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Gefangene in Windeln: UNO kritisiert Israel

19.01.2024 • 14:26 Uhr
Israelische Soldaten führen einen gefangenen Palästinenser ab. <span class="copyright">AFP/Hams</span>
Israelische Soldaten führen einen gefangenen Palästinenser ab. AFP/Hams

Das UNO-Menschenrechtsbüro übt heftige Kritik an Israels Umgang mit Gefangenen.

Das UNO-Menschenrechtsbüro hat Israels Umgang mit festgenommenen Palästinensern kritisiert. Männer würden teils nach mehr als acht Wochen Inhaftierung einzig mit Windeln bekleidet freigelassen, berichtete der Vertreter des Büros, Ajith Sunghay. Sie hätten von Schlägen, Erniedrigungen und Misshandlungen berichtet, die womöglich Folter darstellten. „Sie standen unter Schock und waren verstört, als ich sie gesehen habe“, sagte er.

Sunghay sprach am Freitag über Videoverbindung aus dem Gazastreifen mit Reportern in Genf. Die Zahl der Festgenommenen sei unklar, sagte er. Das UNO-Menschenrechtsbüro gehe davon aus, dass Tausende Palästinenser von Israel festgehalten werden oder wurden.

Grausame Bedingungen

Ein Freigelassener habe ihm berichtet, er habe nur einmal in 55 Tagen duschen dürfen, sagte Sunghay. Alle hätten erzählt, dass ihnen die Augen verbunden worden seien, teils tagelang. Viele sagten, sie seien nach Israel gebracht worden. Sie hätten keinen Kontakt zu ihren Familien oder Anwälten gehabt.

Forderung nach Gerechtigkeit

Israel habe die Pflicht, die Männer mit Respekt zu behandeln, sagte Sunghay. Die Männer müssten entweder angeklagt oder freigelassen werden. „Alle Fälle von Misshandlung oder Folter von Festgenommenen oder Inhaftierten müssen vollständig und transparent untersucht werden“, sagte Sunghay. „Wenn sich herausstellt, dass sie stattgefunden haben, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um Verantwortliche zu finden und Wiederholungen zu verhindern. Die Opfer und ihre Familien haben das Recht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung.“

Sunghay verwies auch auf die prekäre Lage der mehr als eine Million Palästinenser, die seit Wochen unter Bombenhagel und Raketenbeschuss leben, sowie auf die mehr als 100 der über 240 Geiseln, die Terroristen am 7. Oktober aus Israel entführt hatten.