Flora

Wandertipp: Kultur und Natur am Wegesrand

06.07.2024 • 08:00 Uhr
Wandertipp Ludesch Thüringen
Die Ruine Blumenegg mit wunderschönem Ausblick. Vylet

Hertha Glück und Gerhard Vylet erfreuen sich bei dieser abwechslungsreichen Wanderung im Walgau über Kulturgüter aus vergangener Zeit.

In Ludesch öffnet am morgigen Sonntag die Kulturgüter Begegnungsstätte „Gmeiner Huus“ erstmals ihre Tore und in Thüringen ist in der Villa Falkenhorst die aktuelle Skulpturenausstellung zu sehen. Bei dieser Tour auf der Sonnenseite des Walgaus kann beides erlebt werden.

Gmeiner Huus und Burgruine

Ob vom Bahnhof oder ab der Bushaltestelle, zu Beginn sind ein paar Meter neben der Straße zu gehen. Hin zum Kreisverkehr beim alten Steinbruch in Ludesch, wo man auf den schattigen Wanderweg trifft. Entlang des Mühlbachs geht es auf den Ludescher Ortsteil Barx zu. Rechts steigt das Gelände steil an, links blickt man über die Wiesen Ludeschs. Nach dem Firmengelände gelangt man über den Wurzelweg hinauf zur St. Martin Kirche. Diese wird 842 erstmals urkundlich erwähnt. Die Westfassade ziert ein Fresko, das an die hll Christophorus oder auch Theodul erinnert und mit der Sagengestalt „Riese von Barx“ in Verbindung gebracht wird. Direkt bei der Kirche führt ein schmaler Wiesenweg hinunter zum „Gmeinerhuus“. Othmar Gmeiner, der Stifter der Kulturgüter Sammlung, verwaltete selbst viele Jahre den Schlüssel zur St. Martinskirche. Die Begegnung mit den ausgestellten Objekten erinnert an vergangene Tage, über die manch Zeitzeuge noch Spannendes zu erzählen weiß.

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Das Gmeiner Huus gilt als Treffpunkt und Ort der Begegnung. Vylet

Während man auf der Dorfstraße in Richtung Thüringen weitergeht, kommt man an mehreren Brunnen vorbei, über deren Geschichte wird beim „Tanzbrunnen“ informiert. Neben der viel befahrenen Walgaustraße wird die Lutz überquert und gleich danach rechts der Straße bis über den Bach (derzeit eine Baustelle) zur Abzweigung der Forststraße gefolgt. Etwas oberhalb beginnt der Waldwurzelweg. Dieser entlässt einen bei der Ruine Blumenegg, deren Überreste links oben, am Hügel stehen. Der im Ruinengelände errichtete Kulturraum dient zugleich als Schutz der darunterliegenden Mauerreste und als Aussichtsplattform. Ist das historische Gelände besichtigt, bringt einen die Forststraße bergan dem nächsten Etappenziel, dem Montjolaweiher näher. Schon bei der Brücke über den Schloßtobel bietet sich neuerdings ein herrlicher Blick auf die südlich gelegenen Berge und die Hochebene Quadern.

Weiher, Wasserfall und Villa

Leicht spaziert es sich bis zum Weiher. Derzeit wird am Hochwasserschutzprojekt Montjola gearbeitet. Vom schmalen Bergweg aus, ist im Abstieg der Wasserfall gut zu sehen. Unten angekommen, übernimmt die Straße hinunter zur ersten Kehre, wo man zur Villa Falkenhorst abzweigt. Das Haus wurde vom schottischen Unternehmer John Douglas 1837 errichtet. Sein Sohn John Sholto Douglas betätigte sich auch als Naturwissenschaftler, Jäger und Bergsteiger. Nach ihm ist die erste Alpenvereinshütte am Lünersee benannt. 1999 wurde die Villa in ein Kulturzentrum umgebaut, in dem Konzerte, Theater, Ausstellungen und Workshops stattfinden. Aktuell werden Skulpturen von Magnus Pöhacker gezeigt, der in seinem Werk Menschen und Bäume thematisiert. Im Keller der Villa sind kleinere Arbeiten zu sehen, im frei zugänglichen Park große Skulpturen aufgestellt. Die großen grauschwarzen oder goldig glänzenden Figuren regen die Fantasie an. Laden dazu ein, im künstlerischen Ambiente dieses Gartens zu verweilen.
Nur wenige Schritte abwärts zum Sägawinkel und die Dorfstraße mit dem Busplatz ist rasch erreicht. Dort kann eingekehrt und die Rückfahrt mit dem Bus angetreten werden.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Kultur entlang des Wegs sorgt für Abwechslung, auch an bewölkten Tagen viel zu sehen
Anforderung und Gehzeit: zweieinhalb Stunden Gehzeit, etwa 250 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs
Markierungen: weiß–gelb, weiß-rot-weiß
Charakter der Wege: Straße, Schotterweg, Wiesenweg, Waldweg
Kultur und Natur: Dorfbrunnen, Kirche St. Martin und „Gmeiner Huus“ in Ludesch, Burgruine Blumenegg, Montjola Weiher, Wasserfall, Villa Falkenhorst in Thüringen
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Wanderstöcke für zwei kurze, steile Passagen
Einkehrmöglichkeiten: verschiedene in Thüringen und Ludesch
Start und Ende: Start ÖBB Bahnstation Ludesch oder Bushaltestelle „Gärtnerei Metzler„ (Linien 530, 560, 565); Ende in Thüringen an der Bushaltestelle „Busplatz“

Rund um die Tour: Begegnungsstätte Gmeiner Huus

Das circa 200-jährige Bauernhaus wurde 1883 von Konrad Gmeiner, der aus dem Bregenzerwald nach Ludesch übersiedelt war, erworben. Er war Bauer und Zimmermann. Sein Sohn Jodok war ebenfalls Bauer und Zimmermann. Dieser begann dann damit verschiedene Werkzeuge aus dem Holzhandwerk wie etwa Hobel zu sammeln. Sein, als zweitjüngster am 15.09.1929 geborener Sohn Othmar, übernahm von ihm die Freude an alten Dingen. Ab den 1950er Jahren begann auch er, vor allem Geräte und Gegenstände aus Holz zu sammeln. Wie sein Vater machte er sich viele Notizen und betätigte sich als Orts-Chronist. 1967 übernahm er das elterliche Haus, in dem er mit seiner Frau Karin, die ihn tatkräftig unterstützte, lebte. 2014 waren bereits über 800 Objekte zusammen gekommen und die Sammlung wurde in die Liste der Walgauer Sammlungen vom Verein Kulturgut Walgau (vormals Kulturgutsammlung Walgau) aufgenommen. Dabei wurde sie fotografisch dokumentiert und mit Unterstützung der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg inventarisiert.

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Das Gmeiner Huus. Vylet

Dass die Sammlung auch nach seinem Ableben (†26.06.2016) erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich bleibt, war Othmar Gmeiner zu Lebzeiten ein großes Anliegen. Daher vermachte er das Haus mit der inzwischen auf über 1500 Objekte angewachsene Sammlung der Gemeinde Ludesch. Ab 2018 wurde die Sammlung der Öffentlichkeit präsentiert und mit der Konzeption einer Begegnungsstätte Gmeiner Huus begonnen. Nach den von der EU unterstützten Umbauarbeiten, wurde diese am 21.06 2024 feierlich eröffnet. Bis Oktober werden an jedem ersten Sonntag des Monats, von 14:00 bis 16:00 Uhr die Türen geöffnet sein. Dann wird zur Begegnung mit den Sammelobjekten eingeladen. Nächster Termin ist der 7.7.2024. Ein spannender Sonntagsausflug, bei dem sicher Jung und Alt noch lernen können.

Pflanzenkunde

Die Gemeine Nachtkerze (oenothera biennis) wurde 1620 aus Nordamerika nach Europa gebracht. Sie kann bis zu zwei Meter hoch werden, ist zweijährig und blüht erst im zweiten Jahr. Zwischen Juni und September kann das rasche Öffnen der Blüten, welche nur kurz blühen, beobachtet werden. Die Bestäubung erfolgt durch Nachtfalter, Bienen und Hummeln. Die Samen enthalten wertvolles Öl und wurden bereits von den Ureinwohnern Amerikas als Heilmittel verwendet.

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Die wunderschöne Blüte der Nachtkerze. Vylet

Verwendete Quellen: gmeinerhuus.at; falkenhorst.at; dk-rb.at; ludesch.at; Welche Heilpflanze ist das?, Kosmos Verlag, 2017; Karte: BEV 1230 West Bludenz