Flora

Wie wirkt sich Trockenheit auf unsere Bienen aus?

16.04.2025 • 08:00 Uhr
Wie wirkt sich Trockenheit auf unsere Bienen aus?
Martina Pinzger ist Imkerin, Markus Nussbaumer ein Experte der Inatura. Hartinger/Canva

Das Ausbleiben von Regen macht der Natur in Vorarlberg derzeit ordentlich zu schaffen. Imkerinnen und Imker sind wachsam.

“Ich hoffe wirklich, dass heute noch ein paar Tropfen fallen werden.“ Der hoffnungsvolle Blick von Martina Pinzger wandert zum Fenster. Sie wirkt angespannt, doch zurecht. Pinzger ist Imkerin und teilt ihren Kummer gerade mit vielen anderen Imkerinnen und Imkern aus Vorarlberg. Sie alle warten sehnlich darauf, dass es regnet.
Denn die anhaltende Trockenheit wird für die Bienenvölker zunehmend zum Problem. Zum einen finden die Arbeiterbienen nichts zu fressen, dadurch leidet nicht nur die Honigproduktion, auch ganze Bienenvölker sind vom Hungertod bedroht. Ein weiteres Problem könnte der allgemeine Rückgang der Bienenpopulation darstellen, da für die anstehende alljährliche Brut nicht genügend Futtermaterial zur Verfügung steht. „Speziell das Ausbleiben de Löwenzahnblüte momentan bereitet uns Imkerinnen und Imkern Sorgen. Der Löwenzahn ist eine der ersten Trachtpflanzen, die wir für die Nektarproduktion haben“, erläutert Pinzinger. Normalerweise öffnen diese Pflanzen ihre Blüten gegen 9 Uhr Morgens. Die Nektarproduktion dauert dann ohnehin nur ein paar Stunden an, bevor die Blüte sich wieder verschließt. Bei anhaltender Trockenheit öffnen die Blüten sich gar nicht erst.

Wie wirkt sich Trockenheit auf unsere Bienen aus?
Hartinger


Der weitreichendste Schaden könnte das Ausbleiben der Obstbaumblüte im Sommer sein, wenn die Bienen jetzt zu wenig Wasser haben, um den Nektar richtig ausbilden zu können. „Das könnte eine große Auswirkung auf die Bestäubung und schlussendlich dann auch auf die Früchte haben“, sagt Pinzger.

Trachtpflanzen

Oder auch Bienentrachtpflanzen genannt, bezeichnen Pflanzen, die von Bienen für die Erzeugung von Honig bevorzugt werden. Sie sind besonders reichhaltig an Nektar und Pollen und werden häufig von Honigbienen angeflogen.

Wichtige Überlebensquelle

Denn was nur die wenigsten wissen: Ein Bienenvolk benötigt bis zu 80 Liter Wasser im Jahr. Das Wasser ist ein essenzieller Bestandteil im Leben und vorallem für die tägliche Arbeit der Bienen. So sammeln sie beispielsweise Pollen als Proteinquelle. Um diesen allerdings aufschlüsseln zu können, benötigt sie Wasser. Auch für die Aufspaltung von Honig selbst benötigen Bienen Wasser.
Die schwerste Stufe des Überhangs an Pollen und des Fehlens von Nektar ist die sogenannte Maikrankheit. Das ist eine Darmerkrankung von erwachsenen Bienen. Sie äußert sich ähnlich, wie eine Verstopfung beim Menschen. „Wenn Bienen zu viel Pollen holen und in den nächsten Tagen nicht ausfliegen können, oder keine Blüten finden, dann ist ihre Verdauung durch den Pollen so blockiert, dass sie qualvoll verenden. Sie bräuchten Wasser für die Verdauung“, erklärt Pinzger. Umso zuckerhaltiger der Nektar ist, desto weniger Wasser enthält er.

Wie wirkt sich Trockenheit auf unsere Bienen aus?
Martina Pinzger ist Imkerin. Hartinger

Unter den Imkerinnen und Imkern ist man derzeit noch nicht alarmiert, aber wachsam. „Wir müssen die Entwicklungen derzeit wirklich gut beobachten“, sagt die Imkerin. „Wenn es jetzt leicht regnen würde, könnte sich alles noch gut entwickeln und wir müssten mit keinen schwereren Folgen für den Rest des Jahres leben. Wenn der Regen ausbleibt, dann schaut die Honigernte dieses Jahr allerdings sehr schlecht aus.“
Denn Honig ernten können Imkerinnen und Imker nur dann, wenn bei einem Bienenvolk ein Überschuss an Honig vorhanden ist. „Das Bienenvolk selbst benötigt bis zu 50 Kilogramm Honig pro Jahr“, erklärt Pinzger.

Auch Wildbienen betroffen

Doch nicht nur die Honigbienen leiden unter dem Ausbleiben des Regens. Auch die frei lebenden Wildbienen stehen vor großen Herausforderungen. Wildbienenarten wie Hummeln, Hornissen, oder Wespen, leben solitär, also allein und nicht im Schwarm. Lediglich die Königinnen überwintern und bauen sich dann im Frühjahr wieder einen Staat auf. Bleibt allerdings die Futterquelle aus, und können keine neuen Generationen an Bienenstaaten aufgebaut werden, leidet die Population der Wildbienenarten stark. „Wir werden lernen müssen, damit umzugehen“, ist sich Pinzger sicher. „Die Trockenheit war bereits letztes Jahr ein Riesenthema hier in Vorarlberg und wird es auch zukünftig bleiben.“
Auch die warmen Winter spielen zunehmend eine Rolle in der Imkerei. Die sogenannten Winterbienen, das sind Honigbienen, die im Spätsommer und Herbst schlüpfen und das Bienenvolk über den Winter bringen. Sie sind älter und leben länger als Sommerbienen, machen ein bis zwei Monate Winterruhe. In dieser Zeit brüten sie nicht, die Phase dient der Erholung und Ressourcenschonung. Diese Winterruhe findet allerdings nur bei Temperaturen von unter fünf Grad statt. „In den letzten zwei, drei Jahren haben die Bienen durch gebrütet. Das bedeutet einen enormen Energieaufwand und dadurch auch eine stark verkürzte Lebenszeit.”

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Doch Pinzger versucht, trotz der Umstände optimistisch zu bleiben. „Wir können sehr stolz auf unseren Honig aus Vorarlberg sein. Wir sind hier nicht mit Sonnenblumen- oder Rapsfeldern verwöhnt, wie anderswo. Wir sind auf Spezialsituationen wie den Wald angewiesen und das schafft echte Raritäten und einen einzigartigen, wunderbaren Honig.“

Regenwasser

Wenn man als Privatperson das Bedürfnis hat, sowohl Wildbienen als auch Honigbienen bei der Wassersuche zu helfen, kann man das ganz einfach tun, wie Markus Nussbaumer von der Inatura Dornbirn erklärt.
„Bienen lieben algenhaltiges Wasser, da eignet sich Regenwasser am besten.“ Zusätzlich sollten Start- und Landeflächen bereitgestellt werden, damit die Tiere die Trinkstelle bestmöglich anfliegen können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Aufstellen von einem Stück Holz, oder einem Stein. „Bienen sind nämlich Nichtschwimmer“, informiert Nussbaumer.