Mit Kran, Klettergurt und Motorsäge

Oliver Fetz lebt in der kleinen Berggemeinde Eichenberg. In Wald und Natur ist er aufgewachsen. Dass die Forstarbeit sein Ding ist, stand indes lange nicht fest.
Seit fünf Jahren ist der 26-jährige Oliver Fetz aus Eichenberg selbständiger Ein-Personen-Unternehmer mit eigenem Fuhrpark und guter Auftragslage. Seine Ausbildung zum Forstfacharbeiter hat er im Forstbetrieb der Stadt Dornbirn gemacht. Danach konnte er wertvolle Erfahrungen bei verschiedenen Forstbetrieben im Allgäu und in Vorarlberg sammeln. Von seinen Chefs lernte er dabei viel – nicht nur fachlich, sondern auch unternehmerisch.
Der junge Mann hat allerdings auch schon am eigenen Leib festgestellt, dass die Arbeit nicht ungefährlich ist. Vor drei Jahren traf ein abgerissener, durch die Luft geschleuderter Baumwipfel den Jungunternehmer am Kopf. Er hatte unglaubliches Glück. Ein Schädelbasisbruch und zwei Monate Krankenstand machten ihm damals bewusst, wie schnell ein Unfall passieren kann und dass eine gut gewartete Schutzausrüstung lebenswichtig ist.

Maschinen-Fuhrpark
An diesem Dezember-Wintertag ist Oliver Fetz in einem Waldstück unterhalb von Eichenberg unterwegs. Mit dicken Forststiefeln und knallroter Schnittschutzhose stapft er durch den Tiefschnee und erzählt von seinem Fuhrpark. Er arbeitet mit zwei Traktoren, einer Doppeltrommelseilwinde, einem allradgetriebenen Kranwagen zum Abtransport des Holzes und einem Kipper für das Brennholz. „Das Besondere ist, dass diese Maschinen mir gehören“, sagt er nicht ohne Stolz.
Fetz bleibt bei einer Fichte stehen, in die der Blitz eingeschlagen hat und deren Wipfel abgebrochen ist. Prüfend blickt er in die Höhe. „Die Baumbeurteilung ist sehr wichtig, hier ist vieles Erfahrung“, erklärt Fetz. „Um eine dreißig Meter hohe Fichte genau dorthin fallen zu lassen, wo man möchte, bedarf es einer genauen Einschätzung der Situation. Wie lang ist der Baum, wie ist sein Gesundheitszustand, wie ist die Gewichtsverteilung der Krone, wie das Gelände? In welche Richtung soll er fallen, damit ich das Holz im Anschluss am besten abtransportieren kann?“

Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Ich erinnere mich noch genau an das Fällen meines ersten Baumes. An die Anspannung beim letzten Schnitt und dem Einschlagen des Fallbeils. Wird der Baum genau dorthin fallen, wo ich geplant habe?“ Und dann stellt er noch fest: „Eine gute Vorbereitung ist das Allerwichtigste.“
Genaue Planung
Wieder wandert der Blick des Forstexperten in die Höhe und dann suchend ins Gelände. Die Stromleitung in der Nähe darf nicht beschädigt werden. Diese Fichte wird er so fällen, dass sie gegen den Hang fällt. Fetz geht zurück zum Traktor und fährt ihn von oben an eine passende Stelle in genügender Entfernung zum Baum heran. Er bindet sich einen Arbeitsgürtel um und nimmt eine weitere Tasche mit.

„Da sind Keile drin, ein Verbandspäckchen – ich kann mir einhändig einen Druckverband machen –, eine Feile, mit der ich die Kette der Säge schärfen kann, und Werkzeug zur Wartung der Motorsäge. Eine scharfe Säge ist die halbe Miete“, erklärt Fetz und watet durch den Schnee zum Baum. Der Winter ist die ideale Zeit für die Waldarbeit, denn da stehen die Bäume nicht mehr im Saft und lassen sich besser fällen. Außerdem gibt es weniger Flurschäden.
Gehörschutz
Fetz startet die Säge und schneidet den Baum mit einem geraden Schnitt bis zur Hälfte ein. Dann nochmals von oben, so dass ein flacher Keil entsteht, den er herausnimmt. Sorgfältig misst er den Winkel ab, der die Fallrichtung des Baumes bestimmt. Nun sägt er von der Gegenseite bis fast zur Mitte ein. In die keilförmige Lücke steckt er einen Fällkeil und treibt ihn mittels Akkuschlagschrauber in den Baum. Aus Sicherheitsgründen trägt Fetz bei der Arbeit mit der Motorsäge einen Forsthelm mit Gehörschutz.

Den Gehörschutz nimmt er nun ab und lauscht. Das laute Knacken der Fichte ist zu hören, einmal, zweimal, dann beginnt sie wie in Zeitlupe zu fallen. Mit einem satten Plumps trifft sie auf dem Boden auf, genau an der Stelle, die er ausgemessen hat. Fetz ist zufrieden. Das Ablängen und Abtransportieren wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Mit dem Fällen dieser Fichte konnte sein Auftraggeber einem zukünftigen Borkenkäferbefall vorbeugen. Eine Ausbreitung des Borkenkäfers kann ganze Waldstücke zum Absterben bringen. Diese Schäden haben dann nicht nur Folgen für die Holzwirtschaft, sondern auch fürs Klima.
Baumkletterer
Fetz arbeitet hauptsächlich im Leiblachtal und den angrenzenden Waldgebieten. Teilweise arbeitet er auch als Subunternehmer für andere Forstbetriebe. Man sei untereinander keine Konkurrenz, sondern helfe sich gegenseitig. Auch als ausgebildeter Baumkletterer ist er sehr gefragt. Er hat schon bei Baumabtragungen mit dem Hubschrauber mitgearbeitet. Immer öfter kommen auch Anfragen von privaten Gartenbesitzern, die Probleme mit zu groß gewordenen oder bruchgefährdeten Bäumen haben. Seine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und Fetz ist immer in der Natur. Ein Grund dafür, dass er sich in diesem Beruf so wohl fühlt.
Weitere Infos unter: www.epu.wko.at
Kontakt
Oliver Fetz
Oliver Fetz Forstarbeiten
Dorf 9, Eichenberg
Tel. 0664-7609525
E-Mail: oliver.fetz@gmx.at
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Instagram: @fetzforst