Kultur

„Es ist möglich, dass es uns 2024 nicht mehr gibt“

05.09.2023 • 19:21 Uhr
Veranstaltungen finden auch im Freien statt.   <span class="copyright">Ian Ehm/Friendship</span>
Veranstaltungen finden auch im Freien statt. Ian Ehm/Friendship

Am Donnerstag beginnt das FAQ Bregenzerwald. Bis inklusive Sonntag gibt es dabei viele spannende Veranstaltungen.

Den „großen Fragen unserer Zeit“ widmet sich ab morgen, Donnerstag, mittlerweile zum achten Mal wieder das FAQ Bregenzerwald. Bis Sonntag wird in einer Vielzahl an Formaten heuer der Frage „Wer kann’s?“ nachgegangen – die natürlich nicht beantwortet wird. Auffallend in diesem Jahr ist die Dauer des „Forums mit Festivalcharakter und kulinarischem Anspruch“, die im Vergleich zum vergangenen Jahr halbiert wurde. Mit diesen dreieinhalb Tagen dauert das FAQ, das im Jahr 2016 zum ersten Mal stattfand, heuer nun wieder genau so lang wie bei den ersten drei Ausgaben.

„Das hat ausschließlich finanzielle Gründe, weil wir sehr viel weniger Geld haben“, erklärt Aurelia Batlogg-Windhager vom Veranstaltungsteam des FAQ diesen Umstand. Die Förderungen sowohl der öffentlichen Hand als auch jene der privaten Sponsoren seien zurückgegangen. Der Großteil der öffentlichen Subventionen kommt vom Land, ein kleinerer Teil vom Bund. Ein Grund für das geringere Budget sei der Wegfall der Anschubfinanzierung, informiert Batlogg-Windhager. Private Geldgeber würden indes über schwierigere Zeiten, hohe Rohstoffpreise und steigende Kosten klagen und so den Rückgang ihrer Sponsorentätigkeit begründen.

Das Organisationsteam Matthias Felsner, Aurelia Batlogg-Windhager, Martin Fetz (v.l.).<br><span class="copyright">Ian Ehm/Friendship</span>
Das Organisationsteam Matthias Felsner, Aurelia Batlogg-Windhager, Martin Fetz (v.l.).
Ian Ehm/Friendship

„Wir versuchen den Subventionsgebern zu vermitteln, dass es eine Investition in die Region ist“, sagt die Veranstalterin, die in diesem Zusammenhang auch darauf hinweist, dass das FAQ Bregenzerwald etwa bei diversen Tourismuskongressen immer wieder als Best-Practice-Beispiel angeführt wird. „Wir haben gezeigt, dass wir es können und das Publikum und die Akteurinnen und Akteure geben uns recht“, betont Batlogg-Windhager. So war das Interesse an den Veranstaltungen von Beginn an sehr groß und auch die Akteurinnen und Akteure zeigten sich durchwegs begeistert und kamen teils auch gerne wieder.

Auch in der Corona-Zeit habe man die Veranstaltungen unter schwierigsten Bedingungen durchgezogen, führt Batlogg-Windhager weiter aus, „aber es braucht ein Commitment“, um das Weiterbestehen zu sichern. Ansonsten könne es durchaus sein, dass das FAQ heuer zum letzten Mal stattfindet. „Es ist leider wirklich eine Option, dass es uns im nächsten Jahr nicht mehr gibt“, verdeutlicht Batlogg-Windhager die dramatische Situation.

Die 94-jährige Hella Pick ist heuer beim FAQ.  <span class="copyright">FAQ Bregenzerwald/Sarah M Lee</span>
Die 94-jährige Hella Pick ist heuer beim FAQ. FAQ Bregenzerwald/Sarah M Lee

Auch in diesem Jahr sei die Nachfrage groß, erzählt die Organisatorin. Der Kartenverkauf sei durchaus mit jenem der Vorjahre zu vergleichen – und das sei nicht überall so, fügt sie hinzu. Nach „Highlights“ des heurigen Programms befragt, weist Batlogg-Windhager auf zwei Veranstaltungen bzw. Gesprächen mit ganz besonderen Frauen hin.

Da ist einmal Hella Pick, mit der die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid am Samstag in der Remise in Bezau sprechen wird. Die 1929 in Wien geborene Pick kam 1939 mit einem Kindertransport nach England, arbeitete unter anderem bei der BBC und später für „The Guardian“ als Auslandskorrespondentin. „Sie war damals eine der wichtigsten Frauen und überall dabei, wo Weltpolitik passierte“, so Batlogg-Windhager. Und die heute 94-Jährige spreche „ein schönes altösterreichisches Deutsch“, erzählt sie dann noch.

Auch Marina Litwinenko spricht heuer beim FAQ.  <span class="copyright">FAQ Bregenzerwald/Hollie Adams Bloomberg</span>
Auch Marina Litwinenko spricht heuer beim FAQ. FAQ Bregenzerwald/Hollie Adams Bloomberg

Ein weiterer Gast ist Marina Litwinenko, ausgebildete Tänzerin und die Witwe des ermordeten russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko. Mit ihr spricht ebenfalls Alexandra Föderl-Schmid am Sonntag im Kleinen Dorfsaal in Schwarzenberg. „Sie ist jemand, die wahrscheinlich schon vor zehn Jahren hätte sagen können, wie Putin agieren wird“, sagt Batlogg-Windhager über die 61-jährige Russin. Damals, als ihr Mann ermordet worden sei (im Jahr 2006, Anm.), habe das aber niemand hören wollen.

Spannend findet Batlogg-Windhager Litwinenkos Blick auf den derzeitigen Krieg in der Ukraine: „Sie schaut auf die Täter.“ Man habe den Krieg thematisieren wollen, allerdings mit einer neuen Perspektive und die liefere die Russin.

Nicht unwichtig ist auch die Kulinarik.  <span class="copyright">Ian Ehm/Friendship</span>
Nicht unwichtig ist auch die Kulinarik. Ian Ehm/Friendship

Ein wichtiger Aspekt beim FAQ Bregenzerwald ist auch die Kulinarik. „Wir wissen, dass beim Essen die Gespräche beginnen“, nennt Batlogg-Windhager den Grund dafür. Mit der Taube in Andelsbuch gibt es heuer zudem einen neuen Veranstaltungsort, in dem von Freitag bis Sonntag eine „superspannende Ausstellung“ mit Vorarlberger Künstlerinnen und Künstlern stattfindet. „Für uns ist dieser Ort ein Glücksfall“, so die Organisatorin.

Und auf noch einen Programmpunkt weist sie hin: Nach einem Gespräch zum Thema „Sprache MACHT Veränderung?“ und einer kulinarischen Stärkung am Freitag im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg spielt der Salzburger Schlagzeuger und Multi-Perkussionist Martin Grubinger sein laut Batlogg-Windhager letztes Konzert. „Er kommt mit einem Lkw mit dreieinhalb Tonnen Equipment. Das wird ein Riesenspektakel. Darauf freue ich mich schon riesig.“
FAQ Bregenzerwald: Donnerstag, 7. bis Sonntag, 10. September. Verschiedene Orte im Bregenzerwald. Infos und Tickets: www. https://www.faq-bregenzerwald.com