Online verführt, teuer bezahlt: Die dunkle Seite der Black Friday Week

Jede vierte Person in Österreich ist beim Online-Shopping rund um den Black Friday bereits auf betrügerische Angebote und vermeintliche Schnäppchen hereingefallen. Auch Influencer bewerben Preisnachlässe, die sich oft als wenig vorteilhaft erweisen. Judith Kastlunger von der AK Vorarlberg warnt vor Fake-Shops, Kaufdruck und Rabatten, die häufig keine sind.
Der Black Friday zählt zu den umsatzstärksten Einkaufstagen des Jahres und fällt heuer auf den 29. November. Rund um diesen Termin hat sich eine ausgedehnte Black Friday Week entwickelt, die bereits im vollen Gange ist und bei vielen Händlern schon Tage vor dem offiziellen Höhepunkt beginnt. Für Influencer gehört diese Phase zu den ertragreichsten des Jahres. Ihre große Reichweite verleiht ihnen gerade unter jungen Erwachsenen erhebliche Wirkungskraft, weshalb sie Rabattcodes und Sonderaktionen besonders früh und intensiv bewerben. Das heizt den Wettbewerb um die besten Deals weiter an. Doch nicht jedes vermeintliche Angebot ist am Ende ein echtes Schnäppchen.
Viele Betrogene am Black Friday
Laut der aktuellen Studie des österreichischen E-Commerce-Gütezeichens war bereits jede vierte Person beim Online-Shopping rund um Aktionstage wie den Black Friday mit betrügerischen Angeboten konfrontiert. Besonders gefragt sind Mode und Elektronik, in diesen Bereichen ist das Risiko besonders hoch. „Gerade zu Tagen wie dem Black Friday werden verhältnismäßig mehr Kaufverträge online abgeschlossen, das bedeutet auch Hochsaison für Betrugsmaschen“, sagt Judith Kastlunger vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Vorarlberg. Besonders häufig landen laut ihr Phishing-Mails in den Postfächern, die täuschend echt aussehen. „Solche Mails führen oft auf gefälschte Websites, wo Daten und Bankinformationen abgefragt werden. Das kann gravierende Folgen haben.“
Fake-Shops und Scheinrabatte
Neben Phishing-Attacken bereiten vor allem Fake-Shops Probleme. „Viele dieser Seiten verschwinden nach wenigen Tagen wieder oder liefern minderwertige Ware. Besonders riskant sind Anbieter, die nur Vorkasse akzeptieren oder kein Impressum haben“, warnt Kastlunger. Auch scheinbare Preisnachlässe sind ein Thema. Händler erhöhen vor Aktionstagen teilweise die Preise, um sie am Black Friday „reduziert“ darstellen zu können. So entstehen Rabatte, die nur optisch existieren.
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Auch große Plattformen und Soziale Medien betroffen
Große Online-Plattformen sind von solchen Strategien nicht ausgenommen. Beim Durchsehen mehrerer Angebote auf Amazon während der Amazon Prime Days im Oktober zeigte sich, dass viele Produkte dort genauso viel kosteten wie in den Wochen davor. Lediglich die durchgestrichenen „statt“-Preise vermittelten den Eindruck eines günstigeren Angebots. Auf sozialen Medien verstärken Influencer diesen Effekt zusätzlich, indem sie Angebote bewerben, deren Rabattversprechen sich bei genauerer Prüfung als deutlich weniger vorteilhaft erweisen. „Oft werden vermeintliche Schnäppchen mit der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers verglichen und nicht mit aktuellen Marktpreisen“, erklärt Kastlunger. „Ein Preisvergleich über seriöse Portale oder bei regionalen Händlern hilft, den Überblick zu behalten.“
Kunden verspüren Kaufdruck
Viele Online-Shops arbeiten gezielt mit psychologischen Reizen: blinkende Rabatt-Schilder, Hinweise wie „nur noch wenige Stück verfügbar“ oder zeitlich limitierte Aktionen. Diese künstliche Verknappung setzt Konsumenten unter Druck. „Solche Tricks erzeugen eine Art Kaufzwang. Viele Menschen bestellen, weil sie glauben, ein Angebot zu verpassen – und nicht, weil sie das Produkt wirklich brauchen“, so Kastlunger. „Gerade in solchen Momenten werden Warnsignale oft übersehen.“
Was ist noch echt und was hilft gegen Online-Betrug?
In der Beratung beobachtet die Arbeiterkammer, dass Konsumenten zwar kritischer werden, teilweise aber zu stark misstrauen. „Zahlungsaufforderungen oder Inkassoschreiben werden manchmal ignoriert, weil man sie für Betrug hält“, sagt Kastlunger. „Doch echte Mahnungen sollten niemals unbeachtet bleiben.“ Wer online einkauft, sollte Preise über mehrere Tage hinweg beobachten und nur bei seriösen Shops bestellen. Ein vollständiges Impressum, sichere Zahlungsarten und Gütezeichen wie das österreichische E-Commerce-Gütezeichen sind laut Kastlunger verlässliche Anhaltspunkte. „Man sollte sich außerdem nicht von auffallend günstigen Preisen täuschen lassen“, betont sie. „Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch.“ Wer dennoch Opfer eines Fake-Shops wird, sollte Zahlungen sofort stoppen, Belege sichern und Anzeige erstatten. „Leider existiert der Shop in solchen Fällen oft gar nicht – nachträgliche Ansprüche sind daher kaum möglich“, erklärt Kastlunger. „Hier hilft nur Prävention. Eine kurze Internetrecherche vor dem Kauf kann schon viel Ärger ersparen.“ Aktionstage wie der Black Friday können eine gute Gelegenheit sein, um Geld zu sparen. Doch zwischen echten und falschen Angeboten liegt oft nur ein schneller Klick – und manchmal der Weg zur Arbeiterkammer Vorarlberg.

Drei Fragen an Judith Kastlunger vom Konsumentenschutz der AK Vorarlberg
Wie groß ist die Abzock-Gefahr rund um den Black Friday?
Kastlunger: Generell werden zu Tagen wie dem Black Friday verhältnismäßig mehr Kaufverträge – besonders im Internet – abgeschlossen. Entsprechend haben Betrugsmaschen aller Art Hochsaison und es gilt jedenfalls besonders vorsichtig zu sein – nicht nur hinsichtlich Rabattaktionen. Auch Phishing-Mails landen in vielen E-Mail-Postfächern – mit verheerenden Folgen: Die Konsumenten werden auf betrügerische Seiten, welche den originalen Webseiten zum Verwechseln ähnlich sehen, weitergeleitet. Dort werden Kundendaten abgefragt und somit nicht nur Zugangsdaten, sondern auch Bankdaten gestohlen.
Welche Betrugsformen treten online besonders häufig auf?
Kastlunger: Im Online-Bereich sind Fake-Shops oder betrügerische Shops das größte Problem. Während bei Fake-Shops gar keine Ware geliefert wird und das Geld weg ist, bekommen Kunden bei betrügerischen Shops zwar manchmal die Ware, jedoch ist die Durchsetzung weiterer Rechte (Gewährleistung, Rücktritt,…) meist nur sehr schwer oder gar nicht möglich. Letztlich bleibt der Kunde oftmals auf dem mangelhaften Produkt sitzen.
Wie sollte man vorgehen, wenn man auf einen Fake-Shop hereingefallen ist?
Kastlunger: Da der Shop meist gar nicht existiert, sind Ansprüche kaum durchsetzbar. Hier hilft nur Prävention: verdächtige Seiten prüfen, Vorauskasse meiden und stets das Impressum kontrollieren.“