Text und Figuren wie aus Sprache gehauen

Werner Schwabs „Die Präsidentinnen“ sind in einer Produktion des Theater Wagabunt ab Freitag im TIK in Dornbirn zu sehen.
Sie heißen Erna, Grete und Mariedl. Zwei von ihnen sind Mindestpensionistinnen, die dritte Klofrau. Sie sitzen in einer Wohnküche und sprechen über ihr Leben – bitterböse, derb und komisch zugleich. „Die Präsidentinnen“ ist das erste von Werner Schwabs „Fäkaliendramen“. Uraufgeführt wurde dieses Stück des am 1. Jänner 1994 mit erst 35 Jahren verstorbenen Grazer Schriftstellers im Jahr 1990.
Im Jahr 1996 waren „Die Präsidentinnen“ in einer Produktion des Projekttheater Vorarlberg im Land zu sehen. Das Stück wurde zum Riesenerfolg und wurde daraufhin auch in den Folgejahren noch einige Male österreichweit und in Vorarlberg aufgeführt. Nun steht es auf dem Spielplan des Dornbirner Theater Wagabunt – was ein wenig auch mit einem Zufall zu tun hat, wie Stephan Kasimir erzählt. Er inszeniert „Die Präsidentinnen“.

Der Regisseur hat in den vergangenen Jahren schon öfter mit den beiden Schauspielern Robert Kahr und Wolfgang Pevestorf vom Theater Wagabunt gearbeitet. Dafür wurden meist Stücke für zwei bzw. maximal drei Personen gesucht. Nachdem die beiden Schauspieler mittlerweile schon älter sind, „wird die Rollenfindung immer schwieriger“, erzählt Kasimir.
Heuer habe man sehr lange gesucht und wollte schon aufgeben, so der Regisseur, als ihm im Bücherregal Schwab „entgegengesprungen“ sei. Bei den „Präsidentinnen“ sei er dann letztlich hängengeblieben. Dass sich zudem Schwabs Todestag in diesen Tagen zum 30. Mal jährt, habe man dann im Lauf der Proben festgestellt. Neben Kahr und Pevestorf ist in der Wagabunt-Produktion Helga Pedross als dritte im Bunde zu sehen.
Die Präsidentinnen
Von Werner Schwab.
Mit Robert Kahr, Helga Pedross und Wolfgang Pevestorf. Regie Stephan Kasimir. Bühne und Kostüme Caro Stark
Premiere: Freitag, 29. Dezember 20 Uhr, TIK Dornbirn, Jahngasse 10. Weitere Vorstellungen: Samstag, 30. Dezember, 20 Uhr, sowie 7., 14., 21. und 28. Jänner jeweils um 17 Uhr im TIK Dornbirn.
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Dass zwei der drei Frauenrollen von Männern – in Anlehnung an Dragqueens – gespielt werden, sieht Kasimir einserseits als eine „Entlarvung des Kontrukts“. Andererseits handle es sich nicht um eine Sozial-, sondern um eine Radikalkomödie, wie er sagt. Und „ich wollte auch ein wenig von der Betroffenheit weg“.
Autor Werner Schwab hat eine Zeitlang bei Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste in Wien Bildhauerei studiert. Parallelen dazu sieht Kasimir auch in der Sprache des Dramatikers: „Es kommt mir vor, als wären der Text und die Figuren des Stücks aus der Sprache herausgehauen.“

Kostüme und Bühne der Produktion stammen von Caro Stark. „Die Sprache steht aber im Vordergrund, nicht das Detail der Wohnküche der Mindestpensionistin“, sagt der Regisseur. Seine Beschreibung der Ausstattung: „Dezent aber vehment schleicht sich Caro in das Stück rein.“
Den Originaltext des modernen Klassikers hat der Regisseur etwa auf die Hälfte runtergestrichen. „Es gibt aber immer noch gewaltige sprachliche Blöcke.“ Das Stück sei schon über 30 Jahre alt und früher habe man sehr viel mehr Konversation betreiben, sagt Kasimir in Hinblick auf den Originaltext mit einem Grinsen. Mit der Kürzung habe er es auf das „Wesentliche reduziert bzw. sei zum Kern vorgedrungen“.
Insgesamt seien „Die Präsidentinnen“ aber eines der witzigsten und besten Stücke, die er je gemacht habe, stellt der Regisseur fest. „Es ist so gut gebaut, dass es sich lohnt, es anzuschauen“, meint er dann noch.