Ein Oktopus und eine „Nicht-Handlung“

Zum letzten Mal vor der Uraufführung im August im Rahmen der Bregenzer Festspiele gab das Leading-Team des Opernateliers einen „Einblick“ in die Entstehung der Oper „Hold Your Breath“.
Von Katharina von Glasenapp
In den „Einblicken“ in den Arbeitsprozess zur Uraufführung von „Hold your breath“, dem Auftragswerk der Bregenzer Festspiele an Éna Brennan, hält das Opernatelier der Festspiele immer wieder Überraschungen bereit: Moderiert vom polyglotten Dramaturgen Olaf A. Schmitt gab das Leading Team mehr oder weniger verschlüsselt Einblick in seine Vorstellungswelt.

Der bereits öfters heraufbeschworene Oktopus wird konkreter. Am Dienstagabend wurde einer von sieben Tentakeln von einigen Metern Länge, noch unbemalt, präsentiert und füllte das Seestudio des Bregenzer Festspielhaues in der Diagonale. Acht Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters Vorarlberg (SOV) empfingen das Publikum mit einer königlichen Fanfare, zu der es sich schmunzelnd erhob. Angeleitet von der charmanten Choreographin Caroline Finn fand sich das Publikum zum gemeinsamen Tanz – eine Mischung aus Kindergeburtstag und Workout lockerte die Gruppe auf.

Auch wenn es im August konkret wird mit der Uraufführung und der einzigen Folgeaufführung, hofft das Team um die Komponistin Éna Brennan, den Regisseur und Librettisten Sir David Pountney, den Bühnenbildner und bildenden Künstler Hugo Canoilas und die Choreographin Carolin Finn auf ein sich bewegendes Publikum: Die neue Werkstattbühne bietet viel Raum, es gibt fixe Sitzplätze und Stehplätze, von denen aus man sich den Raum erobern kann.

In die neun Szenen einer „Nicht-Handlung“ wird auch Tanz integriert – als kleiner Akt der Rebellion gegen eine maßregelnde Autorität, wie wir sie während der Covid-Pandemie zur Genüge erleben mussten. Der Oktopus gehört zum anderen Teil der „Nicht-Geschichte“, die den Klimawandel zum Thema macht. Die weichen Tentakelarme und die bunte Bemalung sollen dazu eine gewisse spielerische Leichtigkeit bringen: „Was macht das mit uns?“ ist eine der noch offenen Fragen, und die Leichtigkeit tut der Neuen Musik vielleicht ganz gut.

Und: „Es wird gesungen werden“ – nicht ungewöhnlich für ein Musiktheaterwerk, das den Bregenz-erfahrenen Bariton Scott Hendricks und die seit dem „Eugen Onegin“ von 2019 mit den Festspielen verbundene Sopranistin Shira Patchornik auf der Besetzungsliste hat. Dazu knüpft Sir David Pountney als Rezitator an seine Zeit als Sängerknabe in einem englischen Knabenchor an. Seit kurzer Zeit ist auch die junge irische Dirigentin Karen Ní Bhroin mit von der Partie. Sie präsentierte Ausschnitte von Brennans Musik, die elektronische und natürliche Klänge stilistisch vielschichtig verbindet.
„Weißt du, wie das wird?“ kann man immer noch mit den Nornen aus Wagners „Götterdämmerung“ fragen. „Kinder, schafft Neues“ wünschte sich der Bayreuther Meister ebenfalls – am 15. August wissen wir mehr!