Kultur

Nach 1000. Konzerten ist noch lange nicht Schluss

28.01.2025 • 19:12 Uhr
Nach 1000. Konzerten ist noch lange nicht Schluss

Ernst Hutter wird am 3. Februar in Bregenz sein 1000. Konzert als Leiter der Original Egerländer Musikanten feiern.

Die Platten der Egerländer Musikanten hat Ernst Hutter in (66) seiner Jugend „rauf und runter gehört“. Dass der Posaunist das Blasorchester 25-Jahre lang leiten wird, konnte er damals nicht ahnen. Jetzt ist er sich aber sicher, dass für ihn die Zeit gekommen ist, das Zepter weiterzugeben. Daher laden „Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten – Das Original“ zur Abschiedstour. Sie trägt den Titel „Mein Finale“ und markiert zugleich den Beginn der Ära Alexander Wurz, der im kommenden Jahr auf Hutter folgt.

Blasmusik mit besonderem Twist

Ursprünglich 1956 von Ernst Mosch (1925 – 1999) gegründet, stehen die Egerländer Musikanten für böhmische Blasmusik mit leichtem Twist. Die Prägungen zeugen vom Leben des Gründers, der vor dem Zweiten Weltkrieg in Böhmen als Musiker ausgebildet wurde und spät in Deutschland den Swing und Jazz für sich entdeckte. So entstand ein Stil, der weitab von dumpfen Märschen und angetrunkener Militanz mit Leichtigkeit besticht.

Der zwei Jahre nach Gründung der Band geborene Hutter wurde 1985 von Mosch in die Gruppe aufgenommen. Diese war ihm nicht nur als Fan vertraut. Denn zahlreiche seiner Kollegen aus der SWR Big Band waren bei den Egerländer aktiv. Reich an emotionalen Erfahrungen, zählt er den ersten gemeinsamen Auftritt zu den gefühlvollen Höhepunkten seines Lebens.

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Lienert

Ein Kulturtempel in New York

Nachdem der Gründer 1999 verstorben war, übernahm der Posaunist gemeinsam mit Toni Scholl die Leitung der Musikanten. Während Scholl 2003 die Gruppe verließ, führte sie Hutter 2006 zurück an einen Ort, an dem sie vor seiner Zeit Weltgeschichte im Kleinen schrieben. „1966 haben die Egerländer Musikanten als allererstes Blasorchester in der New Yorker Carnegie Hall gespielt. Ein Kulturtempel! Alleine der Einspielraum für den Dirigenten, viel besser als dort habe ich mich noch nie klingen gehört. Ihr müsst etwas unternehmen, um mich von dort wieder herauszubekommen, habe ich den Musikern gesagt“, erinnert sich der 66-Jährige mit verschmitztem Stolz.

So auch sein Ausblick auf den 3. Februar. Denn dann wird er in Bregenz sein 1000. Konzert als Leiter der Egerländer Musikanten zelebrieren. Dabei freut ihn nicht nur der Anlass, sondern auch die Lokalität, wohnt er doch unweit der deutschen Grenze in der Nähe von Wangen.

Zur Zeit der Pandemie wurde dem Blechbläser bewusst, dass er vor einer biografischen Schwelle steht. Denn während er heuer 67 wird, feiert das Blasorchester 2026 70 Jahre Bestehen. „Für mich war es immer sehr wichtig, dass das international bekannte Ensemble erfolgreich weitergehen kann. Für mich hat das viel mit Loslassen und Selbstvertrauen zu tun.“

Ernst Hutter und Die Egerländer Musikanten
Posaunist Alexander Wurz (vorne) wird auf Hutter folgen. Gärtner

Umso größer die Freude des Musikers, dass Alexander Wurz (geb. 1985) sein Erbe antreten wird. Dieser kam, für das Genre typisch, durch den Musikverein seiner Heimatgemeinde in Baden-Württemberg zur Blasmusik. Wobei Wurz sein Repertoire während des Musikstudiums in Düsseldorf beachtlich erweiterte. So wurde er neben der Posaune unter anderem am Tenorhorn, Euphonium und Klavier geschult. Seit damals wirkt der gefragte Musiker in zahlreichen Orchestern. So fungierte Wurz von 2008 bis 2014 als erster Tenorist im Luftwaffenmusikkorps 2 in Karlsruhe und seit 15 Jahren bei den Egerländer Musikanten.

Denkt nicht an den Ruhestand

Im Gegensatz zu den Wiener Symphonikern sind die 22 Ensemble-Mitglieder im Orchester nicht fest angestellt. Ein Umstand, der mit hohem organisatorischem Aufwand einhergeht. „Für eine große Tour mit fast 50 Konzerten muss ich frühzeitig mit den Kollegen korrespondieren, damit sie für die richtige Zeit zur Verfügung stehen“, berichtet Hutter, dessen Gruppe seit Tourbeginn nach Weihnachten bereits 18 Aufführungen abgehalten hat.
Während er am 31. August auf der Allgäuer Freilichtbühne in Altusried sein letztes Konzert als Leiter geben wird, denkt der 66-Jährige noch lange nicht an den Ruhestand. „Ganz im Gegenteil.“ Vielmehr wird er mit seinen drei Söhnen in der HutterMusic GmbH wirken und der Leidenschaft freien Lauf lassen.