Kultur

Die großen Feste der Weltreligionen

07.02.2023 • 19:40 Uhr
Das Buch erschien am 15. Jänner im Bucher Verlag. <span class="copyright">Klaus HArtinger</span>
Das Buch erschien am 15. Jänner im Bucher Verlag. Klaus HArtinger

In ihrem Buch „Dialoge unter freiem Himmel“ schreibt die Autorin Aglaia Maria Poscher-Mika über die Begegnungen einer jungen Frau mit den verschiedenen Weltreligionen.

Aglaia Maria Poscher-Mika hat ein Buch zur Schönheit der Religionen verfasst, das zum Tag der Weltreligionen am 15. Jänner erschienen ist.

Literarischer Zugang

Bereits im sehr persönlichen Vorwort von Aglaia Maria Poscher-Mika ist klar: Dieses Buch handelt die Weltreligionen nicht auf einer nichtssagend-allgemeinen Ebene ab, sondern wählt einen künstlerisch-literarischen Zugang, der die Geheimnisse der Religionen durch den Kristall eigener, authentischer Erfahrungen bricht. Ganz nahe ist etwa die Begegnung der Autorin mit einer Gruppe türkischstämmiger Frauen an einem Fluss. Zuerst wollte sie vorbeifahren, dann aber gesellte sie sich zu den Frauen und diese passten auf ihr Kind auf, während sie schwamm. Anschließend boten sie ihr sogar einen Teller mit orientalischen Köstlichkeiten an.

Die Autorin Aglaia Maria Poscher-Mika. <span class="copyright">Andreas Haller</span>
Die Autorin Aglaia Maria Poscher-Mika. Andreas Haller

Es gibt außerdem gute Grafiken über die Zeitrechnungen und Feste im Jahreskreis von Hinduismus, Judentum, Chris­tentum, Islam, Bahai-Religion und Buddhismus. Das Buch impliziert nicht, dass heute jeder und jede sich zwischen, sagen wir, Christentum und Judentum entscheiden könnte, wie zwischen dem S-Budget-Joghurt oder der Premium Qualität. Das Wort „Religion“ stammt vom lateinischen „religio“ ab, das mit „Gottesfurcht“, „Gottesverehrung“ oder „Heiligkeit“ übersetzt werden kann. Es heißt aber auch mit der wörtlichen Bedeutung „re-ligio“, „Rück-Bindung“. Es geht also nicht um eine Wahl, sondern um eine „Bindung“. „Bindung“ ist heute negativ besetzt. Nichtsdestotrotz bedeutet „Bindung“ auch Verwurzelung und ja: auch Heimat. Das wird heute wieder gesucht und geschätzt.

Gegenwärtige Trends

Neben den massiven Kirchenaustritten letztes Jahr, die mit knapp 5000 Austritten einen Höchststand erreicht haben, gibt es auch einen Trend, wieder in die Kirche einzutreten. Vorarlberg hat immer noch 53 Prozent Katholikinnen und Katholiken. Ein Schwund, aber vielleicht ist das Glas halb voll und nicht halb leer.
Jedenfalls ist das technoide Zeitalter mit seinen letzten Schreien mit seinem Latein mittlerweile auch ziemlich am Ende. Religion hat immer einen Gesamtanspruch an die gesamte Menschheit. So singt zum Beispiel Kim Smith-Walker von der US-amerikanischen Musikformation „Jesus Culture“ (vgl. YouTube): „There is a space in every beating heart“: Frei übersetzt „Da ist ein Raum in jedem schlagenden Herz“. Dieser Raum ist der Himmel in Dir, von dem alle Religionen und Propheten künden.

IJom Kippur (der Versöhnungstag) ist der heiligste Tag des jüdischen Kalenders und beginnt am Abend des 4. Oktober.<span class="copyright"> APA</span>
IJom Kippur (der Versöhnungstag) ist der heiligste Tag des jüdischen Kalenders und beginnt am Abend des 4. Oktober. APA

Religion als Ruf Gottes

Aglaia Maria Poscher-Mika zeigt Religion nicht als beliebige Wahlmöglichkeit, sondern als Ruf Gottes, der an ganz konkrete Menschen, wie etwa der Protagonistin Mira ergeht. Der Hauptteil erzählt die Geschichte des Mädchens Mira, die mit viereinhalb Jahren ihre Eltern verliert und in ihrem Leben den unterschiedlichen Religionen begegnet. Mira stellt die Fragen eines Kindes beziehungsweise einer Jugendlichen, die immer die richtigen Fragen sind: „Aber Krieg ist immer ein schrecklicher Ausnahmezustand und ich weiß nicht, ob ich im Laufe meines Lebens begreifen werde, warum irgendjemand in der Kriegsführung wirklich eine Lösung sehen kann. Es muss die Hölle auf Erden sein. Und sind nicht das Leben und die körperliche und seelische Unversehrtheit die höchsten Güter der Menschheit?“

Emanuel sagt von seinem christlichen Gott zu Mira: „Jehoshua hat sich durch sein Leiden ohne Widerstand allen Menschen hingegeben. Er hat nicht die Qualen der bösen Menschen über sich ergehen lassen, um die guten zu erlösen. Nein, er hat alle Menschen so sehr geliebt, dass er ihnen in allem, was sie tun, widerstandslos nahe sein wollte. (…) Auch denen, die verletzen und morden (…) Er wollte allen ganz nah sein, aus reiner, göttlicher Liebe.“

Erschienen am 15. Jänner im Bucher Verlag, 152 Seiten, 28,60 Euro.

Über die Autorin

Aglaia Maria Poscher-Mika

wurde 1983 in Feldkirch geboren und hat Komparatistik, Philosophie, Religionswissenschaften und Musiktherapie studiert. Neben ihrer Tätigkeit als Musiktherapeutin war sie von 2014 bis 2019 Beauftragte für interreligiösen und interkulturellen Dialog der Diözese Feldkirch. Sie lebt als freiberufliche Sängerin und Autorin in Vorarlberg.

Wolfgang Ölz