„Sonne ist der absolute Umsatzkiller“

Anfang August war die erfolgreichste Kinowoche seit 2011.
Christian Dörfler, Kinosprecher in der Wirtschaftskammer Österreich, ließ unlängst mit einer Ausendung aufhorchen. Die Woche vom 4. bis 10. August sei die mit Abstand erfolgreichste Kinowoche seit 2011 und somit seit Beginn der Aufzeichnungen durch den WKÖ-Fachverband gewesen, teilte er darin mit. Vor allem die Filme „Barbie“ und „Oppenheimer“ hätten für einen ungeahnten Höhenflug gesorgt.
Die Freude über diese Entwicklung ist auch bei Michael Wieser, Sprecher der Vorarlberger Kinos und Betreiber der Kinos in Bludenz und Dornbirn, groß. „Im Grunde ist es so, dass unser größter Freund schlechtes Wetter ist und wir hatten zudem das große Glück, dass mit ‚Barbie‘, ‚Oppenheimer“ aber auch ‚Rehragout-Rendezvous‘ ein sehr attraktives Programm zur Verfügung stand“, erläutert er die Gründe für dieses Hoch.

Faktor zehn
Wenn solche Filme ins Kino kommen würden und es dazu noch regne, sei es ideal, so Wieser: „Sonne ist der absolute Umsatzkiller.“ Der Unterschied zwischen Regen und Sonne bedeute mindestens den Faktor zehn, verdeutlicht er den Wetterunterschied. Das heißt, bei Regen würden mindestens zehn mal so viele Besucherinnen und Besucher kommen wie bei Sonnenschein.
Was das Gesamtjahr betrifft, sei es für die Kinos bis Ende Mai – immer aufgrund des schlechten Wetters – recht gut gewesen, erzählt der Branchensprecher. Allerdings habe man da noch insofern mit Pandemienachwirkungen zu kämpfen gehabt als noch nicht so viele attraktive Filme vorhanden waren. Der Juni sei indes der schlechteste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, informiert Wieser: „Das Wetter war traumhaft schön und die Leute waren überall, aber nicht im Kino.“
„Die tollen Zahlen von Anfang August stimmen uns optimistisch, aber es gibt noch viele Altlasten.“
Michael Wieser, Kinosprecher
“Katastrophal”
Mit Beginn des regnerischen bzw. unbeständigen Wetters im Juli seien dann auch die späteren Klassenschlager angelaufen. „Die letzten Tage waren wieder katastrophal“, schildert der Kinobetreiber. Er hofft derzeit auf die Richtigkeit des Wetterberichts, der für das Wochenende wieder Regen vorhersagt. „Bei Regen ist Kino nämlich die erste Alternative.“
Eine Prognose für die kommenden Wochen sei allerdings schwierig, erklärt Wieser, nicht zuletzt aufgrund des Streiks der Drehbuchautoren in den USA, bei dem nicht klar sei, wie lange er dauere. „Wir stehen da vor einer großen Herausforderung.“ Derzeit würden einerseits keine Filme produziert. Auf der anderen Seite sei nicht klar, wann fertige Filme starten würden. „Die Startpläne werden derzeit wöchentlich geändert“, informiert der Kinosprecher.
Altlasten
Optimistisch stimmt Wieser, dass Kino bei den Leuten wieder gefragt sei und auch die Studios „kapiert haben, dass es ohne Kinos nicht geht“ – trotz Streaming. Allerdings hätten die Kinobetreiber das „ganz große Problem“, dass das Geschäft pandemiebedingt drei Jahre fast stillgestanden sei. „Die tollen Zahlen von Anfang August stimmen uns optimistisch, aber es gibt noch viele Altlasten“, so Wieser.
Es werde sicher noch einige Zeit brauchen, bis die Konten wieder „rosig“ aussehen würden, zumal die Coronahilfen nicht ausgereicht hätten, sagt der Branchenvertreter. Daher „kämpfen alle Vorarlberger Kinos ums Überleben“, schildert er die Situation. „Das Kino lebt, die Leute kommen, aber wir brauchen die Rahmenbedingungen“ – Regen und attraktive Filme.