Vinicius Junior ist nicht der beste Fußballer, aber dafür ein ganz schlechter Verlierer

Rodri hat verdientermaßen den Ballon d‘Or gewonnen. Vinicius Junior und Real Madrid glänzten durch Abwesenheit und lassen Fair Play vermissen.
Für reichlich Gesprächsstoff ist bei Ehrungen für Sportler immer gesorgt. Das verhält sich auch beim Ballon d‘Or nicht anders. Jeder hat seine ganz persönlichen Favoriten, so manche der unzähligen Weltklassekicker, die mehrmals pro Woche Fußballfans auf der ganzen Welt verzaubern, bleiben aber dennoch bei manchen auf der Beliebtheitsskala bestenfalls im mediokren Bereich.
Um den Weltfußballer des Jahres zu ermitteln, gibt es ein demokratisches Abstimmungsverfahren. 100 Journalisten (je einer der Top 100 in der FIFA-Weltrangliste) wählen jeweils ihre Top Ten, die mit einem Punkteschlüssel (15, 12, 10, 8, 7, 5, 4, 3, 2, 1) in die Gesamtwertung kommen.
Dass in diesem Jahr mit Rodri erstmals seit 2018, als Luka Modric gewonnen hatte, wieder ein zentraler Mittelfeldspieler den Titel geholt hat, der nicht nur für die stabile Defensive zuständig ist, sondern auch die entscheidende Aufbauarbeit macht, um kreative Mitspieler bei Manchester City wie Kevin de Bruyne, Phil Foden, Bernardo Silva oder Erling Haaland in Szene zu setzen, ist nachvollziehbar. Der Spanier hat den Titel mehr als verdient. Der 28-Jährige führte einerseits seinen Klub zum Meistertitel und stach andererseits beim EM-Titel der Spanier als bester Spieler des Turniers hervor. Rodri braucht keine Tore bzw. Scorerpunkte, um seinen Wert für jede Mannschaft ausdrücken zu können.
Ganz anders sieht es da bei reinen Offensivspielern wie Vinicius Junior aus. Der Brasilianer landete auf Platz zwei, weshalb einige – aber vor allem er – die Welt nicht mehr verstehen. Warum er nicht an der Spitze der Wertung stand, ist schnell erklärt. Vinicius Junior hat einfach keine so gute Saison gespielt, um diesen Titel rechtfertigen zu können. Denn für Offensivakteure, für die Defensivarbeit ein echtes Fremdwort ist, gelten nur nackte Zahlen. Gerade einmal 32 Scorerpunkte (21 Tore/11 Assists) und damit sogar weniger als bei Teamkollege und Mittelfeldspieler Jude Bellingham (23/11) standen bei Vinicius Junior 2023/24 in den beiden entscheidenden Bewerben Meisterschaft und Champions League zu Buche. Kein schlechter Wert, aber kein Vergleich zu Lichtgestalten wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, die die Wahl seit 2008 dominierten. Hier ein Überblick über die Sieger, die Offensivakteure sind:
Die fragwürdigste Wahl von Messi im Vorjahr offenbart noch immer, dass der Argentinier mit 40 Scorerpunkten die schwächste Leistung bei all seinen Triumphen ablieferte. Dennoch liegt er so weit vor der Performance von Vinicus Junior. Es verwunderte, dass der 24-Jährige nicht bei der Gala in Paris auftauchte – wie die gesamte Abordnung von Real Madrid. „Es ist klar, dass beim Ballon d‘Or Real Madrid nicht respektiert wird. Und Real Madrid wird nirgendwo hingehen, wo es nicht respektiert wird“, so ein offizielles Statement des Champions-League-Siegers.
Man darf es als echte Unart von Vinicius Junior und den Königlichen bezeichnen, der Gala fernzubleiben, weil man den Titel nicht gewinnt. Das beweist auch ein Posting in den sozialen Medien, in dem er – wie so oft auf dem Platz – Fair Play vermissen ließ und Rodri nicht gratulierte. So sagte er im Glauben, eine grandiose Saison absolviert zu haben: „Ich mache es noch zehn Mal, wenn es sein muss. Sie sind noch nicht bereit.“
Die Anschuldigung des fehlenden Respekts geht ohnehin ins Leere, räumte Real doch seit 2013 sechs von elf Mal ab. Vielleicht gibt es ja im kommenden Jahr wieder einen Triumph eines Spielers von Real Madrid. Will ihn Vinicius Junior holen, reicht so eine Saison wie in der Vorsaison nicht. Er muss sich auf jeden Fall gehörig steigern – nicht nur nach der miserablen Vorstellung beim 0:4 gegen Barcelona. Ansonsten könnte er gleich dastehen wie in diesem Jahr: als ganz schlechter Verlierer.