Nadals Kampf gegen die tickende Zeitbombe

Rafael Nadal wusste bei seinem Comeback in Barcelona zu überzeugen und wirft bei Österreichs Tennisfans eine Frage auf.
Als wäre er nie weg gewesen. Das hat sich am sonnigen Dienstag in Barcelona wohl nicht nur Flavio Cobolli nach seiner 2:6, 3:6-Packung gegen den spanischen Tennis-Titan gedacht. Ja, es war äußerst beeindruckend, wie Rafael Nadal bei seinem Comeback agiert hat. Dabei war es das erste Match auf seinem geliebten roten Sand nach seinem 14. und bis dato letzten Paris-Triumph im anno 2022. 2023 hatte der „Matador aus Manacor“ quasi komplett ausfallen lassen müssen, nach einem Kurz-Comeback diesen Jänner in Brisbane verabschiedete sich der 37-Jährige in die nächste Verletzungspause. Umso höher ist nun die Rückkehr an jenen Ort, wo er bereits zwölf Mal triumphiert hat und wo der Center Court seinen Namen trägt, einzuschätzen.
Vergleich mit Thiem
Zudem kommt man als rot-weiß-roter Tennisfan wohl auch nicht um die Frage herum, warum der 22-fache Grand-Slam-Sieger die vielen Verletzungen und langen Auszeiten so spielerisch wegstecken kann, während Dominic Thiem seit drei Jahren nicht mehr in die Gänge kommt. Freilich, der Auftritt des 92-fachen Turniersiegers (aktuell nur die Nummer 644 im Computer) gegen den Weltranglisten-62. aus Italien unterstreicht einmal mehr dessen Ausnahmekönnen. Und es lässt erahnen, wie viel Major-Trophäen mehr Nadal in seiner Vitrine stehen haben könnte, wäre er nicht Zeit seiner Karriere aufgrund seines nicht wirklich schonenden Spielstils immer wieder von seinem ächzenden Körper aus der Bahn geworfen worden.
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Abschiedstour oder Verlängerung?
Doch „hätt i, tat i, war i“ spielt es im Spitzensport nicht, und daher versucht der Superstar, noch das Beste aus den sich ihm im weit vorangeschrittenen Tennis-Alter bietenden Möglichkeiten zu machen. Wohin ihn die Reise noch führen wird, ist offen. Gut möglich, dass sich Nadal heuer das letzte Mal in Barcelona die Ehre gibt. So gilt 2024 für den Spanier grundsätzlich als Abschiedstour. Da er heuer allerdings bereits die Australian Open sowie das Sunshine-Double auslassen musste, ist es auch möglich, dass der ehemalige Weltranglistenerste (209 Wochen) in die Verlängerung geht.
Tickende Zeitbombe
Zumindest dann, wenn dies sein Körper zulässt. Doch dieser erinnert an eine tickende Zeitbombe. Denn auch in Barcelona agiert der Iberer nicht schmerzfrei. Die Bauchmuskeln würden nach wie vor Probleme bereiten. Zwar nicht bei den Grundschlägen, doch musste Nadal etwa bei der Aufschlagbewegung zuletzt kleine Umstellungen vornehmen. Also ist es nicht auszuschließen, dass der Superstar bereits im nächsten Match (er trifft heute nicht vor 16 Uhr auf Alex de Minaur) wieder aufgeben muss. Andererseits ist es aber auch gut möglich, dass er das Turnier zum 13. Mal gewinnt und sich Anfang Juni in Paris zum 15. Mal die Krone aufsetzt. Wenn das einem zuzutrauen ist, dann Rafael Nadal.