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UNO-Büro in Haiti arbeitet an einer „Luftbrücke“

14.03.2024 • 15:57 Uhr
People line up outside a bank that had been closed for several days due to the violence, in Port-au-Prince, Haiti, Wednesday, March 13, 2024. (AP Photo/Odelyn Joseph)
Während der Proteste wurde Infrastruktur geschlossen. AP/ Odelyn Joseph

Der berüchtigte Bandenchef Jimmy Chérizier will Kämpfe auch nach dem Rücktritt von Regierungschef fortsetzen.

Angesichts anhaltender Bandengewalt und einer zunehmend prekären humanitären Lage in Haiti haben die Vereinten Nationen eine „Luftbrücke“ zur Versorgung der Bevölkerung des Karibikstaats angekündigt. Das UNO-Büro in Haiti arbeite daran, „eine Luftbrücke mit der Dominikanischen Republik einzurichten, um den Transport von Hilfsgütern und die Verlagerung von UNO-Personal zu ermöglichen“, hieß es am Mittwoch (Ortszeit) im Onlinedienst X (Twitter).

Einer der mächtigsten Bandenchefs im Land erklärte derweil, die Kämpfe trotz des Rücktritts von Regierungschef Ariel Henry fortsetzen zu wollen.

Kämpfe fortsetzen

„Wir werden den Kampf für die Befreiung Haitis fortsetzen“, sagte der auch, „Barbecue“ genannte Bandenchef Jimmy Chérizier in einem Interview mit dem kolumbianischen Radiosender W. Der Rücktritt von Regierungschef Henry bedeute ihm „wenig“.

The leader of Haiti s main armed gang, Jimmy Cherizier, alias Barbecue, speaks to the media during a tour of the La Saline neighborhood, in Port-au-Prince, Haiti, 03 November 2021. Barbecue, kingpin of the group called G9 Fanmi e Alye, summoned the national and international press in the impoverished neighborhood of La Saline and read a statement charging against the Government and calling for the resignation of Prime Minister Ariel Henry. Criminal groups, mainly G9 Fanmi and Alye, have been spreading terror for months, with the exception of two brief truces after the assassination of President Jovenel Moise on 07 July and the earthquake that struck the south of the country on 04 August. Leader of Haiti s largest gang summons the press and PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xOrlandoxBarriax AME4370 20211103-0172621aa1c6fa144722d67b9d3c30520256a54c
Chérizier gilt als der gefährlichste Mann Haitis. IMAGO/ Orlando Barria

Die Banden, die große Teile des Landes und rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren, sorgen seit Wochen für eine Eskalation der Gewalt. Die Lage im Land hatte sich Ende Februar während einer Auslandsreise von Regierungschef Henry verschärft.

Übergangsrat soll gebildet werden

Bewaffnete Bandenmitglieder griffen Polizeistationen an und befreiten tausende Häftlinge aus Gefängnissen. Sie forderten den Rücktritt des seit 2021 regierenden Henry, der eigentlich Anfang Februar aus dem Amt des Ministerpräsidenten hätte scheiden sollen. Henry war zu Beginn der Woche nach einem Dringlichkeitstreffen von Vertretern des karibischen Staatenbündnisses CARICOM, der USA und der Vereinten Nationen schließlich zurückgetreten. Nun soll ein Übergangsrat gebildet werden.

Dieser soll sich aus sieben stimmberechtigten Mitgliedern aus politischen Parteien, dem Privatsektor und einer Koalition der Zivilgesellschaft zusammensetzen. Außerdem sind zwei nicht stimmberechtigte Sitze vorgesehen. Das Gremium soll nun einen Interimspremierminister ernennen. Die Banden sind von der Bildung einer Übergangsregierung ausgeschlossen.

TOPSHOT - A protester reacts while tires burn in the street during a demonstration following the resignation of its Prime Minister Ariel Henry, in Port-au-Prince, Haiti, on March 12, 2024. A political transition deal in Haiti marks a key step forward for the violence-ravaged country but far more needs to be done, with some experts warning the situation could deteriorate further. (Photo by Clarens SIFFROY / AFP)
Bandenmitglieder sind von der Bildung der Übergangsregierung exkludiert. AFP/ Clarens Siffroy

Relative Ruhe in Port-au-Prince

Nach Tagen im Ausnahmezustand herrschte am Mittwoch in der Hauptstadt Port-au-Prince relative Ruhe. Wie ein AFP-Reporter berichtete, waren die Geschäfte geöffnet, es fuhren Busse und auch einige Büros der Regierung waren nach zweiwöchiger Schließung wieder geöffnet. Die Schulen blieben jedoch nach wie vor geschlossen, ebenso der Flughafen der Stadt.

Unter den Einwohnern wurde der Rücktritt des Regierungschefs begrüßt. Henry sei „das größte Hindernis gewesen, das wir hatten“, sagte Emmanuel, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte. „Er hatte nicht wirklich einen Plan, was er mit dem Land machen wollte. Wir brauchen einen schnellen Mechanismus, um ihn zu ersetzen.“

Der Haitianer Jean Dieuchel betonte, es liege nun am Volk zu entscheiden, wer Premierminister und wer Präsident sein solle. „Diese Menschen sollten haitianische Patrioten sein und ein Gefühl der nationalen Souveränität haben.“