Kultur

Ein Reh aus Püree: Die skurrilen Traumdeutungen von Paul Mittler

10.01.2025 • 06:30 Uhr
Ein Reh aus Püree: Die skurrilen Traumdeutungen von Paul Mittler
Künstler Paul Mittler widmet sich jede Woche den Träumen seiner Follower. Mittler/Canva

Auf Instagram lädt Paul Mittler einmal pro Woche zur kostenlosen Traumdeutung. Eine eifrige Arbeit, die humorvolle Bilder hervorbringt.


Ich hasse es, wenn mir Leute ihre Träume erzählen, aber da es vielen so geht, möchte ich ihnen wie ein Ombudsmann die Last abnehmen“, gesteht Paul Mittler (32) mit heiterem Kichern. Daher bittet der gebürtige Lochauer jeden Donnerstag oder Freitag seine Follower auf Instagram, dass sie ihm ihre Träume in zwei bis drei Sätzen schildern. Auch heute nimmt der Künstler von 10 Uhr bis am späten Nachmittag Einsendungen entgegen.

„Wir alle haben Blödsinn im Kopf“

Mittler studierte von 2012 bis 2018 Malerei in der Klasse von Daniel Richter an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo er auch heute noch lebt. Während seine Hauptwerke mit schiefem Blick das Traumhafte an der Realität freilegen, zeugen die Traumdeutungen vom gutherzigen Humor des Künstlers: „Seit ich im Februar damit angefangen habe, werde ich das Gefühl nicht los, dass wir alle auf Hilfe angewiesen sind. Wir alle haben Blödsinn im Kopf, aber daran ist nichts ehrenrührig.“

Traumdeutungen auf Instagram
Mittler

Fantastische Ausformungen

Im Gegensatz zu Sigmund Freud, dessen Theorie der Traumdeutung den latenten Inhalt auf Verborgenes untersucht, übersteigert Mittler die Berichte seiner Follower mit fantastischer Energie. So gestand ihm eine der stets anonym bleibenden Personen: „Hab geträumt, ich muss einen Kartoffelpüreeberg besteigen. Die Besteigung war unmöglich.“ Daraufhin entwarf der Künstler kurzerhand ein Mischwesen aus Reh und Püree – nach eigenen Angaben seiner zahlreichen Sternzeichen.

Traumdeutungen auf Instagram
Mittler

Die Werke entwirft er entweder in seinem Wohn-Atelier mit Tusche und Acryl oder hastig unterwegs mit Bleistift und Tinte auf Papier. Anzahl und Arbeitszeit schwanken dabei gewaltig. „Es kann sein, dass ich nach zwei Minuten oder erst nach einer halben Stunde mit einem Bild fertig bin. Dabei muss ich oft lange überlegen. Denn ich habe Angst, Menschen traurig zu stimmen, wenn ihre Träume nicht so gut aussehen wie die anderer. Eine negative Reaktion habe ich bisher aber noch nie erhalten“, berichtet der 32-Jährige von seinem Schaffensprozess.

Traumdeutungen auf Instagram
Mit diesem Post fing alles an. Mittler

Diesen begann er gelangweilt im Krankenbett. „Ich führe ihn aber fort, da die Bilder gut ankommen und viele enttäuscht sind, wenn ich sie nicht malen würde“, freut sich Mittler. Daher hat er noch nie einen Traum abgelehnt. Einmal sollen sich 15 Personen bei ihm gemeldet haben: „Das war extrem. Keine Ahnung, was da los war. Vielleicht Vollmond.“

„Wie lustig kann ich sein?“

Der Künstler nützt die fortlaufende Zeichenübung als Möglichkeit, um einer für ihn zentralen Frage nachzugehen: „Wie lustig kann ich sein?“ Dabei durchstößt Mittler kreativen Grenzen. Nicht zuletzt, da ihm auch andere Künstler Träume senden, von denen er nicht weiß, ob sie echt oder als Herausforderung gedacht sind.