierte freigelassen worden. Die Rebellen stürmten nach eigenen Angaben unter anderem das berüchtigte Militärgefängnis Saidnaya nördlich von Damaskus, in dem unter anderem politische Gefangene inhaftiert waren.
Nun suchen Aktivisten in der berüchtigten Haftanstalt Saidnaya nach weiteren politischen Gefangenen. Mitglieder des syrischen Zivilschutzes, auch als Weißhelme bekannt, gingen in dem berüchtigten Militärgefängnis nördlich von Damaskus systematisch vor, wie der Leiter Raid Al Saleh auf der Plattform X schreibt.

Spezialisten des Zivilschutzes suchten dabei unter anderem mit Hunden und Geräuschsensoren nach Geheimzellen im Keller des Gefängnisses. „Wir werden von Personen begleitet, die alle Einzelheiten des Gefängnisses kennen“, schrieb Raid Al Saleh, Leiter der Weißhelme. Bisher blieb die Suche jedoch erfolglos. Die Arbeiten würden fortgesetzt, schrieb Al Saleh weiter. Bereits am Sonntag wurden Gefangene befreit. Al Saleh beschreibt dies auf X: „Die Szenen der Häftlinge in Gefängnissen sind unbeschreiblich … Ihre Blicke, wenn sie in die Freiheit entlassen werden, sind voller Unterdrückung und Angst.“


Nach dem Sturz Assads gab es die Gerüchte, dass im Saidnaya-Gefängnis noch eine Vielzahl von Gefangenen in Geheimzellen eingeschlossen seien, möglicherweise ohne Nahrung und ohne ausreichend Sauerstoffversorgung. Auch das ZDF berichtete darüber. Dies können die Weißhelme bisher nicht bestätigen. Auf X informiert Al Saleh am Montagnachmittag: „Die spezialisierten Teams des syrischen Zivilschutzes durchsuchen immer noch das Saidnaya-Gefängnis, das als eines der hässlichsten Gefängnisse der Welt gilt. Sie suchen nach Geheimtüren oder Kellern, die noch nicht entdeckt wurden und über die gesprochen wird. In dem sich möglicherweise andere Häftlinge als diejenigen befinden, die gestern herausgekommen sind, werden wir bei der Durchsuchung von Personen begleitet, die alle Einzelheiten des Gefängnisses kennen und auf die Anleitung von Personen angewiesen sind, die von den Bewohnern kontaktiert wurden, dass sie die Eingänge zum Gefängnis und die möglicherweise vorhandenen Geheimkeller kennen, und zwar bis heute, 9. Dezember um 4:45 Uhr Ortszeit. Es gibt keine Beweise für die Anwesenheit anderer Inhaftierter als derjenigen, die gestern das Gefängnis verlassen haben, und wir werden die Suche fortsetzen, bis wir alle Bereiche des Gefängnisses bestätigt haben.“

Das Gefängnis, in dem seit Beginn des Bürgerkriegs bis zu 30.000 Menschen zu Tode gefoltert worden sein sollen, trägt nicht umsonst den Beinamen „Schlachthaus“. Tausende Menschen mussten Folter und sexuellem Missbrauch ertragen. In einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2017 heißt es, dass seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs Tausende Menschen bei Massenhinrichtungen in Saidnaya getötet wurden. Zudem seien Gefangene gefoltert worden, wobei es sich bei den Inhaftierten vor allem um oppositionelle Zivilisten gehandelt habe.
