Mörder, Ratten und Brüder in Musik&Poesie

Für die Bregenzer Festspiele hat Komponist Marcus Nigsch einen Gedichtzyklus von Michael Köhlmeier vertont.
Man solle sich einen Roman vorstellen, der nur mehr in einzelnen Teilen existiert und dessen Lücken mit der eigenen Fantasie gefüllt werden können. Denn so einen Roman hat Michael Köhlmeier im Rahmen der Bregenzer Festspiele beim ersten Musik&Poesie-Abend am Sonntag präsentiert.

Spannungsgeladen
In „Landkarte eines Verbrechens“ hat der Erzähler Gedichte versammelt, die in kurzen Etappen einzelne Figuren und Lebensmomente beschreiben, die hauptsächlich durch die drastische und düstere Atmosphäre miteinander verbunden sind. Die Verknüpfungen dazwischen überlässt Köhlmeier jedoch nicht komplett den Zuschauern, sondern übergibt sie dem Komponisten Marcus Nigsch, der die Geheimnisse dieser fehlenden Teile der Geschichte durch die hinterlegte Musik widerspiegelt.
Eine Kombination, in der es gelingt, die kurzen Texte mit Spannung aufzuladen, auch wenn die Handlung gar nicht aufeinanderfolgt und das Publikum immer wieder mit anderen Orten und unterschiedlichen Akteuren bekannt gemacht wird.

Jedes dieser kurzen Gedichte könnte ein Augenblick einer eigenen Geschichte sein, zusammen erzählen sie in kleinen Happen von einer verdächtigen abgründigen Welt mit 13-jährigen Brüdern, in Decken gewickelte Waffen, kontaktsuchende Mörderinnen und Dieben inmitten von menschlichem Verhalten, Gefängnissen und Ratten. Köhlmeier erkundet darin die Feinheiten der dunklen Aspekte menschlichen Verhaltens und beleuchtet dabei auch den gesellschaftlichen Kontext, während der tiefgründig Gehalt der Zeilen durch die Musik verstärkt wird.

Marcus Nigsch vertonte die Gedichte mit Klarinette (Clara Hofer), Violine (Miria Sailer), Viola (Guy Speyers), Violoncello (Julia Ammerer-Simma) und Kontrabass (Marcus Huemer) mit vielen dynamischen Kontrasten. Im Zusammenspiel von Köhlmeiers Erzählstimme und der Kammermusik wird die emotionale Wirkung einzelner Passagen durch den Gesang von Maximilian Krummen (Bariton) und Corinna Scheuerle (Mezzosopran) noch intensiviert.