Stadtspuren vom Gütle zur Inatura

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet spazieren in Dornbirn vom ehemaligen Industriestandort Gütle der Dornbirner Ach entlang zur Inatura.
Im April hat es sich bewährt für jedes Wetter taugliche Wanderungen oder Spaziergänge zu planen. Bei solch einem wechselhaften oder nassen Aprilwetter bietet sich dieser Spaziergang für die ganze Familie in Dornbirn an.
Stationen des Lehrpfads
Obwohl die Gehzeit kurz ist, kann sich die Dauer der Wanderung sehr verlängern. Denn viele interessante Informationen erwarten einen an den verschiedenen Stationen des Industrielehrpfads. Letztes Jahr führte der Wandertipp 479 von der Station acht bei der Inatura bis zum Schaukraftwerk Forach, dem Ende des Lehrpfads. Dieses Mal startet man an Station Nummer eins im Gütle beim Mammutbaum. Die Firmenteilhaber der Firma Hämmerle brachten 1893 von der Weltausstellung in Chicago Mammutbaumsetzlinge mit. Einer davon wurde neben dem Springbrunnen eingepflanzt. In menschlichen Dimensionen gemessen, wäre der Baum etwa drei Jahre alt. Dies, weil der etwa 130-jährige Baum noch weitere 2800 Lebensjahre vor sich hat. Mit 58 Metern Höhe ist er der höchste Mammutbaum Österreichs.
Die verschiedenen Fabrikgebäude und Arbeiterwohnhäuser sind auf den orangefarbenen Informationstafeln gut beschrieben. Diese architektonischen Zeitzeugen aus der Blüte der Vorarlberger Textilindustrie beherbergen heute andere Unternehmen oder auch das Krippenmuseum. Am Straßenrand verlässt man das Gütle und geht der Ach entlang talauswärts.

Conrad Sohm und Mühlebach
Letzten Winter hat der Bodenbach das Veranstaltungslokal Conrad Sohm in die Schlagzeilen gebracht. Doch anders als bei gefeierten Künstlern war dies keine Kulturberichterstattung. Durch das Bachbett des unscheinbaren Bodenbachs hat sich eine Mure ihren Weg gebahnt und dabei die Zufahrtsbrücke beschädigt und den Steg zum Wanderweg weggerissen. Jetzt kann mit der neuen Behelfsbrücke sogar auf zwei Brücken die zweite Station der Stadtspuren besucht werden. Ein neuer Steg überspannt das Bodenbächlein hinüber zum Wanderweg. Unterwegs zum Waldbad kann man sich an Pflanzen wie dem Dreiblättrigen Schaumkraut erfreuen, die im Frühling für Farbtupfer am Waldboden sorgen. Beim Waldbad zweigt man Richtung Bushaltestelle ab. Über der Ach wieder neben der Straße kommt man kurz darauf zur Wasserfassung des Müllerbachs. Dort kann sich die Dornbirner Ach noch als wildromantischer Gebirgsbach zeigen, bevor es der Stadt zu weitergeht.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Von Mammutbäumen, Industrieentwicklungen und Globalisierung der Wirtschaft erzählt dieser gemütliche Spaziergang in Dornbirn.
Anforderung und Gehzeit: insgesamt circa eine Stunde Gehzeit und circa 70 Höhenmeter im Abstieg des Wegverlaufs
Markierungen: weiß–gelb, orange Pfeile der Stadtspuren
Charakter der Wege: Straße, Spazierweg
Kultur und Natur: Infotafeln der Stadtspuren, Gebäude der Industriegeschichte, Mammutbaum, Inatura, Dornbirner Ach
Anziehen und Mitnehmen: An die Witterung angepasste Wanderkleidung
Einkehrmöglichkeiten: verschiedene entlang des Weges und in der Inatura
Start und Ende: Start in Dornbirn Gütle beim Mammutbaum, Ende bei der Inatura, Bus Linie 177 Haltestelle „Dornbirn Gütle“
Dampfmaschine
Bei der Talstation der Karrenseilbahn umgibt einen wieder städtisches Flair. Die Station vier präsentiert die sorgsam restaurierte Dampfwalze. Die schwere Maschine im Glaskubus ist ein schöner Kontrast zu den leichten in die Höhe schwebenden Gondeln der Seilbahn. Weiter geht es an Mühlebündt vorbei zum Spielplatz. Vielleicht duftet es nach Brot, wenn man auf der schnurgeraden Achstraße zuerst zu Juchen (heute Ölz) und folgend nach Sägen gelangt. Bei der Fachhochschule, dem ehemaligen Sägenviertel, darf der alte Kamin aus roten Ziegeln gefunden werden. Das Ziel kann nun zwar über die Schulstraße, doch sicher ansprechender dem Lauf der Ach folgend, erreicht werden. Zu guter Letzt mündet ein Fußweg auf der Rückseite der Inatura. Der unscheinbare Müllerbach treibt das große Wasserrad an, fließt weiter zum Kraftwerk in Forach. Am Ziel der Wanderung angekommen, kann man die Tour mit dem Besuch der wertvollen Ausstellungen in der Inatura und einer Stärkung beschließen.

Informationen zu aktuellen Themen
Die Inatura feierte letztes Jahr ihr 20-jähriges Bestehen (Wandertipp 479) und zeigt derzeit eine Sonderausstellung mit dem Titel „Um alles in der Welt. Meinem Alltag auf der Spur“. Unser tägliches Leben ist ohne die Globalisierung nicht mehr vorstellbar. Dies wird auf leicht verständliche Art in einem 25 Meter langen Wimmelbild dargestellt. Mehr als 10.000 Bildelemente hat der Vorarlberger Künstler Simon Vith gezeichnet. Der Grafiker Laurenz Feinig hat diese zum Bild zusammengefügt. Zahlen und Fakten zu den im Bild gezeigten Lebensbereichen werden auf 15 verschiedenen Plakatfahnen präsentiert.
Denn neben den bekannten und geschätzten Vorteilen der Globalisierung sollten auch die Nachteile unseres Konsumverhaltens nicht vergessen werden. Zu den aktuellen Themen wie etwa Energie, Müll, Verkehr oder Biodiversität, werden sachliche Informationen angeboten. Die ständige Ausstellung über die Tierwelt Vorarlbergs ist für Kinder perfekt inszeniert, aber auch für Erwachsene sehr sehenswert. Hier kann man sein Wissen über Insekten, Vögel, Säugetiere und Tierspuren auffrischen. Bei den mit lebenden Tieren besetzten Terrarien kann der Blick geschärft werden, um auch in freier Wildbahn öfters Tiere zu erspähen.
Vom Geschäft zum Nachtlokal.
Das Conrad Sohm wurde anfangs der 1990er-Jahre vom Musikveranstalter Hannes Rothmeyer gegründet. Der Name bezeichnete zuvor ein Dornbirner Spielwarengeschäft, dessen Namensschild noch heute das Konzert- und Nachtlokal ziert. Anfangs wurde der Strom für das Lokal sogar selbst erzeugt, denn das alte Kraftwerk ist im Haus verblieben. Aus technischen Gründen wurde jedoch später doch ans Stromnetz angeschlossen.

Blumenkunde
Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) gehört zur Familie der Zypressengewächse und kann über 3000 Jahre alt werden. Dabei erreicht er eine Höhe von bis zu circa 95 Meter und einen Stammumfang von etwa 30 Metern. Die Nadeln liegen schuppenartig an den Zweigen und werden nach circa drei bis vier Jahren abgeworfen. Ab dem zehnten Jahr können Zapfen entstehen. Die weiche Rinde enthält kein Harz. Sie wird sehr dick und schützt den Baum bei Waldbränden.

Quellen: inatura.at, stadtarchiv.dornbirn.at; Stadtspuren Klaus Fessler und Werner Matt, 2023; Stadtplan Dornbirn, Welcher Baum ist das?, Kosmos Verlag 2020; Das Leben der Mächtigen, Zora del Buono, Naturkunden Verlag 2016