Musikalische Reisen auf den Spuren der Initiation

„Die Initiation – Zwischen Mut und Verzweiflung“ war der Titel des Pforte-Konzerts, das am Wochenende drei Mal gespielt wurde – darunter auch in Hittisau.
Von Katharina von Glasenapp
“Folge deinem Entzücken und das Universum wird dir Türen öffnen“ ist das von dem Mythologen Joseph Campbell (1904–1987) entlehnte Motto dieser Saison von Musik in der Pforte. Klaus Christa, der künstlerische Leiter der Feldkircher Reihe und stets aktive Musiker und leidenschaftliche Musikvermittler, wird nicht müde, sein Publikum an seinen Helden- und Abenteuerreisen auf unbekannten Pfaden teilhaben zu lassen.
Diesmal war die Pforte mit dem Ensemble Louise Farrenc – Berit Cardas, Violine, Klaus Christa, Viola, Mathias Johansen, Violoncello, und Katya Apeksheva, Klavier – unter anderem auch wieder im Frauenmuseum Hittisau zu Gast. Es füllte den kleinen Raum mit Werken zweier Komponistinnen und dem eines französischen Romantikers.
“Stimme” gestohlen
Was ist der Impuls, die Initiation zum Akt des Komponierens? Bei der Engländerin Sally Beamish war es ein tragisches Ereignis, denn bei einem Einbruch wurde der Musikerin ihr Instrument, die Bratsche, ihre „Stimme“, gestohlen, und sie wandte sich dem Komponieren zu. Mittlerweile hat ihre Tochter, eine Geigenbauerin, ihr eine Bratsche gebaut und ihr damit wieder eine Stimme gegeben.
Wie einige Komponisten – die bekanntesten sind Johann Sebastian Bach, Robert Schumann und Dmitri Schostakowitsch – liebt auch Sally F. Beamish das Spiel mit den Tonbuchstaben ihres Namens. In „Spell“, das als Auftragswerk für Musik in der Pforte entstand, wird dieses „Buchstabieren“ in Tönen und Intervallen ebenso thematisiert wie „Zauber“, die andere Bedeutung des Wortes.

Obwohl das „Thema“ auf die Instrumente verteilt vorgestellt wurde, ist die Musik doch zu flüchtig, als dass man die Tonbuchstaben verfolgen könnte. Sally Beamish spielt mit der Brüchigkeit der Linien und Dialoge, bringt wechselnde Charaktere, auch „mystisch“-zauberische Episoden.
Die Pianistin Katya Apeksheva, die Geigerin Berit Cardas, Klaus Christa auf der Bratsche und der Cellist Mathias Johansen verwirklichten dieses sehr persönliche Stück mit der ihnen eigenen Leidenschaft und Intensität.
Schönberg-Schülerin
Bei seinen Entdeckungsreisen zu neuem Repertoire ist Klaus Christa in der Wiener Nationalbibliothek auch auf die 1875 in Konstantinopel geborene Vilma von Webenau, die erste Privatschülerin von Arnold Schönberg, gestoßen, die von der Musikwelt vergessen wurde. Hochromantisch, farbenreich, intensiv ist ihre Klangsprache, allerdings verliert sie sich auch in weiträumigen Passagen, herzzerreißenden Steigerungen und höchst expressiven Rückungen.
Beim ersten Hören erschließt sich das teils recht überladene Klavierquartett nicht, doch muss man der Energie des Ensembles, es zu editieren, einzustudieren und zu interpretieren, größten Respekt zollen.
Trauer um einen Abschied
Gleichfalls ungemein anspruchsvoll, rauschend und farbig wirkt das erste Klavierquartett von Gabriel Fauré. Mit einem funkensprühenden Scherzo an zweiter Stelle und einem tragisch sehnsüchtigen Adagio, in dem der Komponist seine Trauer über den Abschied von Marianne Viardot ausdrückte – die Tochter der Sängerin und Komponistin Pauline Viardot hatte die Verlobung mit Fauré gelöst – rücken zwei besondere Sätze ins Zentrum.
Im Adagio verschmelzen die Streicherstimmen über perlendem Klavier, im Finale treibt das Klavier immer wieder ein Schwungrad an, die Streicher steigern sich mit schwelgerischen Themen zum jubelnden Abschluss. Nach den etwas sperrigen ersten beiden Werken brachten die Musikerinnen und Musiker den Abend mit diesem musikantischen Quartett zu feurigem Abschluss.