Kultur

„Heilig Abend“ mit Boxkampf

21.12.2023 • 23:00 Uhr
Schauspieler und Regisseur Stefan Pohl. <span class="copyright">Dieter Steinbach</span>
Schauspieler und Regisseur Stefan Pohl. Dieter Steinbach

Stefan Pohl spricht über die Inszenierung von „Heilig Abend“, ein Stück von Daniel Kehlmann, das morgen bei der bühne 68 in Lauterach erstmals aufgeführt wird.

Einen Tag vor Weihnachten feiert die bühne 68 die Premiere ihres neuen Stücks „Heilig Abend“. Ein Thriller von Daniel Kehlmann, bei dem eine Philosophieprofessorin beim Verhör mit einem Polizisten sitzt und beschuldigt wird um Mitternacht einen Terroranschlag geplant zu haben.

Unter Zeitdruck

Mit dem Stück will die bühne 68 in Lauterach das neue eigene Salon-Theater im Vereinsheim einweihen und hat für die Inszenierung erstmals einen Profi engagiert. „Ich das Stück gelesen und ich fand das gleich sehr ansprechend und spannend.“, beschreibt der Vorarlberger Regisseur und Schauspieler Stefan Pohl im Interview.
Was das Ganze vom klassischen Verhör unterscheide, sei zum einen der Zeitfaktor: „die Uhr tickt kurz vor Weihnachten“, denn der Polizist habe nur eineinhalb Stunden, um die vermutete Bombe zu finden, die um Mitternacht hochgehen soll. Außerdem sei es genau an Heiligabend, an dem alle Beteiligten lieber woanders wären. „Ich denke, dass der Daniel Kehlmann das Setting darum gewählt hat, weil Weihnachten natürlich auch etwas ist, was alle Menschen im Innersten berührt und auch was allen weh tut, wenn am Heiligabend irgendwo etwas Schlimmes passiert.“, sagt Pohl.

Clevere Figuren

Spannend finde er auch, dass der Autor „beide Parteien mit sehr guten Argumenten ausgestattet“ habe, sodass man „man mit beiden Figuren sympathisiert“. Es hänge dann von der Tendenz der Zuschauerinnen und Zuschauer ab, welche Argumente sie mehr ansprechen. Denn „beide Figuren sind sehr clever.“ Während der Verhörspezialist der Polizei verschiedenen Strategien entwickle, und dabei versuche, die Frau zu brechen, um an die Wahrheit zu kommen, kritisiert die Professorin zwar das System der Überwachung, „nutzt aber genau dieses System aus, um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen.“
Dieses Hin und Her der Figuren vermittle der Regisseur auf einer surrealistischen Ebene, durch einen Tanz, aber auch einen Boxkampf, indem einmal die eine Seite die Oberhand habe – oder glaubt sie zu haben – sich im nächsten Moment aber in der Defensive befinde. „Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es wird ausgeteilt. Also richtig.“

Surrealistisch

Zudem habe Pohl versucht, die kafkaesken Momente im Text mit verschiedenen Tönen und anderen Stilmitteln noch zu erhöhen. „Ich bin grundsätzlich kein Freund von purem Realismus oder Naturalismus auf der Bühne, wenn es die Möglichkeit gibt, andere Ebenen zu finden.“, erklärt der Regisseur seinen Zugang, bei textlastigen Stücken wie „Heilig Abend“ Irritation ins Spiel zu bringen. Interpretationsmöglichkeiten biete auch das Bühnenbild: „Es könnte ein Käfig sein, es könnte ein Boxring sein, es könnte ein Messestand sein, ein Ausstellungsrahmen, ein Bilderrahmen. Aber es könnte auch ein Verhörraum sein.“
Mit einer Stunde und zehn Minuten ohne Pause finde das Ganze in „Echtzeit“ statt, in der neben Bombendrohungen, Terrorwarnstufen und Überwachungsmechanismen auch verschiedene Beziehungsgeflechte der beiden Figuren thematisiert werden, bei denen auch ein Ex-Mann nicht unwesentlich ist.

Premiere: Morgen, 20 Uhr, bühne 68 Salon-Theater, Lauterach.