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Verschärfte Kontrollen gegen Kopftuchverstöße

18.04.2024 • 16:16 Uhr
Iran-First Day Of The Week Of Hijab And Chastity A veiled Iranian woman looks on while taking part a rally in support of Hijab, and against women who do not wear the mandatory Hijab, in southern Tehran, July 12, 2023. Iranian protesters gathered at Imam Hossein Square to show their anger towards women who do not wear the mandatory Hijab on the first day of Hijab and Chastity. Tehran Tehran Iran PUBLICATIONxNOTxINxFRA Copyright: xMortezaxNikoubazlx originalFilename: nikoubazl-iranfirs230712_npXr6.jpg
Seit vergangener Woche wird im Iran verstärkt kontrolliert, ob die Kleidungsvorschriften eingehalten werden. IMAGO/ morteza nikoubazl

In den Metropolen Irans wird verstärkt kontrolliert, ob Frauen sich an die Kleidungsvorschriften halten.

Irans berüchtigte Sittenwächter gehen wieder verschärft gegen Kopftuchverstöße vor. Nach Beginn der landesweiten Polizeiaktion am vergangenen Samstag berichteten zahlreiche Frauen von verstärkten Kontrollen in den Metropolen. Videos in sozialen Medien zeigten Einheiten der Moralpolizei an belebten Plätzen im Zentrum der Hauptstadt Teheran sowie die gefürchteten Minibusse, mit denen junge Frauen nach Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften abtransportiert werden.

Sittenwächter gegen Kopftuchverstöße

Augenzeugen bestätigten die verschärften Kontrollen, die im Schatten der jüngsten militärischen Spannungen in Nahost erfolgten. „Der Beginn des neuen Plans hat Sorgen und Hass ausgelöst“, sagt eine 27-Jährige in Teheran. Sie hält die Kontrollen für symbolisch, um Angst zu schüren. Eine 22-Jährige sagte, Frauen würden nun vielleicht vor den Sittenwächtern ihr Kopftuch tragen, „aber es wird dazu führen, dass die Leute den Hidschab und das System hassen“. Auch eine religiöse Frau hielt die neue Polizeiaktion für falsch: „Dieser Plan wird nur Spannungen und Konflikte verursachen. Niemand ist durch Zwang, Nötigung und Drohung Muslim geworden, und auch nicht durch das Tragen des Kopftuchs.“

Widerstand

Die Sittenwächter hatten seit den von Frauen angeführten Massenprotesten im Herbst 2022 weniger streng kontrolliert – auch weil sie mehr Gegenwehr erlebten. Stattdessen haben die Sicherheitsbehörden Verstöße mittels Videoüberwachung verstärkt. So wurden etwa Autos von Frauen festgesetzt, die mehrfach ohne Kopftuch am Steuer erwischt worden waren. Die Behörden verfolgten auch Verstöße im Netz, darunter fallen in der Regel etwa Bilder von Frauen ohne Kopftuch auf Instagram. Geschäfte und Restaurants, deren Kundschaft die Kleidungsregeln missachtete, wurden auf Anordnung geschlossen.

Drakonische Strafen

Seit Herbst 2022 ignorieren immer mehr Iranerinnen die strengen Kleidungsvorschriften. Religiöse Hardliner versuchen dagegen anzukämpfen. Ein neues Gesetz sieht drakonische Strafen vor. Die Reform wurde bereits vom Parlament verabschiedet, ist aber weiterhin nicht in Kraft getreten. In den kommenden Wochen soll eine überarbeitete Version dem sogenannten Wächterrat, einem erzkonservativen Kontrollgremium, erneut vorgelegt werden.

Tod löst Proteste aus

Ausgelöst wurden die Proteste vom Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sittenwächter hatten die junge Frau wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs festgenommen. Eine Expertenkommission im Auftrag der UNO kam zu dem Schluss, dass körperliche Gewalt nach der Festnahme zu ihrem Tod führte.