Kultur

Vorarlberger Werke in Sarajevo präsentiert

05.09.2024 • 21:02 Uhr
North-West by South-East - Part II
Künstler der Ausstellung “North-West by South-East – Part II” B. R. Jonuzi-T

Bekannte Künstler aus Vorarlberg zeigen aktuell ihre Werke in einer von der Botschaft realisierten Ausstellung in Sarajevo.

Über ein unterirdisches Einkaufszentrum im Zentrum der Stadt Sarajevo gelangt man in zwei riesige insgesamt 400 Quadratmeter große Hallen zu den Werken von Marbod Fritsch, Roland Adlassnigg und anderen Vorarlberger und österreichischen Künstlerinnen und Künstlern, die bis 22. September in der Galerie Collegium Artisticum mit ihren Arbeiten dort auch eine westliche Sicht auf die Kunst widerspiegelt.

North-West by South-East - Part II
Bardh-I Rafet Jonuzi-T mit seinen Arbeiten Marbod Fritsch

Fahnen und Bomben

Unter den Installationen, Performances, Skulpturen und Bildern findet sich etwa Adlassniggs „glattgebügelte“ Österreichfahne, Maria Anwanders symbolische Himmelsfahne, Michael Kos‘ Milchkannen, die an Flugkörper wie Bomben erinnern, eine von Hubert Blanz erstellte virtuelle Stadt ohne Fenster und Straßen und eben auch der acht Meter lange Vorhang, den Marbod Fritsch im vorigen Jahr im Bregenzer Bildraum Bodensee präsentierte. Dort sei auch der Kurator Bardh-I Rafet Jonuzi-T auf das Werkstück aufmerksam geworden und habe es sich für seine in der bosnischen Metropole organisierten Ausstellung „gewünscht“.

North-West by South-East - Part II
Maria Anwander in SarajevoB. R. Jonuzi-T


Jonuzi-T ist ist selbst Künstler, stammt ursprünglich aus dem Kosovo und lebt seit vielen Jahren in Vorarlberg, ist aber auch in der jugoslawischen Kunstszene gut vernetzt. Die aktuelle Ausstellung „North-West by South-East – Part II“ sei eine „bunte Werkschau“, wie Marbod Fritsch im Interview beschreibt, aber auch ein „Remake“, denn 2007 habe Jonuzi-T schon einmal Vorarlberger Künstlerkollegen nach Osteuropa eingeladen. Alexandra Berlinger, Hubert Blanz, Willi Kopf, Sabine Ott, Nita Tandon und Rini Tandon sind heuer in Sarajevo dabei und waren damals schon bei „North-West by South-East“ in der Mazedonischen Nationalgalerie in Skopje vertreten. Neu in seiner Ausstellungsgruppe sind heuer neben Adlassnigg, Fritsch, Anwander und Kos auch Alma Suljević, Jusuf Hadžifejzović, Ruben Aubrecht und Søren Dahl­gaard. Zeitgleich und ebenfalls im vom Österreichischen Kulturforum Sarajevo realisierten Projekt gibt es in der Galerie Collegium Artisticum noch eine zweite Ausstellung, in der Jonuzi-T’s Tochter Teuta Jonuzi in „Giddy Flames“ Arbeiten jüngerer österreichischer Künstlerinnen und Künstler versammelte.

North-West by South-East - Part II
Die Ausstellung in der Galerie Collegium Artisticum.B. R. Jonuzi-T

Stellenwert der Kunst

Ein gemeinsames Thema gäbe es nicht, vielmehr zeige die Schau, „was im Moment in Österreich grad passiert“, erklärt Marbod Fritsch. In seiner Vorhang-Arbeit wollte er auf die menschliche Existenz hinweisen und darauf, „dass wir uns eigentlich immer mehr voneinander abtrennen – in den Selfies und den Blasen – und das einzige Verbindende ist, dass wir leben“. Obwohl der Text übersetzt wurde, hat der Künstler Bedenken, dass der Satz „Und manchmal staune ich, dass ich tatsächlich lebe“ nicht überall gleich verstanden werden könnte. Denn nicht nur die Lebensrealität, sondern auch das Kunstschaffen im Land unterscheide sich stark von dem osteuropäischer Länder, was man vor allem daran merke, dass dortige Kunst- und Kulturinstitutionen „wenig bis gar kein Geld haben“ und die heimische „Künstlergeneration nicht im Krieg aufgewachsen ist“.
Kunst sei zwar eine Möglichkeit, „dem jetzigen Zustand eine Form zu verleihen“, aber „nicht unbedingt die geeignetste Form, um die Lebensumstände von Menschen zu ändern“, beschreibt Fritsch die „Machtlosigkeit der Kunst“ in der großen Kluft zwischen Arm und Reich. Viele der Menschen würden die Ausstellung eben nicht anschauen, „weil sie schauen, dass sie über die Runden kommen“, vermutet der Künstler.