Formel 1

Vorarlberg zu Gast auf der Klassikwelt

17.05.2025 • 12:00 Uhr
Klassikwelt Bodensee 2025
Die Montafoner Roman Spannring (hinten), Adriano Agueci (l.) und Matthias Rudigier (r.). Dedeleit

Die Automesse Klassikwelt Bodensee in Friedrichshafen geht derzeit zum 16. Mal über die Bühne. Auch für viele Vor­arlberger ist sie ein Highlight.

von Jochen Dedeleit

Über 300 klassische Fahrzeuge auf zwei, drei und natürlich vier Rädern erinnern noch bis Sonntagabend täglich mit ihrem unnachahmlichen Sound auf dem 1,6 Kilometer langen Messerundkurs an glorreiche Rennsportzeiten. Neben dem Vintage Racing und der Airshow mit einigen der besten Piloten Europas und ihren historischen Flugzeugen wie der BO-105 der Flying Bulls und einem Helikopter präsentiert die Messe Klassikwelt Bodensee in Friedrichshafen spannende neue Sonderschauen und ein breites Händlerangebot.

Klassikwelt Bodensee 2025
Der Lochauer Andreas Schlachter mit seinem Nascar-Boliden.Dedeleit


„Ein einzigartiges Konzept einer Verkaufsmesse für klassische Mobilität, gepaart mit emotionsgeladenen dynamischen Events. Das macht die 16. Klassikwelt Bodensee aus“, freut sich Roland Bosch. Der Projektleiter freut sich mindestens genauso über elf voll belegte Hallen und über 800 Aussteller, Klubs und Teilnehmer, „das sind so viele wie noch nie“, sagt er.

Sie mögen es schnell

Während in vielen Hallen Staunen und Stöbern angesagt ist, kann in den Hallen A6 und A7 gestaunt und vor allem fachgesimpelt werden. Zahlreiche Vorarlberger haben sich hier einen Platz gesichert, um mit ihren Zwei- und Vierrädern das Publikum bei den Rennen der verschiedenen Kategorien zu begeistern und sich beim Schrauben über die Schulter blicken zu lassen. Wie etwa Werner Walser, der mit seiner selbst aufgebauten Opel-Kadett-C-Limousine (Baujahr 1978) auf internationalen Strecken Spaß hat. „Als ich 2017 in Osnabrück einen schweren Unfall hatte, hieß es: Der bringt eh nix mehr her. Denen wollte ich es zeigen, und seitdem bin ich wieder für die unterwegs, die eine Gaudi mit einem alten Auto haben“, sagt der 65-jährige Höchster, der auf 240 PS bauen kann, jedoch nicht auf Elektronik. Noch rasanter mag es der Lochauer Andreas Schlachter, der mit seinem Nascar-Boliden (National Association for Stock Car Auto Racing) die Massen begeistert. Seit zehn Jahren gehört der 43-Jährige zur Szene, von dem US-Amerikaner Kyle Shilds besorgte er sich für 30000 Dollar das Rundstreckenauto.

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Werner Walser.Dedeleit

Auch Andreas Schlachter sah sich schon mit Unfällen der übleren Sorte konfrontiert, wenn auch nicht persönlich. „Mein Vater hatte in den USA einen Motorradunfall, ebenso mein Onkel. In der Familie fahren fast alle Motorrad, für mich kam das nicht infrage.“ Noch während Schlachter diesen Satz sagt, wirft er seinen Motor zum Warmlaufen an, und schon ist der Lochauer im Mittelpunkt der Halle A6, wo auch die ersten Rallyeautos von Walter Röhrl (Opel GSE) und Christian Geistdörfer (zusammen mit dem Österreicher Walter Smoley) stehen. Jetzt fahren den Opel Kadett C nach einem 16-fachen Überschlag die rot-weiß-roten Rallyepiloten Jörg Pattermann und Sepp Haider. Beim Sponsoren- und Spendenlauf wird auch der ehemalige Formel-1-Pilot Karl Wendlinger aus Kufstein erwartet.

Zur Getränkebar umgebaut

Etwas geruhsamer geht es in der Halle A5 zu, wo auch heuer der Lancia Delta Integrale Club Montafon mit dem Schrunser Klub-Präsidenten Roman Spannring seinen Stand aufgebaut hat. Die Montafoner sind das zwölfte Mal mit dabei, und mitgebracht haben sie ein halbes Dutzend Fahrzeuge, die wie jedes Jahr unter dem großen Logo des Klubs präsentiert werden. Vor allem der Lancia Delta Integrale Evo I 16V Replica und der zu erwerbende Alfa Romeo 4C sind wie der zur Getränkebar umfunktionierte Piaggio Ape P50 wahre Hingucker für alle Besucher.

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Die Biker Harald Dankitsch (r.) mit seiner Honda CB 72 und Beat Juen auf der Honda CB 450 (l.).Dedeleit

Roman Spannring war, beziehungsweise ist, heuer bei den Rallye-ÖM-Läufen im Lavanttal, Murtal, Rebenland und Admont im Einsatz und wird Interessierten von seinen Erfahrungen am Stand an vorderster Front berichten. Vorstandsmitglied Ilko Agueci dürfte sich hingegen schon auf die nächsten, die dritten „Italo Days“ in St. Gallenkirch freuen, die von 1. bis 3. August über die Bühne gehen.

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Dedeleit


Noch gemütlicher geht es auf der Klassikwelt beim Jaguar Daimler Club aus St. Wolfgang in Halle A4 zu. Erst letztes Jahr gegründet, ist der 60 Mitglieder umfassende Klub mit Präsident Hannes Schaffer das erste Mal in Friedrichshafen. „Mein Taufpate hatte sich 1988 einen Jaguar gekauft, und seitdem war es um mich geschehen. Er wurde dann auch mein Firmpate und ich hatte mich schon auf die Ausfahrt gefreut. Doch mein Vater setzte sich durch und wir fuhren BMW – ich leide bis heute“, erzählt Hannes Schaffer von seiner bisher wohl dunkelsten Stunde mit einem Augenzwinkern.

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Karl Wendlinger vor der ,,Roten Sau“, dem 300 SEL 6,8 seines Arbeitgebers AMG.Dedeleit

Auf 120 Quadratmetern sind nun vor allem Jaguar-Interessierte an den Stand eingeladen, um Jaguar-Daimler-Club-Bier aus Jaguar-Daimler-Club-Gläsern zu genießen. Den 2,50 Meter breiten Gastro-Wagen zog Schaffer mit seinem Daimler Double Six X300 bis an den Bodensee.

Für alle etwas dabei

Schwarze und weiße Schmuckstücke rücken bei der neuen Sonderschau „Classic-Cars in Black & White“ im Foyer West ins Rampenlicht. Eine besondere Epoche, in der Digitalisierung die Technik von Autos und Motorrädern beeinflusste, würdigt die Ausstellung „Die 80er-Jahre – Welcome Back“ in Halle A4, wo auch die schräge Mode und der unvergessliche Sound der Achtziger im Fokus stehen. Außerdem können sich Youngtimer-Fans auf die Sonderschau „Youngtimer & junge Oldtimer“ freuen, bei der Modelle gezeigt werden, die durchaus das Potenzial zum Klassiker haben.

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Auch Amphibienfahrzeuge gab es zu sehen.Dedeleit

Eindrucksvolle Retro-Bikes gibt es in Halle B3 bei den „Modern Classic Bikes“ und Amphibienfahrzeugen auf dem Messe-See zu bestaunen. Ohne vorherige Anmeldung können Oldtimer mit H-Kennzeichen und Youngtimer in die ADAC-Parkarena einfahren. Motorräder bis Baujahr 1989 können in der Halle B3 am ACE-Café, dem legendären Londoner Bikertreff, geparkt werden.

Nach wie vor gefragt

In Halle A7 haben Harald Dankitsch (60) und Beat Juen ihre Bikes „geparkt“. Der Bregenzer und der Lauteracher von Scuderia Bonetti sind beim Vintage Racing in der Gruppe 1 dabei und kosten dies auch voll aus. Dankitsch fährt bereits das vierte Jahr mit und ist hellauf begeistert. Sein 55-jähriger Teamkollege sicherte sich in seiner Karriere außerdem schon einen EM-Titel und fuhr beim Traditionsrennen Paris–Dakar mit. Beide können auf der Klassikwelt auf einen Werksmechaniker bauen, was die Sache erheblich erleichtert, blickt man auf die zahlreichen Schrauber, die auf sich allein gestellt sind.

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Dedeleit


Klassische Fahrzeuge sind indes nach wie vor gefragt, auch wenn Kaufinteressierte wählerischer geworden sind. „Durch den Generationenwechsel der Boomer mit teilweise größeren Sammlungen ist das Angebot auch größer geworden, wobei sich immer mehr Menschen vor allem für Youngtimer interessieren“, berichtet Jan Hennen, Vizepräsident der Kommunikation vom Deuvet (Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V.). Neben Youngtimern sind auch sogenannte „Kult-Autos“, wie der Renault Twingo 1 oder der klassische Fiat Panda hoch im Trend.

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Präsident Hannes Schaffner.Dedeleit

Auch in Zeiten von E-Autos und Klimadebatten sind Old- und Youngtimer nicht vom Aussterben bedroht, ganz im Gegenteil, wenn man sich auf der Messe umsieht und umhört: „Fahrzeuge der Neunziger und Zweitausender waren die besten Autos überhaupt“, erklärt Vizepräsident Hennen. „Wenig elektronischer Schnickschnack, aber alle wichtigen Sicherheitssys­teme sind an Bord. Solche Autos müssen nicht ersetzt werden.“