Die Forstarbeiter von Morgen: Mit Engagement für Wald und Mensch

In der Agrargemeinschaft Rankweil lernen junge Forstarbeiter bei alles von der Pike auf – Bernhard Nöckl setzt dabei auf Respekt, Geduld und Freude an der Natur.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
neue-redaktion@neue.at
Seit 35 Jahren ist Berhard Nöckl für die Agrargemeinschaft Rankweil im Einsatz und für Waldungen in Rankweil, Laterns, St. Gerold und Satteins verantwortlich. Als Betriebsleiter kümmere er sich um alles, erzählt Nöckl, aber die Ausbildung junger Menschen liege ihm besonders am Herzen: „Mein Steckenpferd ist die Ausbildung“, sagt der gelernte Förster, „und es ist mir ein Anliegen, dass wir die Ausbildung der Forstarbeiter im Land professionell durchführen.“ Nöckl ist Mitglied der Prüfungskommission der Forstfacharbeiterausbildung und unterrichtet auch selbst in Kursen.

Die Tätigkeit eines Forstfacharbeiters erfolgt im Einklang mit den Jahreszeiten. Im Frühling steht die Aufforstung im Mittelpunkt. Pro Jahr pflanzen die Mitarbeiter der Agrargemeinschaft etwa 6000 junge Bäume. Hier geht es darum, den Wald mit klimafitten Baumarten, die mit den veränderten Bedingungen gut zurechtkommen, aufzuforsten. In den Sommermonaten kümmern sich die Forstfacharbeiter um die Pflege der Baumsetzlinge, mähen um die Jungpflanzen herum und kontrollieren den Bestand. Im Herbst werden die Wälder durchforstet und zu dichte Waldungen ausgelichtet, bis schließlich im Winter die Hauptsaison der Baumschlägerungen beginnt, in der das Qualitätsholz geerntet wird. Zusätzlich ist das Team gefordert, wenn nach Unwettern Forststraßen repariert und umgefallene Bäume entfernt werden müssen.
Abwechslungsreiche Arbeit
Zwei Lehrlinge bildet der Betrieb derzeit aus, insgesamt beschäftigt er knapp zwanzig Mitarbeiter. „Bei uns ist es so, dass die Lehrlinge von Anfang an überall mitarbeiten. Sie fahren am morgen mit der Partie in den Wald und kommen am Abend mit ihr zurück. So lernen sie alles von der Pike auf“, erklärt Bernhard Nöckl. Die Lehrlinge sollen die Freude und das Interesse am Beruf behalten. Deshalb werden sie gleich in die Mannschaft integriert. Jeder Lehrling bekommt ein Funkgerät und darf überall mitmachen – vom Pflanzen bis zum Arbeiten mit dem Seilkran. Es ist Nöckl wichtig ein gutes Arbeits- und Lernklima zu schaffen. Mitarbeiter und Lehrlinge arbeiten nicht im Akkord. Dadurch können die Lehrlinge im eigenen Tempo dazulernen und stehen nicht unter Druck. „Der Schwächere darf schwächer sein – das Wichtigste ist, dass er lernt. Es ist dadurch auch besser möglich, auf die Sicherheit zu achten“, führt er aus. Denn gerade für Anfänger ist der Umgang mit der Motorsäge eine Herausforderung. „Wir hatten zum Glück auch noch nie eine gröbere Verletzung mit der Motorsäge. Darauf sind wir stolz.“

„Bei uns ist es so, dass die Lehrlinge von Anfang an überall mitarbeiten. Sie fahren am Morgen mit der Partie in den Wald und kommen am Abend mit ihr zurück. So lernen sie alles von der Pike auf.“
Bernhard Nöckl, Betriebsleiter
Für den 56-jährigen, dessen Großvater Förster im Klostertal war, stand schon früh fest, dass er einmal im Wald arbeiten möchte. Bereits als Vierjähriger war er überzeugt: „Ich will Förster werden.“ Nach dem Gymnasium absolvierte er die Försterausbildung an der HBLA-Forstwirtschaft in der Steiermark. „Das Schönste am Beruf ist für mich, draußen in der Natur zu arbeiten, auch wenn ich inzwischen viel Zeit im Büro verbringe“, erzählt er und lacht. Er möchte den Betrieb weiterbringen und jungen Leuten die Chance geben, sich zu entfalten. Neben der Vermittlung fachlicher Kenntnisse, ist dem Betriebsleiter die persönliche Weiterentwicklung seiner Lehrlinge ein Anliegen. Dazu gehört auch eine jährliche Weiterbildung, über die sie in einer Präsentation berichten müssen. Dadurch lernen sie, vor anderen zu sprechen. Es sei sehr schön zu sehen, wie aus den schüchternen Jugendlichen selbstbewusste junge Männer werden. „Ich möchte junge Burschen mit Anstand“, sagt er. Deshalb hat Nöckl sogar einmal eine Expertin eingeladen, die einen Kurs über gutes Benehmen hielt. „Das sind alles Dinge, die die Burschen für das Leben mitnehmen“, ist er überzeugt.
Zwei Ausbildungswege
Es gibt zwei Möglichkeiten sich zum Forstfacharbeiter auszubilden: Nach der abgeschlossenen Landwirtschaftsschule kann man ein Jahr in einem Forstbetrieb arbeiten und dann die Prüfung zum Forstfacharbeiter absolvieren. Oder man absolviert eine dreijährige Lehre in einem Forstbetrieb und besucht die Berufsschule Rotholz in Tirol, die in geblockter Form stattfindet. Der 17-jährige Alex befindet sich bereits im dritten Lehrjahr. „Bei mir liegt das in der der Familie“, sagt er. „Ich war schon als Kind immer auf der Alpe und hatte eine Motorsäge in der Hand. Mir gefällt die Abwechslung in dem Job, es ist jeder Tag anders. Man hat viele verschiedene Aufgaben und weiß am Ende des Tages, was man gemacht hat. Und es ist super, dass ich jeden Tag draußen in der Natur sein kann. Diese Arbeit ist das Beste, was man machen kann.“ Auch Philipp hat seine Liebe für den Wald früh entdeckt. „Ich war früher schon immer mit meinem Vater holzen. Es ist genau richtig und ich bin gerne draußen in der Natur.“, erzählt der 16-Jährige, der vor rund zwei Monaten mit der Lehre begann. „Und die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, mag ich auch gerne. Das ist ein gutes Team.“

Ein besonderes Anliegen von Bernhard Nöckl ist es, auch Lehrlingen mit Handicap eine Chance zu geben und sie nach der Lehre zu übernehmen. „Das ist mir einfach ein persönliches Anliegen. Bei uns kennen sie die Abläufe, und es sind super Burschen, die sich sehr in die Arbeit hineinknien.“ Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Leute verstehen, was für ein anspruchsvoller Beruf die Arbeit im und für den Wald ist. Denn Forstfacharbeiter sind Fachleute, die Verantwortung übernehmen für den Wald, das Klima und die Zukunft.