Positive Signale aus dem Jetzt

Chantal Dorn spricht über die erste Single vom neuen Album.
Die erste Single Ihres neuen Albums verbreitet eine ausgesprochen positive Stimmung. Haben Sie das Lied bewusst als erstes veröffentlicht?
Chantal Dorn: Ja, und ich denke, dass das gerade jetzt sehr wichtig ist. Es ist an der Zeit, positive Signale zu senden, und das ist auch die Aufgabe von uns Künstlern. Negatives gibt es überall genug. Dass ich „Es ist immer jetzt“ zur ersten Single gemacht habe, hat wirklich diesen Grund. Das Lied ist nicht für diese Zeit geschrieben worden, aber es passt so gut. Ich sage: Wenn es mein drei-Minuten-Song schafft, gute Gefühle zu geben, und die Leute summen gleich mit, dann habe ich alles richtig gemacht. Das ist doch die Einstellung und die Haltung, die uns voranbringt.

Geht es in „Es ist immer jetzt“ nicht auch darum, trotz schwerer Zeiten weiterzumachen?
Dorn: Auch wenn du den Kopf in den Sand steckst, das Leben ist gnadenlos. Du kannst natürlich immer sagen, die anderen sind schuld, und „hätte ich doch“, oder „das wollte ich eigentlich tun“ – mach es doch einfach! Es ist dein Leben, und nur du setzt dir die Grenze. Ich denke auch, es ist ein Fehler zu kategorisieren in der Art, dass ich nur bis 30 Jahren dieses machen kann, und bis 40 Jahren jenes. Ich weiß am besten, was gerade gut für mich ist. Und für mich ist es gut, mich immer weiterzuentwickeln. Ich denke das ist das Geheimnis einer inneren Schönheit.
“Ich weiß am besten, was gut für mich ist”
Sängerin und Schauspielerin Chantal Dorn
Haben Sie sich mit Ihrer Musik auch mit dem Erwachsenwerden beschäftigt?
Dorn: Wir bekommen Im Laufe des Lebens alle unsere Sorgenfalten. Das Leben hat uns geprägt, und je älter wir werden, umso mehr haben wir zu erzählen. Viele von uns waren nicht immer auf Rosen gebettet, aber ich kann mich entscheiden: Bin ich die Leidende, oder stelle ich mich auf die Hinterbeine und sage: Es ist mir schlecht gegangen, aber jetzt erst recht. Also: aus Fehlern lernen, sich die Krone richten und weitergehen.
Zur Person
Chantal Dorn ist 57 Jahre alt und lebt bald wieder in Bregenz, wo sie sich im Ländle am meisten zu Hause fühlt. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie sich Schauspiel und Gesang widmete. Ihr erstes Soloalbum „Feuerfest“ erscheint am 16. April. Bereits erschienen ist die Single „Es ist immer jetzt“.
Sie haben sich beruflich tatsächlich mehrfach weiterentwickelt. Sie waren erst als Journalistin tätig, dann Schauspielerin und schließlich Sängerin.
Dorn: Ich war die erste Moderatorin bei Antenne Vorarlberg und habe auch einige Jahre für die NEUE geschrieben. Parallel dazu habe ich eine Schauspielausbildung gemacht und gelegentlich Theater gespielt. Als meine Kinder zu studieren begonnen haben, war plötzlich die Verpflichtung, immer auf die Kinder zu schauen, weg. Ich musste mich zuerst mit mir selbst beschäftigen. Das war hart. Auf einmal war ich nur noch für mich zuständig. Damit musste ich erst einmal klarkommen. Dann wusste ich aber: Ich will mein inneres Kind leben. Ich begann, meinen Traum zu leben.
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Wie ging es weiter?
Dorn: Dann kam das Casting für „Anna und die Liebe“ (eine TV-Serie, Anm.). Ich habe die Rolle bekommen, unter der Prämisse, dass ich nach Berlin ziehen muss. Dort bin ich einige Jahre geblieben. In Hamburg kam ich dann in ein Show-Ensemble, dort blieb ich fünf Jahre. Schließlich bekam ich aber das Gefühl, dass ich mich wieder erden muss. Da wurden mir meine Wurzeln bewusst. Das Lokalkolorit geht einem mit jungen Jahren vielleicht auf den Senkel, und ich empfehle jedem jungen Menschen über den Tellerrand hinauszuschauen. Wenn du dann gesättigt bist, fällt es auch leichter wieder zurückzukommen und zu schätzen, was da ist.
Ihr Talent als Sängerin haben Sie bei Ihrer Teilnahme bei „The Voice of Germany“ 2018 bewiesen. Was können die Hörer von Ihrem ersten Soloalbum erwarten?
Dorn: Für mich ist es ein erwachsenes Album. Es gibt viele Pop-Balladen, aber auch Up-Tempo-Songs. Die Arbeit mit dem Produzenten Oliver Pinelli war toll. Die Texte stammen hauptsächlich von mir. Wenn man die Musik und die Texte zusammennimmt, dann ist das richtig rund. Und wenn man mich, die Interpretin, die dahintersteht, auch noch ein wenig erfassen kann, dann ist das stimmig.

Was erfahren wir dabei von Chantal Dorn?
Dorn: Ich nehme den Hörer mit auf eine Reise, die Reise meiner Lebensgeschichte. Viele könne sich wahrscheinlich auch mit meinen Texten identifizieren, wir alle haben diese Eckpfeiler im Leben, wenn wir zum Beispiel verlassen werden. Diese Momente sehe ich nun erwachsener, sie sind nicht mehr mit diesem Pathos belegt. Ich sehe nun manches mit einem Augenzwinkern. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, das Leben hat viele Farben.
Wie kamen Sie auf den Titel „Feuerfest“?
Dorn: Früher habe ich immer von anderen gehört, du musst so oder so sein. Du wirst aber nie ein Rückgrat haben, wenn du ständig deine Meinung angleichst, um anderen zu gefallen. Dann gefällst du dir selbst am allerwenigsten. Ich hatte selbst viele Fragen ans Leben, aber das Leben bleibt dir viele Antworten schuldig. Du musst dich eben selbst finden, eine starke Persönlichkeit entwickeln, ob es den anderen mundet oder nicht.