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Grenzen verbinden

13.07.2025 • 15:00 Uhr
Grenzen verbinden

Was wir oft als Trennlinie wahrnehmen, formt auch Zugehörigkeit, Alltag und Blickwinkel.

Von Lea Putz-Erath
neue-redaktion@neue.at

Schon lange begleitet mich die Frage nach der Wirksamkeit von Grenzen: Ortsgrenzen, Bezirksgrenzen, Landesgrenzen, Staatsgrenzen. Marlen Haushofer fährt in ihrem Roman „Die Wand“ eine unsichtbare Grenze hoch. Weder für die Protagonistin noch für Tiere und Pflanzen gibt es ein Durchkommen durch diese glatte unsichtbare Wand. Wo sind Grenzen für uns spürbar? Welchen Unterschied macht es, auf der einen oder anderen Seite einer Grenze zu leben? Wie durchlässig sind die Grenzen unserer Region?

Wenn wir uns in Vorarlberg bewegen, dann werden Bezirksgrenzen durch Nummernschilder sichtbar, Gemeindegrenzen bemerken wir u.a. durch die Ortstafeln, Zuständigkeiten für Baubescheide, die Müllentsorgung oder die Informationen in den Gemeindeblättern. Auf dem Weg nach Osten zeigt oben am Arlbergpass ein Schild den Wechsel nach Tirol und Richtung Westen sind es die Zollämter.

Grenzen schließen unser Staatsgebiet ein. Landesgrenzen definieren politische und rechtliche Rahmenbedingungen des Bundeslands. So gibt es in Wien ganztägig beitragsfreie Kindergärten für alle Kinder bis 6 oder in Niederösterreich den kostenfreien Landeskindergarten für Kinder ab zwei Jahren. Im Burgenland erhalten Pflegebedürftige für die Beschäftigung einer 24-Stunden-Betreuerin eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 500 Euro, in Niederösterreich 800 Euro, in Vorarlberg 330 bis 660 Euro monatlich. Die Regelungen sind in jedem Bundesland unterschiedlich.

Mit der politischen und rechtlichen Zuständigkeit ziehen sich die Grenzen nicht nur geografisch, sondern vor allem auch im praktischen Leben durch. „Bei uns ist das so.“ Das Zusammenleben vor Ort bildet Identität und dort und da Grenzen im Kopf. Glücklicherweise können wir diese durchdringen: mit Dialog und gegenseitiger Aufmerksamkeit. Vielleicht sehen wir gerade jetzt – wo viele im Urlaub Grenzen überwinden – das Andere und das Ähnliche. Menschliche Bedürfnisse und Menschenrechte sind universal. Es gibt viele Wege, wie Politik die Möglichkeiten für das Zusammenleben gestaltet und es gibt laufend Entscheidungsprozesse, die innerhalb der Grenzen Stabilisierungen oder Veränderungen ermöglichen. Gestalten wir sie mit.

Lea Putz-Erath KOmmentar
Lea Putz-Erath ist Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums femail. Sie studierte Tourismusmanagement und Soziale Arbeit. Promotion in Erziehungswissenschaften.