Spiel mit Buchstaben und Silben

Am Freitag präsentierte das Ensembe Unpop ihre neue Produktion „Die Ursonate von Kurt Schwitters“ in der Darbietung von Fritz Spengler und Paul Winter.
Kurt Schwitters „Anti-Sonate“ ist geschrieben wie eine klassische Sonate. An dieses Schriftbild hat sich der Countertenor Fritz Spengler gehalten und interpretiert im pinken Kostüm und Perlenkette auf poetische Weise das im Jahr 1932 entstandene dadaistische Lautgedicht.

Wirkungsvoll
Es sind Buchstaben, die ohne jeden Inhalt zu Silben aufeinanderfolgen, die keine Worte werden, aber doch Sprache sind und durch Spenglers Intonation und die begleitende Musik von Paul Winter durchaus eine gewisse Bedeutung erlangen – wenn auch nur zum Schein. Denn Spengler weiß als Sänger wie als Sprecher ganz genau über die Wirkung des sprachlichen Ausdrucks Bescheid, etwa wenn er die Silben wie im Operngesang in die Länge zieht oder den Buchstaben Nachdruck verleiht, als stünde er nicht als Performer in einem kunstvoll gestalteten Trichter (Bühnenbild von Caro Stark) vor dem sitzenden Publikum, sondern als Demonstrant auf dem Kornmarktplatz, wo er versucht, die vorbeifahrenden Radfahrer und Passanten mit wichtigen Botschaften aufzuhalten.
Mit einer beeindruckenden Ernsthaftigkeit reiht er die Buchstaben aneinander zum fragenden Singsang, in der Melodie von Kinderreimen oder auch im Takt der Marschmusik, hält durch wirkungsvolle Pausen die Spannung des Publikums und wechselt im Gedicht zwischen den möglichen Sprechern, während Winter das Spiel mit einem musikalischen Genre-Mix auflockert.

Lebendige Inszenierung
Manche Zeilen sind langsam, manche schnell, andere werden mit Vehemenz beendet – wie ein Prediger am Ende der Lesung – oder wenden sich fast flehend an die Hörerinnen und Hörer. Unter großem Körpereinsatz schwankt Spengler im Gedicht zwischen den Sprachformen und vereint die vielen Funktionen unserer Sprache in einer Performance, die völlig frei davon ist, eine Handlung zu vermitteln.
Was Spengler dem Publikum überliefert, ist, plakativ gesagt, eine Huldigung der Silben und die Liebe zur Sprache und dem Gesang selbst, was auch ohne Worte hervorragend funktioniert. Es ist eine lebendige Inszenierung, die es schafft, dem Geschehen Wichtigkeit zu verleihen, ohne es ins Lächerliche zu ziehen und die vor allem vom Humor getragen wird, aber – was den Geschmack betrifft – nicht alle im Publikum überzeugen kann.

„Die Ursonate von Kurt Schwitters“, in Koproduktion mit Caravan -mobile Kulturprojekte. Weitere Aufführungen am 23. und 24. August, beim Freudenhaus in Lustenau, 20 Uhr, Eintritt frei. Infos und Sitzplatzreservierungen unter: www.unpop.at