Russland belauscht Bundeswehr-Offiziere

Russen veröffentlichten ein Tonmitschnitt, in dem hochrangige Offiziere über den Einsatz der Luftwaffe sprechen.
Deutschland droht ein neuer Abhörskandal. Wie am Freitagabend bekannt wurde, prüft das Verteidigungsministerium derzeit den Verdacht, dass Russland die Bundeswehr abhört.
Hintergrund des Vorwurfs ist ein von russischen Medien veröffentlichter Tonmitschnitt, in dem hochrangige Offiziere der Bundeswehr über den Einsatz der Luftwaffe sprechen. „Das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD) hat alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet“, teilte eine Sprecherin des sozialdemokratischen Verteidigungsministers Boris Pistorius auf dpa-Anfrage mit.
Krim-Brücke zerstören
Bei dem Gespräch sei es um die Frage gegangen, ob Taurus-Raketen technisch in der Lage wären, die von Russland gebaute Krim-Brücke zu zerstören. Ein weiterer Punkt des Gesprächs war demnach, ob die Ukraine den Abschuss auch ohne Beteiligung der Bundeswehr bewerkstelligen könnte. Aus dem Mitschnitt geht auch hervor, dass ein solcher Einsatz von der Bundesregierung bislang nicht gewünscht wird. Russland wies die Abhörvorwürfe zwar zurück, wenig später veröffentlichte der Kreml-nahe Sender „RT“ jedoch den kompletten Mitschnitt.
Politische Brisanz
Politisch brisant ist die Aufnahme allemal. Denn Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine immer wieder mit der Begründung abgesagt, dass dafür deutsche Soldaten in die Ukraine geschickt werden müssten. Die Offiziere schlagen dem Bericht zufolge auch Wege vor, wie die Ukraine die Taurus auch ohne konkrete Übermittlung von Zieldaten durch die Bundeswehr einsetzen könnte – Scholz hatte angedeutet, dass Deutschland durch die Zielansteuerung zur Kriegspartei würde.
In Großbritannien war Scholz zuletzt auf Unverständnis gestoßen. Der Kanzler hatte angedeutet, dass die Briten weitere Marschflugkörper wie Storm Shadow und Scalp in die Ukraine schicken würden. Der ehemalige Chef des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, Tobias Ellwood, warf Scholz einen „eklatanten Missbrauch von Geheimdienstinformationen“ vor. Deutschland wolle damit „von seiner eigenen Zurückhaltung ablenken“, sagte Ellwood der Zeitung „The Telegraph“.