Kulinarische und musikalische Kostproben aus sardischer Tradition

Hirten aus Sardinien begeistern mit Kulinarik und Musik beim Sardischen Fest des Walserherbsts im Gasthof Seewaldsee in Fontanella.
Die Insel Sardinien mit ihrer wilden Natur und ihren besonderen Traditionen fernab des italienischen Festlands hat schon viele Menschen inspiriert. So auch Josef A. Amann aus Schnifis, den Leiter des Blechbläserensembles Stella Brass. Seit über zehn Jahren ist er regelmäßig in Sardinien in der Nähe von Castelsardo im Norden und lernte dort sardische Hirten kennen. Begeistert von ihrer Art zu singen und zu musizieren, lud er sie kurzerhand zum Walserherbst ein.
Mitgekommen sind zwei verschiedene Gruppen, die die heurige zehnte Auflage des Festivals bereicherten. Am Mittwochabend im Gasthaus Seewaldsee in Fontanella waren sie nicht nur Musiker, sondern bewirteten die Gäste auch mit typisch sardischen Speisen: dem sardischen Hirtenbrot Pane carasau, einer wunderbaren Pasta oder den sardischen Salsicce-Würsten. Dazu wurde der „Wein der Hundertjährigen“ serviert.
Immaterielles Kulturerbe
Das Hirtentrio Tre Pastori Sardi glänzte zwischen den Gängen mit ihrem traditionellen Singen mit der Gitarre. Hauptberuflich Hirten widmen sie sich der Pflege des Jahrhunderte alten Gesangs, der von Generation zu Generation unter Schäfern und Hirten weitergegeben wird und seit 2018 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit der Unesco zählt. Gian Daniele Calbini hatte den herzlich-intensiven Sologesang inne und bildete mit Paolo Senes (Gesang und Gitarre) mit seiner herausragenden Schlagtechnik und mit Giuseppe Pola (Gesang und Akkordeon) ein stimmiges Trio.
Canto a Tenores di Thiesi, die zweite Gruppe an diesem Abend, sang im Quartett ausschließlich a cappella. Der Solist Nino Uneddo erzählte gesanglich die Geschichte, während die drei anderen die Begleitstimmen in verschiedenen Tonhöhen intonierten. Das ging von der tiefen zur höheren Gutturalstimme bis zur Falsettstimme. Typisch bei diesem Kehlkopfgesang war die Imitation von Schafen und Ochsen, die man deutlich heraushörte. Nie gehörte Töne, die einen in die raue Natur Sardiniens entführten.

Alle Beteiligten sind Autodidakten und fest in der Tradition der Weitergabe der alten Gesänge und Melodien verwurzelt. Parallelen zur Radix Musikwerkstatt – die heuer bereits zum siebten Mal beim Walserherbst unter der Leitung von Evelyn Fink-Mennel stattfand – sind unverkennbar. Die volksmusikalischen Traditionen des Alpenlands und deren Weitergabe sind auch in der Werkstatt zentrale Elemente, die spielerisch und mit viel kreativer Lebendigkeit weiterverfolgt werden.
Dieser wunderbare Abend, der bereits lange Zeit vorher ausverkauft war, kann zu Recht als ein Höhepunkt dieses Jubiläumsprogramms bezeichnet werden, das von Dietmar Nigsch, Eugen Fulterer und Evelyn Fink-Mennel kuratiert wurde. Dem laut Eigendefinition „steilsten Festival in den Bergen“ seien weiterhin viele erfolgreiche Jahre beschieden.
Der diesjährige Walserherbst geht noch bis kommenden Sonntag: Informationen unter www.walserherbst.at