Kultur

Täter und Opfer in der Welt der Musik

29.05.2024 • 15:41 Uhr
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Das Barockorchester Concerto Stella Matutina. Marcello Girardelli

Ein spannendes Thema hat das kommende Abokonzert des Vorarlberger Barockensembles Concerto Stella Matutina.

“Es hat sich so ergeben“, sagt Manager und Ensemblemitglied Bernhard Lampert auf die Frage, wie man zu so einem Thema kommt. „Die dunkle Seite“ ist der Titel des dritten Abo-Konzerts des Vorarlberger Barockensembles Concerto Stella Matutina, das am Freitag und Samstag in Götzis Ambach gespielt wird. Zur Aufführung gebracht wird Musik von Komponisten, die entweder Verbrecher waren oder Opfer von Verbrechen wurden.

„Wir wussten von Gesualdo, dass er seine ganze Familie ausgelöscht hat“, erzählt Lampert. Ein Werk des Italieners ist nun neben Stücken anderer Täter im ersten Teil des Konzerts zu hören. Darunter ist etwa auch der junge Johann Sebastian Bach, der eingesperrt wurde, weil er einen neuen Dienstvertrag unterzeichnet hatte, ohne den alten zu beenden. Oder Antoine Forqueray, der seine Frau äußerst schlecht behandelte. Sie führte daraufhin einen Scheidungsprozess gegen ihn, der zehn Jahre dauerte, den sie aber gewann. Seinen Sohn soll er ins Gefängnis sperren haben lassen.

Thomas Platzgummer, Concerto Stella Matutina
Thomas Platzgummer hat beim Konzert die musikalische Leitung inne. Girardelli

In die Wirren der Französischen Revolution geriet indes der Österreicher Ignaz Pleyel, der nur mit einer Komposition seinen Kopf vor der Guillotine retten konnte. Dieses Glück hatte sein Kollege Jean-Frédéric Edelmann nicht. Der fiel dem Fallbeil zum Opfer. Im zweiten Teil des Konzerts werden denn auch Kompositionen von Opfern aufgeführt. Unter anderem von Alessandro Stradella, der 1677 einem Mordanschlag knapp entging, 1682 aber in Genua auf offener Straße von einem Unbekannten niedergestochen wurde. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr auch seinem Kollegen Jean-Marie Leclair. Den fand man 1764 in einer Blutlache liegend und von drei Messerstichen tödlich verletzt.

Abonnent auf der Bühne

Neben den Musikern wird bei den Konzerten auch ein langjähriger Abonnent des Orchesters auf die Bühne gebeten: der Psychiater und Gerichtsgutachter Reinhard Haller. Er soll „etwas Licht in so manche dunkle Komponisten-Biografie bringen“, heißt es.

Musik von Komponisten aus drei Jahrhunderten ist bei den Konzerten zu hören. „Wir fangen ganz alt an“, so Lampert, mit Carlo Gesualdo (1566–1613). Der Jüngste in der Reihe ist Pleyel (1757–1831). Die musikalische Leitung hat der Cellist und Moderator des Ensembles Thomas Platzgummer inne.

Concerto Stella Matutina: „Die dunkle Seite.“ Freitag, 31. Mai und Samstag, 1. Juni, jeweils 19.30 Uhr, Kulturbühne Ambach in Götzis. Gast: Reinhard Haller. www.stellamatutina.at