Mit “Maestro” geht Bradley Cooper ehrgeizig auf Oscar-Jagd

Der Schauspieler, Filmemacher, Produzent Bradley Cooper könnte sich mit dem Bernstein-Biopic vergolden.
Es gibt klassische Oscarrollen in klassischen Oscarfilmen. Bradley Coopers zweite Regiearbeit ist so ein Film. Und seine Hauptrolle als amerikanisch-jüdisches Musikgenie Leonard Bernstein ist sein Ticket zum ersten Oscar-Gewinn als Schauspieler oder sogar als Regisseur und Produzent. Das vor seiner Venedig-Premiere heiß diskutierte Biopic ist durchaus gelungen. Der Biografiefilm hat dabei auch mehr zu bieten als die spannende Debatte über kulturelle Aneignung und “Jewfacing”, die Cooper mit seiner Nasenprothese losgetreten hat. Mit viel Empathie und Verehrung nähert er sich dem Komponisten und Dirigenten Bernstein, einem Getriebenen, ohne dessen Schwächen auszusparen.
Die Musik ist dabei von der ersten Sekunde des Films an die Leitlinie, wie auch im Leben Bernsteins. Auch der Schnitt von “Maestro” wirkt zeitweise getrieben, legt kunstvoll gestaltete Musical-Sequenzen ein, um sich dann wieder ganz zurückzunehmen, wenn es um das private Drama geht. Im Zentrum der Geschichte steht nämlich nicht so sehr die öffentliche Arbeit, sondern die Beziehung Bernsteins zu seiner Frau Felicia Montealegre, stark gespielt von Carey Mulligan. Und Cooper versteht, dass er diesen Frauencharakter nicht einfach als Nebenfigur erzählen kann, auch wenn genau das einer ihrer Konflikte ist. Auch die Bisexualität Bernsteins und die offene und an Affären nicht arme Ehe der beiden wird deutlich, aber mit Feingefühl erzählt.
Man kann Bradley Cooper vorwerfen, bei seiner Oscar-Jagd ein bisschen gar zu viel Eifer an den Tag zu legen, als Schauspieler wie als Regisseur. Das Herzblut und Einfühlungsvermögen für seine beiden Figuren ist ihm aber nicht abzusprechen. “Maestro” ist nebst “Ferrari”, “El Conde” oder “The Killer” einer von mehreren Netflix-Filmen im Wettbewerb.
Maskenbildner entschuldigen sich
Bei der Pressekonferenz am Lido entschuldigte sich der Maskenbildner … wegen der Nasenprothese, die heftige Reaktionen ausgelöst hatte. “Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das passieren würde. Es tut mir leid, wenn ich die Gefühle einiger Menschen verletze. Ich wollte Lenny so real wie möglich darstellen.” Bernsteins Tochter Jamie und das Produktionsteam waren im Gegensatz zu Bradley Cooper und Carey Mulligan nicht am Lido. Jamie Bernstein bekräftigte, dass es für sie und ihre Geschwister “eine Ehre” sei, Teil des “integrativen” Prozesses zu sein, und dass es sich um eine echte Zusammenarbeit mit Cooper handele. Auch wenn er der Familie aufgrund eines geschlossenen Sets nicht erlaubt habe, den Dreharbeiten zuzuschauen.
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