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Winterreifenpflicht in Österreich: Alles, was Autofahrer wissen müssen

HEUTE • 07:00 Uhr
Winterreifenpflicht in Österreich: Alles, was Autofahrer wissen müssen
Wer frühzeitig auf Winterreifen umrüstet, erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr.
ÖAMTC/APA-Fotoservice Hörmandinger

Ab 1. November gilt in Österreich wieder die situative Winterausrüstungspflicht. Bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen dürfen Pkw nur mehr mit Winterreifen unterwegs sein. Wer die Regel ignoriert, riskiert nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch hohe Strafen.

1. Was bedeutet „situative Winterausrüstungspflicht“?
Die Regelung verpflichtet Fahrzeuglenker, bei winterlichen Straßenverhältnissen geeignete Winterreifen zu verwenden. Das betrifft alle Pkw – unabhängig von ihrer Nutzung. Alternativ dürfen Schneeketten auf mindestens zwei Antriebsrädern verwendet werden, jedoch nur auf durchgehend schneebedeckten Straßen. Auch wenn bei mildem Herbstwetter noch mit Sommerreifen gefahren werden darf, ist es empfehlenswert, frühzeitig einen Termin für den Reifenwechsel zu vereinbaren. Sobald die Temperaturen sinken, sind viele Werkstätten rasch ausgelastet. Zudem bieten Winterreifen bereits auf trockener, kalter Fahrbahn deutlich mehr Sicherheit. Die situative Pflicht gilt nicht nur bei Schnee, sondern auch bei Eis, Matsch oder Reifglätte.

Winterreifenpflicht in Österreich: Alles, was Autofahrer wissen müssen
Schneller Profil-Check: Ob die Reifen noch genug Profil haben, lässt sich ganz einfach mit einer 2-Euro-Münze testen. Verschwindet der silberne Rand im Profil, sind die erforderlichen vier Millimeter vorhanden. Alternativ sorgt ein Profiltiefenmesser für eine genaue Kontrolle.

2. Wann ist der beste Zeitpunkt für den Wechsel?
Als Faustregel gilt die sogenannte O-bis-O-Regel – also von Oktober bis Ostern. Spätestens, wenn die Temperaturen regelmäßig unter sieben Grad Celsius fallen, sollte gewechselt werden. Viele Werkstätten raten, den Termin frühzeitig im Herbst zu vereinbaren. Wer bis zum ersten Schneefall wartet, muss häufig mit längeren Wartezeiten rechnen.

3. Welche Strafen drohen bei falscher Bereifung?
Wer im Winter mit Sommerreifen unterwegs ist, verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. Es droht eine Verwaltungsstrafe ab etwa 100 Euro. Wird durch unpassende Bereifung eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer verursacht, kann die Strafe sogar bis zu 10.000 Euro betragen.
Auch im Falle eines Unfalls kann es teuer werden: Die Versicherung darf ihre Leistung kürzen oder ganz verweigern, wenn das Fahrzeug nicht vorschriftsmäßig ausgerüstet war.


4. Wie überprüft man alte Winterreifen richtig?
Vor dem Reifenwechsel sollten die Winterreifen sorgfältig kontrolliert werden. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe beträgt vier Millimeter – und das über die gesamte Wintersaison hinweg. Wer regelmäßig viele Kilometer fährt, sollte eher auf sechs Millimeter setzen. Auch das Alter der Reifen spielt eine Rolle: Nach rund sechs Saisonen sollten sie getauscht werden, selbst wenn das Profil noch ausreichend erscheint. Reifen mit Rissen, Beulen oder anderen Schäden sind generell auszutauschen. Schneller Profil-Check: Ob die Reifen noch genug Profil haben, lässt sich ganz einfach mit einer 2-Euro-Münze testen. Verschwindet der silberne Rand im Profil, sind die erforderlichen vier Millimeter vorhanden. Alternativ sorgt ein Profiltiefenmesser für eine genaue Kontrolle.

5. Wie sinnvoll sind Ganzjahresreifen?
Ganzjahresreifen – auch Allwetterreifen genannt – sind eine mögliche Alternative für Autofahrerinnen und Autofahrer, die vorwiegend im Stadtgebiet unterwegs sind und nur selten in schneereiche Regionen fahren. Voraussetzung ist jedoch, dass die Reifen das Alpine-Symbol mit Schneeflocke und Bergpiktogramm tragen. Für Vielfahrer oder Personen, die regelmäßig über Alpenpässe fahren, bleiben klassische Winterreifen die bessere Wahl. Sie bieten bei tiefen Temperaturen und auf Schnee eine deutlich bessere Haftung.

Winterreifenpflicht in Österreich: Alles, was Autofahrer wissen müssen

„Da die Vorschriften in Europa stark variieren, empfiehlt es sich, vor Reiseantritt die jeweiligen Bestimmungen zu prüfen.“

Ebru Bicer-Düzdelen, Juristin

6. Was gilt für Schneeketten und Alternativen?
Schneeketten dürfen nur verwendet werden, wenn die Straße vollständig mit Schnee bedeckt ist. Sie müssen auf den Antriebsrädern montiert werden und dürfen die Fahrbahn nicht beschädigen. Als Alternative gibt es textile Schneehilfen, sogenannte Schneesocken. Diese sind leicht, rasch montiert und platzsparend, eignen sich jedoch nur für kurze Fahrten und stellen keinen gleichwertigen Ersatz für Schneeketten dar. Es empfiehlt sich, die Montage vorab zu üben und sich mit dem jeweiligen System vertraut zu machen.

7. Welche Regeln gelten im Ausland?
Die Vorschriften zur Winterausrüstung unterscheiden sich europaweit deutlich. In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht – seit Oktober 2024 sind dort nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol zulässig, auch für Fahrzeuge mit österreichischem Kennzeichen. „Rechtlich gesehen ist bei Fahrten ins Ausland besondere Aufmerksamkeit geboten“, betont Ebru Bicer Düzdelen vom ÖAMTC. „Da die Vorschriften in Europa stark variieren, empfiehlt es sich, vor Reiseantritt die jeweiligen Bestimmungen zu prüfen. Damit lassen sich nicht nur mögliche Strafen vermeiden, sondern auch rechtliche Unsicherheiten.“ In Italien legen die Provinzen individuelle Fristen fest. Auf der Brennerautobahn A22 gilt zwischen 15. November und 15. April eine generelle Winterreifenpflicht. In Slowenien gilt diese von 15. November bis 15. März, kann aber bei Schnee auch darüber hinaus verlangt werden. Neu ist die Regelung in Dänemark: Dort drohen seit heuer 1000 Kronen Strafe pro Reifen bei unzureichender Ausrüstung.

Reifen wechseln: So geht’s ohne Werkstatt

Zweimal im Jahr steht der Räderwechsel an – im Frühling kommen die Sommerreifen ans Auto, im Herbst wieder die Winterreifen. Viele lassen diese Arbeit in der Werkstatt erledigen, doch gerade in der Wechselsaison sind Termine oft knapp. Mit etwas Vorbereitung lässt sich der Wechsel auch selbst durchführen. Wer die nötige Ausrüstung hat, spart Zeit, Geld und ist im Ernstfall, etwa bei einer Panne, besser gewappnet.

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Geeigneter Standort: Das Fahrzeug sollte auf festem, ebenem Untergrund stehen – idealerweise in der Garage oder auf einem gepflasterten Platz. Handbremse anziehen, Gang einlegen, dann steht dem sicheren Reifenwechsel nichts im Weg.

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Werkzeug prüfen: Für den Wechsel werden Wagenheber, Radkreuz oder Drehmomentschlüssel, Handschuhe und eine stabile Unterlage benötigt. Viele Bordwerkzeuge sind nur für den Notfall geeignet. Ein solider Rangierwagenheber erleichtert die Arbeit und sorgt für mehr Stabilität.

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Anzugsdrehmoment: Nach dem Wechsel müssen die Radschrauben mit dem vom Hersteller vorgegebenen Drehmoment angezogen werden. Nach rund 50 Kilometern Fahrt sollten alle Schrauben kontrolliert werden.

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Nach der Montage: Nach dem Aufziehen sollten Luftdruck und Reifendrucksensoren kontrolliert werden. Empfehlenswert ist auch, das Montagedatum zu notieren. Winterreifen sollten nach spätestens sechs Jahren ersetzt werden.