Schwedische IS-Helferin wegen Völkermordes an Jesiden vor Gericht

Völkermordprozess in Schweden: Eine 52-jährige IS-Helferin steht vor Gericht, angeklagt, jesidische Frauen und Kinder als Sklaven gehalten zu haben.
In Schweden ist gegen eine Unterstützerin des Islamischen Staates (IS) Anklage erhoben worden wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwerer Kriegsverbrechen. Die 52 Jahre alte Schwedin soll von 2014 bis 2016 jesidische Frauen und Kinder in ihrem Haus im Norden Syriens gefangen gehalten und wie Sklaven behandelt haben. Das teilte die zuständige Staatsanwaltschaft in Stockholm mit.
Die IS-Helferin soll demnach daran beteiligt gewesen sein, Frauen und Kinder an Mitglieder der Terrormiliz zu verkaufen oder sie ihnen zu überlassen. Das soll die Schwedin in dem Wissen getan haben, dass die Frauen und Kinder großem Leid oder schweren sexuellen Übergriffen ausgesetzt oder sogar getötet werden könnten.
Die zuständige Staatsanwältin Reena Devgun sagte: “Ich meine, dass alle Opfer so schweres Leid erlitten haben, dass es einem Völkermord gleichkommt.” Auch die gewaltsame Entfernung der jesidischen Kinder aus ihrer Gruppe und deren Umerziehung zu Muslimen stelle einen Völkermord dar, sagte sie.
Sohn dem IS als Kindersoldat überlassen
Die Hauptverhandlung soll im Oktober beginnen. Die 52-Jährige streitet ihre Schuld ab. Sie verbüßt momentan eine Gefängnisstrafe wegen schwerer Verstöße gegen das Völkerrecht sowie schwerer Kriegsverbrechen, weil sie ihren damals zwölfjährigen Sohn nach Syrien gebracht und ihn dem IS als Kindersoldat überlassen hatte. Der Junge wurde im Alter von 16 Jahren in Syrien getötet.
Im August 2014 überfiel der IS die Region Sindschar im Irak und nahm Tausende Frauen und Kinder, die der jesidischen Minderheit angehörten, gefangen. Sie sollen zum Teil in die damals von der Terrormiliz kontrollierten Gebiete in Syrien verschleppt und dort versklavt und ausgebeutet worden sein.
Die IS-Miliz hatte auf ihrem Höhepunkt zwischen 2014 und 2015 große Gebiete Syriens und des benachbarten Iraks unter Kontrolle und ihr eigenes Kalifat ausgerufen. Mittlerweile haben die Extremisten ihr Herrschaftsgebiet wieder verloren. IS-Zellen sind aber weiterhin aktiv.
dpa