“Operation Bienenstock” und der süße Betrug mit Honig

Gepanschter Honig kommt in großem Stil in die EU: Die Anti-Betrugsbehörde “Olaf” ermittelte, dass fast die Hälfte aller eingeführten Produkte Zuckersirupe enthalten.
Unter dem Codewort “Aus den Bienenstöcken” lief eine von der EU-Kommission (Generaldirektion Lebensmittelsicherheit) gemeinsam mit der Anti-Betrugsbehörde “Olaf” geleitete Ermittlung gegen Honigfälscher, die ein erschütterndes Ergebnis brachte. Im Fokus standen Importprodukte, die in 18 europäischen Ländern unter die Lupe genommen wurden – Österreich war nicht dabei.
Die Fahnder stellten fest, dass 133 Unternehmen (70 Importeure und 63 Exporteure) an Honigsendungen beteiligt waren, bei denen der Verdacht auf Verfälschung besteht. Gegen weitere 44 Betreiber wurden Ermittlungen durchgeführt. Resultat: 46 Prozent, also fast die Hälfte des importierten Honigs, ist gepanscht. Sieben Unternehmer wurden deshalb inzwischen schon bestraft.
Honig enthält von Natur aus Zucker und muss laut EU-Recht rein bleiben – das heißt, ihm dürfen keine Zutaten zugesetzt werden, nicht einmal Wasser. Die Fälscher verwenden aber Sirupe, die aus Weizen, Reis oder Zuckerrüben hergestellt werden. Das ist zwar nicht gesundheitsschädlich, die Konsumenten werden dabei aber massiv betrogen, rechnet die Kommission vor. Der durchschnittliche EU-Einheitswert für importierten Honig lag 2021 bei 2,32 Euro/kg, während Zuckersirupe aus Reis bloß bei etwa 0,40 – 0,60 Euro/kg lagen.
175.000 Tonnen Honigimporte pro Jahr
Ville Itälä, Generaldirektor von “Olaf”, weist darauf hin, dass die EU generell ein Honigimporteur ist, die Binnennachfrage sei größer als die Eigenproduktion. Jährlich importiert die EU rund 175.000 Tonnen Honig aus anderen Ländern. Itälä: “Die häufigste Art des Betrugs mit Honig geschieht durch Verfälschung, also durch das Hinzufügen billiger Zutaten, anstatt den Honig rein zu halten. Aber wir haben auch Fälle von Ursprungsbetrug gefunden, bei denen Etiketten falsche Ursprünge des Produkts behaupteten.”
Fast 74 Prozent der chinesischen, 93 Prozent der türkischen und 100 Prozent der Proben von britischen Honiglieferungen wurden laut Bericht als verdächtig eingestuft. Im Falle Großbritanniens könnte das daran liegen, dass das Land als Zwischenstation für Honig aus Drittländern fungiert; die Verfälschung passiert quasi “unterwegs”.
Die EU-Kommission soll nun die Honigrichtlinie überarbeiten, fordern Bauernverbände. Diese hat zwar bereits eine Authentizitätsvorschrift in die Begleitbescheinigung von eingeführtem Honig aufgenommen, will aber auch noch die Einfuhrkontrollen verschärfen. Kein leichtes Unterfangen, denn derzeit gibt es keine behördliche Auflistung der Importbetriebe.