International

Experten kritisieren britische Corona-Politik

08.07.2021 • 16:49 Uhr
Die britische Regierung plant, im größten Landesteil England alle verbliebenen Corona-Regeln aufzuheben
Die britische Regierung plant, im größten Landesteil England Corona-Regeln aufzuheben AFP

Experten fordern, dass die geplanten Lockerungen verschoben werden.

In einem offenen Brief haben mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Medizinerinnen und Mediziner die Corona-Öffnungspolitik der britischen Regierung als “gefährliches und skrupelloses Experiment” kritisiert. Wenn sich das Virus dank der geplanten Lockerungen, die ein Ende von Maskenpflicht und Abstandsregeln vorsehen, weiter ausbreite, würden Millionen Menschen infiziert, Hunderttausende riskierten Langzeiterkrankungen und bleibende Behinderungen.

Die für den 19. Juli geplanten Lockerungen müssten verschoben werden, forderten die Experten in dem in der Nacht auf Donnerstag vom Fachjournal “The Lancet” veröffentlichten Brief. Die britische Regierung plant, im größten Landesteil England alle verbliebenen Corona-Regeln aufzuheben. Dann sollen auch Nachtklubs wieder öffnen, für Veranstaltungen gibt es keine Teilnehmerbegrenzung mehr. Die endgültige Entscheidung soll am 12. Juli getroffen werden.

Langzeitfolgen

Die Strategie bereite der Entstehung impfstoffresistenter Varianten fruchtbaren Boden, warnten die Experten. “Dies würde alle, auch die bereits Geimpften, innerhalb Großbritanniens und weltweit gefährden”, hieß es. “Bei dieser Strategie besteht die Gefahr, dass eine Generation mit chronischen Gesundheitsproblemen und Behinderungen zurückbleibt, deren persönliche und wirtschaftliche Auswirkungen noch über Jahrzehnte spürbar sein könnten”, hieß es in dem Schreiben weiter, das insgesamt 122 Fachleute unterzeichnet haben. Vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen, junge Leute, Kinder und Ungeimpfte liefen Gefahr, andauernde Folgeschäden zu erleiden.

Fakten

Die Experten warnen davor noch immer 17 Millionen Briten keinen Schutz gegen das Coronavirus haben.

Vor allem Kinder und Jugendliche seien davon betoffen.

Das britische Gesundheitsministerium betonte indes: “Unser Ansatz (…) findet eine Balance bei der Notwendigkeit, sowohl Leben als auch Existenzen zu schützen.”