Abzocke durch Pseudo-Coaches im Netz: AK warnt vor unseriösen Online-Angeboten

Selbsternannte Online-Coaches versprechen auf Social Media das große Geld mit wenig Arbeit. Doch statt finanzieller Freiheit erleben viele Nutzer teure Enttäuschungen. Konsumentenschützer warnen: Hinter den verlockenden Versprechen steckt oft ein System aus Druck, Täuschung und leeren Inhalten.
„Willst du in wenigen Tagen ein Einkommen von 10.000 Euro erreichen?“ Mit solchen Slogans locken selbst ernannte Coaches auf Instagram, TikTok oder Youtube neue Kunden an. Die Versprechen lauten auf finanzielle Unabhängigkeit, Erfolg ohne Stress und ein luxuriöses Leben. Doch wer sich auf die Programme einlässt, zahlt oft Tausende Euro und bekommt dafür wenig bis nichts.
Coaching ohne Qualität
Das Angebot reicht von Coachings zu Kryptowährungen über Selbsterfahrungstrainings bis hin zu Programmen für Unternehmensgründungen oder eine verbesserte Social-Media-Präsenz. Hinter vielen dieser Angebote stecken sogenannte Pseudo-Coaches – Anbieter, die sich als Erfolgstrainer oder Finanzexperten ausgeben, jedoch meist keine fundierte Ausbildung oder nachweisbare Qualifikation haben. Ihr Ziel ist es, mit hohen Versprechen und geschicktem Marketing möglichst viele Kunden zu teuren Verträgen zu bewegen. „Die Themen der Coaching-Fälle sind sehr breit gestreut, von Krypto-Trading über Selbsterfahrungstrainings bis hin zu Unternehmensgründungen“, sagt Franz Valandro vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Vorarlberg. In den vergangenen Jahren habe die AK hunderte Anfragen zu unterschiedlichen Coaching-Angeboten bearbeitet, besonders seit 2020 sei die Zahl deutlich gestiegen.
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Junge Zielgruppe besonders gefährdet
Hohe Schadenssummen. Die finanziellen Schäden sind erheblich. „Aktuell haben wir drei Fälle mit Forderungen von 17.500, 32.000 und 50.000 Euro“, erklärt Valandro. In den meisten Fällen liegen die Summen zwischen 3000 und 5000 Euro. Viele Anbieter haben ihren Unternehmenssitz außerhalb Europas, was rechtliche Schritte erschwert. „Derzeit sind keine gerichtlichen Verfahren anhängig, das kann sich aber rasch ändern“, sagt Valandro. Betroffen sind vor allem junge Erwachsene, die sich selbstständig machen möchten oder ein Zusatzeinkommen erhoffen. „Die Zielgruppe sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren“, sagt Valandro. „Viele möchten neben Schule, Studium oder Beruf ein zusätzliches Einkommen erzielen und geraten dabei an unseriöse Anbieter.“
Social Media als Bühne für Blender
Eine besondere Rolle spielen die sozialen Medien, auf denen Pseudo-Coaches gezielt Sichtbarkeit erzeugen. Plattformen wie TikTok oder Instagram befördern Inhalte, die Erfolg, Luxus und Selbstverwirklichung versprechen, besonders stark. So werden Videos mit schnellen Botschaften und emotionalen Appellen bevorzugt angezeigt, während kritische Stimmen kaum Reichweite erzielen. Diese Dynamik führt dazu, dass die Werbevideos der Pseudo-Coaches häufig hunderttausende Aufrufe erreichen – und dadurch seriös wirken, obwohl sie es nicht sind. Hinter den Angeboten steckt geschicktes Marketing. Die Coaches inszenieren sich als erfolgreich und unabhängig und sprechen gezielt Menschen an, die sich beruflich verändern wollen. Diese emotionale Ansprache erzeugt den Eindruck, der Erfolg sei nur einen Mausklick entfernt.

„Junge Menschen lassen sich von schnellen Erfolgsversprechen blenden und geraten dadurch an unseriöse Anbieter.“
Franz Valandro, Konsumentenschutz
„Wenn das Versprechen zu einfach klingt, etwa ein hoher Gewinn binnen eines Jahres ohne aktives Zutun, ist Vorsicht geboten“, warnt Valandro. Auch Zeitdruck werde gezielt eingesetzt, um Kunden zu einer schnellen Entscheidung zu drängen. „In vielen Fällen fehlen zudem klare Informationen zum Anbieter oder zu den Vertragsinhalten. Oft wird auch das gesetzlich verpflichtende Rücktritts- und Widerrufsrecht bei Online-Verträgen vorenthalten.“ Viele Anbieter treten mit angeblich exklusivem Wissen auf, obwohl sie selbst keine fachliche Ausbildung haben.
Was betroffene tun können
Täuschung. Wer auf solche Angebote hereinfällt, zahlt nicht nur finanziell, sondern auch emotional einen hohen Preis. Viele Kunden fühlen sich getäuscht und schämen sich, hereingefallen zu sein. Valandro rät, rasch zu handeln, Verträge zu prüfen, Zahlungen zu stoppen und rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Nach Beobachtungen aus dem europäischen Verbraucherumfeld verschwinden viele dieser Anbieter, sobald Beschwerden zunehmen. Webseiten werden gelöscht, Profile geschlossen, neue Firmen gegründet. Die Arbeiterkammer empfiehlt daher, alle Unterlagen wie Verträge, E-Mails und Zahlungsbelege aufzubewahren, um im Ernstfall rechtlich vorgehen zu können. Denn eines steht fest: Reich werden in diesem System nur jene, die es verkaufen.

Drei Fragen an Franz Valandro, Konsumentenschutz der AK Vorarlberg
Wer ist von den Pseudo-Coachings besonders betroffen?
Valandro: Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren sind betroffen. Viele möchten sich selbstständig machen oder neben Schule, Studium oder Beruf ein zusätzliches Einkommen erzielen – und geraten dadurch an unseriöse Anbieter. Diese Altersgruppe wird über Social Media gezielt angesprochen, weil sie dort besonders aktiv ist und oft nach neuen Möglichkeiten sucht.
Wie hoch sind die finanziellen Schäden, die durch Online-Coachings entstehen?
Valandro: Die finanziellen Forderungen bewegen sich in einem breiten Rahmen. Aktuell betreuen wir Fälle mit Summen von 17.500, 32.000 und 50.000 Euro. In den meisten Fällen liegen die Beträge aber zwischen 3000 und 5000 Euro. Die Spannweite zeigt, dass sowohl kleinere als auch sehr hohe Summen im Spiel sein können – je nachdem, wie viele Verträge oder Zusatzpakete abgeschlossen wurden.“
Woran lässt sich erkennen, dass es sich um ein unseriöses Angebot handelt?
Valandro: Wenn das Erfolgsversprechen zu einfach klingt, man unter Zeitdruck gesetzt wird oder keine klaren Vertragsinformationen vorhanden sind, sollte man vorsichtig sein. Häufig fehlt auch das gesetzlich vorgeschriebene Rücktrittsrecht. Auffällig ist außerdem, dass viele dieser Anbieter nicht im europäischen Rechtsraum registriert sind, was spätere rechtliche Schritte ungemein erschwert.