Drogenprozess: 73 Zeugen werden erwartet

Bei dem Prozess müssen etliche einheimische Konsumenten aussagen.
Kärntens größter Drogenprozess wird tiefe Einblicke in die Drogenszene geben. Nicht nur die 20 angeklagten nigerianischen Drogendealer packen – mehr, weniger oder gar nicht – vor Gericht aus. Nach ihrer Einvernahme müssen ihre vielen Abnehmer im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Klagenfurt erscheinen. In der 55-seitigen Anklage sind zwei Seiten voll mit Namen von Zeugen. Insgesamt 73 Personen werden von Anklägerin Daniela Zupanc aufgelistet. Die allermeisten davon sind Kunden, die bei Nigerianern Kokain oder Heroin gekauft haben sollen. Es sind vor allem Einheimische aus dem Raum Klagenfurt, überwiegend Männer zwischen 20 und 30 Jahre.
Werden die Konsumenten auspacken?
Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt will laut Anklageschrift alle Zeugen laden und vernehmen. Interessant wird, was diese im Zeugenstand tatsächlich aussagen. Vor allem, ob sie dem Gericht nach so langer Zeit genau mitteilen können, welcher der angeklagten Nigerianer, ihnen wie viel Drogen verkauft hat. Gegenüber der Polizei haben sich viele gut erinnern können. Im Gericht werden sie wieder befragt und haben dabei 20 mutmaßliche Dealer im Rücken sitzen. Zusätzlich ist die Öffentlichkeit belastend für Drogenkonsumenten.
Anzeige und andere Folgen
Die Abnehmer sind nicht nur Zeugen, sondern auch Beschuldigte. Jeder Einzelne wurde von der Polizei umfassend einvernommen und bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Ankauf, Besitz und der Eigenkonsum von Drogen sind strafbar. „Zusätzlich zur Anzeige wird immer auch die Gesundheitsbehörde informiert“, sagt Gottlieb Schrittesser, Leiter der Drogengruppe im Stadtpolizeikommando Klagenfurt. Die Behörde könne dann gesundheitsbezogene Maßnahmen anordnen, etwa regelmäßige Harnkontrollen oder eine Therapie. Ist der Konsument unbescholten reichen oft letztere Maßnahmen aus und die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren ein. Wer bereits mehrfach beim Drogenkonsum erwischt wurde, dem droht eine Geldstrafe.
Hohe Konsumbereitschaft
Dealer betreiben nur gute Geschäfte, solange die Nachfrage da ist. Nach dem Zerschlagen der nigerianischen Drogenbande waren selbst erfahrene Ermittler überrascht. „Wir sehen eine erschreckend hohe Konsumbereitschaft“, sagt Schrittesser. „Es gibt einen bekannten harten Kern, den man der Drogenszene zuordnen kann. Aber offenbar auch eine beträchtliche Anzahl von nicht typischen Drogenkonsumenten. Menschen, die arbeiten und Suchtmittel konsumieren.“ Auch diese gut situierten Personen aus der Kärntner Gesellschaft werden über ihren Drogenkonsum vor Gericht sprechen müssen.
Bis die Zeugen allerdings zu Wort kommen, wird es noch dauern. Denn noch wurden nicht einmal alle Angeklagten einvernommen. Erst neun der insgesamt 20 Beschuldigten hat man bisher ausführlich befragt. Den mutmaßlichen Bossen der Großbande droht lebenslängliche Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.