Kultur

60.000 Hollywood-Schauspieler treten in den Streik

14.07.2023 • 14:06 Uhr
Den letzten Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren hatte es 1960 gegeben
Den letzten Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren hatte es 1960 gegeben. (c) IMAGO/USA TODAY Network (IMAGO/Robert Hanashiro)

In der US-Filmmetropole Hollywood streiken die Schauspieler.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler in den USA treten in den Streik. Nachdem bei Verhandlungen mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP keine Einigung erzielt werden konnte, werde ab Mitternacht die Arbeit niedergelegt, teilte die immerhin 160.000 Mitglieder umfassende Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA am Donnerstag in Los Angeles bei einer Pressekonferenz mit. Die Darsteller fordern unter anderem bessere Vergütung und die Regelung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Branche.

Zuvor hatten beide Seiten noch einen Schlichter hinzugezogen. Trotzdem konnte bis zur von der Schauspielergewerkschaft gesetzten Deadline keine Einigung gefunden werden. “Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, wie weit wir bei so vielen Dingen auseinander sind”, sagte Drescher.

Harter Schlag für Unterhaltungsindustrie

Der Verband der TV- und Filmstudios AMPTP – der unter anderem Netflix, Amazon, Apple und Disney vertritt – verteidigte sich. Man habe versucht, eine Einigung zu finden, hieß es in einer Mitteilung. Die Gewerkschaft habe nun aber “leider einen Weg gesucht, der zu finanziellen Problemen für die unzähligen Tausend Menschen führen wird, die auf die Branche angewiesen sind”.

Der Streik ist ein weiterer harter Schlag für die Unterhaltungsindustrie in den USA, denn seit 2. Mai haben bereits die Drehbuchautoren ihre Arbeit niedergelegt. Deren Streik hat schon jetzt Auswirkungen für Zuschauer. So können beispielsweise viele Late-Night-Shows nicht mehr wie sonst ausgestrahlt werden. Die Sendungen von Branchenstars wie Jimmy Kimmel oder John Oliver sind wegen des Autorenstreiks schon seit Anfang Mai komplett ausgefallen. Mit einem Doppelstreik können nach Einschätzung von US-Medien kaum noch Filme und Serien gedreht werden.

Dürrezeit für Film- und Serienfans

Der Branchenseite “Entertainment Weekly” zufolge wird der neue Streik aber eher Auswirkungen auf die Filmbranche als auf TV-Produktionen haben. Wegen der anhaltenden Verhandlungen hatten einige große Firmen angekündigte Filmstarts bereits nach hinten verlegt, darunter sind Marvel mit neuen Superheldenfilmen zu “Captain America” oder “Blade”, Disneys Realverfilmung des Animationshits “Moana” (deutscher Titel: “Vaiana”) und die geplanten “Avatar”-Fortsetzungen. Weil Filme aber einen langen Produktions- und Marketingvorlauf haben, dürften sich die Folgen eines Streiks erst in einigen Monaten bemerkbar machen.

Fran Drescher
Fran Drescher.APA

Das Schreiben und Drehen von Fernsehserien liegt dagegen wegen des Streiks der Drehbuchautoren ohnehin schon weitgehend auf Eis. Deren Gewerkschaft WGA hat außerdem bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitern erhalten, sodass kein Drehbetrieb aufrecht erhalten werden konnte und beliebte Serien wie “Stranger Things” oder “Yellowjackets” aktuell nicht produziert werden können.Stzaffeltarts verschieben sich dadurch teils weit nach hinten.

Budgets sinken

Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass zwar mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden. Außerdem bringen Wiederholungen bei Streaminganbietern für die Kreativen anders als im Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen.

Die Gewerkschaft SAG-AFTRA hat mehr als 160.000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspielerinnen und Schauspieler für Serien und Filme. Er ist für sie alle bindend, sie dürfen nun bis auf Weiteres nicht mehr vor der Kamera arbeiten.

Stars bekunden ihre Solidarität

An einer Urabstimmung am 7. Juni hatten rund 65.000 Mitglieder der Gewerkschaft teilgenommen, 97,9 Prozent hatten sich für einen Streik ausgesprochen. Zudem bekundeten Stars wie Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Ben Stiller und Pedro Pascal öffentlich ihre Solidarität. Die Schauspieler des Films “Oppenheimer”, darunter Matt Damon und Emily Blunt, verließen am Donnerstag nach einem Auftritt auf dem roten Teppich aus Solidarität mit dem Streik eine Premiere in London.

Zuletzt hatten die US-Schauspieler 1980 gestreikt. Damals dauerte der Streik mehr als drei Monate. Den letzten Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren hatte es 1960 gegeben.