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Evangeliumkommentar: Einfach so.

24.08.2025 • 09:00 Uhr
Evangeliumkommentar: Einfach so.
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In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Andrea Geiger, Projektassistentin im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.

Sonntagsevangelium

In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Ísaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein. Lukas 13, 22–30

Einfach so.

Erwischt! Ja, den Kuchen habe ich nur gebacken, damit ich dafür Lob und Anerkennung bekomme. Ich selber esse ja gar keinen Kuchen. Und ja selbstverständlich helfe ich dir beim Garten umgraben, ich esse dann auch deine Tomaten und Zucchini. Wenn du mir meinen Abfluss reparierst und eine zusätzliche Steckdose in der Küche montierst, putz ich dir alle deine Fenster. Und so weiter.

Das ist völlig in Ordnung, ganz „normale Handelsbeziehungen“ oder Talente-Tausch-Geschäfte oder „eine Hand wäscht die andere“, … Und mit Kindern lernen wir das oft auch so: Für Tätigkeiten im Haushalt gibt’s eine Stunde mehr WLAN oder eine Stunde länger wach sein. Wie auch immer – Handeln muss gelernt werden, um in der Welt zu bestehen.

Manchmal wird das aber in Freundschaftsbeziehungen, in der Familie oder vor allem in Partnerschaften etwas komplizierter. Was ist Liebe? Ist das auch ein Handelsgeschäft? So nach dem Motto: Ich bring dir die Wäsche, dafür siehst du mich regelmäßig. Ja, vielleicht besteht unsere Liebesfähigkeit und Treue auch immer wieder aus Tausch- und Handelsgeschäften.

Im heutigen Evangelium wird Jesus gefragt, wie viele denn gerettet werden. Die Sache mit der Statistik lässt er aber einfach links liegen – kein Balkendiagramm, kein Tortendiagramm, kein „Sie sind Besucher Nummer 37.435“. Stattdessen: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“ Das klingt fast wie die Einlasskontrolle zum angesagtesten Club der Gegend. Die enge Tür steht für Ehrlichkeit, keine Ausrede, kein Trick, kein VIP-Status zählt. Es geht um das, was wirklich zählt: Aufrichtigkeit, Mut, Herz,… um Haltung.

Die Spielregel der Welt lautet „um zu“. Die Erfolgsregel Jesu lautet „einfach so“. Mit Gott kann man auch probieren zu handeln. Wobei ich glaube und das ist meine tiefste Hoffnung: Wir sind schon gerettet. Und alle anderen auch. Wir sind alle vorgesehen und stehen auf der himmlischen VIP-Liste. Die Frage ist vielmehr: Willst du jetzt schon dabei sein? Nicht irgendwann, sondern heute – in deinen Entscheidungen, deinen Beziehungen, deinem Umgang mit dir selbst und anderen. Die enge Tür ist keine Hürde, sondern eine Einladung zum echten, bunten Leben. Dahinter wartet mehr als nur ein exklusiver Club – nämlich Hoffnung, Weite und ein herzliches Willkommen, mitten im Alltag, Tag für Tag. Und: Von nichts und niemandem abhängig zu sein, auch nicht von Lob, Anerkennung und Wertschätzung, keine Verpflichtungen auf Gegenleistungen. Die Schokolade, die ich teile, aus reiner Freude, nur um Freude zu vermehren … Das ist die ganz große Freiheit – und du kannst mit den Menschen, die dir begegnen, lachen und weinen, mitfühlen und für sie da sein … (aber nicht damit sie dich toll finden oder du geliebt wirst!) – einfach so. Du bist schon geliebt!“ – Was für eine Zusage, unglaublich.

Andrea Geiger
Andrea Geiger ist Projektassistentin im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.