“Sonne / Luft”: Viel Show und Melancholie

walktanztheater.com und Saumarkttheater zeigen „Sonne / Luft“ von Elfriede Jelinek in einer Inszenierung von Brigitte Walk.
Elfriede Jelineks Text „Sonne / Luft“ gilt als ihr „Klimakrisenstück“. Die Uraufführung in einer Inszenierung von Nicolas Stemann fand 2022 am Schauspielhaus Zürich statt, die österreichische Erstaufführung ein Jahr später in Graz. Nun hat sich das Feldkircher walktanztheater.com des Stücks angenommen – Premiere ist am 28. März im Saumarkt.
Nach einigen Projekten, die mit viel Recherche verbunden waren, wollte Theaterleiterin und Regisseurin Brigitte Walk wieder einen Text bearbeiten, den es bereits gibt. Jelinek kennt und mag sie „seit immer und ewig“, Umwelt ist ein Anliegen, das ihr am Herzen liegt. „Sonne / Luft“ sei ein „leicht melancholisches, wenig zynisches Stück“, beschreibt es Walk. „Es hat mir einfach sehr gut gefallen.“
Von 100 auf 20 Seiten
„Sonne / Luft“ sind eigentlich zwei Texte mit insgesamt rund 100 Seiten. Schauspielerin Maria Fliri hat die Textfassung, die nun gespielt wird, erarbeitet und das Original auf rund 20 Seiten gekürzt. „Themen, die uns wichtig waren, sind drin. Themen, die wir nicht so spannend fanden, haben wir rausgestrichen“, erklärt Walk dazu. Beibehalten worden sei der Wortwitz, die Sprachspielereien – all das, was die Werke der Literaturnobelpreisträgerin ausmachen.
Im Stück geht es um die Welt “vor der Apokalypse und nach der Apokalypse” (Walk). Da gibt es die Sonne, die sich anschauen muss, was mit der Welt passiert. Sie ist gekränkt angesichts dessen, was die Menschen mit der Umwelt und all dem vorhandenen Schönen aufführen. Manchmal liest sie ihnen die Leviten, manchmal ist es ihr einfach egal, weil ihr ihre Kritik sinnlos erscheint. Sie will Klartext reden – mit wenig Erfolg.
Termine
walktanztheater.com
„Sonne /Luft“ von Elfriede Jelinek.
Inszenierung: Brigitte Walk. Dramaturgie: Maria Fliri. Ausstattung: Sandra Münchow. Schauspiel: Barbara Novotny, Marlene Haagen, Peter Bocek. Video, Foto: Sarah Mistura. Komposition: Martin E. Greil. Technik: Matthias Zuggal, Thomas Kuschny. Bauten: Roland Adlassnigg. Produktionsleitung: Marina Höfler.
Premiere: Freitag, 28. März, 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch. Weitere Termine: 29. März, 19.30 Uhr, 30. März, 17 Uhr; 3., 4. und 5. April, jeweils 19.30 Uhr, 6. April, 17 Uhr.
Infos: www.walktanztheater.com
Letztlich beschließt die Sonne aber, alles in Flammen aufgehen zu lassen. Das passiert – und dann kommt der nächste Teil, die „Luft“. Drei übrig gebliebene Menschlein sind da auf sich zurückgeworfen und beklagen ihr Dasein. „Der erste ist ein Showteil, der zweite melancholischer“, sagt die Regisseurin zum Stück.
Video kommt in der Produktion nur kurz in wenigen kleinen Szenen zum Einsatz, der Rest wird von drei Personen gespielt. Dabei gibt es eine Änderung. Nachdem Liese Lyon erkrankt ist, ist kurzfristig Barbara Novotny eingesprungen. Sie war erst kürzlich im Bregenzer Theater Kosmos in „Gi3F (Gott ist 3 Frauen)“ zu sehen.
Koproduktion
Die Musik wurde von Martin E. Greil eigens für die Produktion komponiert. „Sie ist ziemlich cool. Sie ist zuerst melancholisch und geht dann ins Poppige“, so Walk. „Sonne /Luft“ ist eine Zusammenarbeit von walktanztheater.com und Theater am Saumarkt, wo gespielt wird. Eine derartige Koproduktion war vor rund zweieinhalb Jahren auch mit „Nur nachts“ von Sibylle Berg zu erleben.