Kultur

Heimatbühne Möggers würdigt Widerstandskämpfer

18.10.2024 • 20:19 Uhr
Laienschauspieler proben für ein Stück über Widerstandskämpfer aus dem Ort.
Matteo Flatz in der Rolle des kindlichen Josef Anton King. hartinger

„Zur falschen Zeit“, ein Stück über den Hörbranzer Widerstandskämpfer Josef Anton King, feiert morgen Premiere in Möggers.

Ich bin froh, jetzt und nicht damals zu leben. Es war eine grausame, menschenunwürdige Zeit“, erklärt Elias Müller (17), der im Theaterstück „Zur falschen Zeit“ den jugendlichen Josef Anton King spielt. Die Produktion der Heimatbühne Möggers feiert am Samstag Premiere und handelt vom Leben Kings, der 1945 von der Gestapo hingerichtet wurde.

Laienschauspieler proben für ein Stück über Widerstandskämpfer aus dem Ort.
Claudia Lang-Forcher.hartinger

Erfahrene Regisseurin

Die langjährige künstlerische Leiterin der Geierwally Freilichtbühne in Elbigenalp, Claudia Lang-Forcher, ist der Heimatbühne seit vielen Jahren eng verbunden. Erst letztes Jahr spielten sie ihr Stück „Anna – Mutter der Mütter“. Als die Regisseurin vor mehr als einem Jahr von der stellvertretenden Spielleiterin Marlies Wucher gefragt wurde, ob sie das Leben des hochbegabten Widerstandskämpfers auf die Bühne bringen könnte, war sie anfangs unsicher. Lang-Forcher wollte kein Stück über den Nationalsozialismus schreiben. „Bis mir klar wurde, dass es um King geht. Das Leben des jungen Mannes, dessen Einstellung, Stärke und Widerstand hat mich total fasziniert“, schwärmt die Künstlerin.

Laienschauspieler proben für ein Stück über Widerstandskämpfer aus dem Ort.
hartinger

Hochbegabter Christ

1922 als Sohn eines Hörbranzer Bauern und Fuhrmanns geboren, fiel King aufgrund seiner außerordentlichen Intelligenz früh auf. Auf Anregung des Pfarrers war es ihm vergönnt, das bischöfliche Knabenkonvikt Paulinum in Schwaz zu besuchen. Dort blieb der Junge mit sozialem Stallgeruch trotz hervorragender Leistungen ein Außenseiter. Von tiefer christlicher Pietät geprägt, änderte der „Anschluss“ 1938 sein Leben schlagartig. Das NS-Regime schloss das Konvikt, wodurch der Junge, der Priester werden wollte, seine letzten Schuljahre in Bregenz absolvierte. Großes Aufsehen erregte er dort, denn King brachte sich durch bloßes Radiohören Italienisch, Neugriechisch und verschiedene slawische Sprachen bei. Dieses Talent sollte dem Gewissenhaften zum Verhängnis werden.
Während King aufgrund seiner Kurzsichtigkeit nur für kurze Zeit zur Wehrmacht musste, wurde er später von der Gestapo gezwungen, bei Verhören von Zwangsarbeitern als Dolmetscher beizuwohnen. Von Gewissensnöten motiviert, beschönigte er Aussagen der Verhörten und engagierte sich im Widerstand. So war er an Druck und Verteilung von Flugblättern beteiligt, die Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion über den Verlauf des Krieges informierten und zu Sabotageakten aufriefen. Eines dieser Flugblätter gelangte zur Ukrainerin Sina Sidorowna. Unter Folter gestand sie der Gestapo, dass sie das Blatt von King erhielt. Daraufhin wurde er ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert und wenige Tage vor Kriegsende hingerichtet.

Laienschauspieler proben für ein Stück über Widerstandskämpfer aus dem Ort.
Elias Müller überzeugt als jugendlicher Josef Anton King.hartinger

Kein Casting notwendig

„Bevor ich ein Stück schreibe, lese ich einen Meter Bücher zur Vorbereitung. Dann gehe ich neun Monate mit den Ideen schwanger und frage mich: Was will ich sagen? Wie gestalte ich es? Möggers dachte ich natürlich mit“, schildert Lang-Forcher ihren kreativen Prozess. Im Gegensatz zum üblichen Ablauf war für „Zur falschen Zeit“ kein Casting notwendig: „Wucher wusste schon, wer welche Rollen spielen könnte.“ Eine große Freude für Müller, der zuvor nur einmal, bei einer Aufführung an der Mittelschule Hörbranz, als Schauspieler tätig war. Damals war ihm Leid und Leben Kings noch unbekannt. Jetzt ist es ihm intim vertraut, wie man bei der Generalprobe am Donnerstag deutlich sehen konnte.
So auch bei Matteo Flatz, der in der Rolle des kindlichen King brilliert. Wenn er am Anfang des Stücks aus der Bergpredigt vorliest, fühlt man sich der christlichen Überzeugung des Hörbranzer Widerstandskämpfers nah, an deren Grenzen ihn die Mutter dunkel ahnend erinnert: „Liebe ist mächtig, aber Macht selten liebevoll.“

Laienschauspieler proben für ein Stück über Widerstandskämpfer aus dem Ort.
hartinger

“Zur falschen Zeit”

Spieltermine der Heimatbühne Möggers:
19.10. – 20. Uhr,
26.10. – 20. Uhr,
27.10. – 17. Uhr,
31.10. – 20. Uhr,
02.11. – 20. Uhr,
03.11. – 15. und 19.30 Uhr,
08.11. – 20 Uhr,
09.11. – 20 Uhr