Von der heimlichen Welt hinter der Sprache

Im Lustenauer Kunstraum Dock20 visualisiert Chantal Kaufmann die Tiefenstruktur der Sprache.
Von den allgegenwärtigen und doch verborgenen Dimensionen der Sprache handeln die Werke der Schweizer Künstlerin Chantal Kaufmann (geb. 1984). Das Dock20, die Kunstgalerie der Gemeinde Lustenau, widmet ihr die Einzelausstellung „omw! (On my way!)“, die heute um 19 Uhr eröffnet und mit einer Sound-Performance von Artjom Astrov begleitet wird.
Die Form des Flüchtigen
Inspiriert durch Ideen der aus Bulgarien stammenden Philosophin Julia Kristeva (geb. 1941) widmet sich Kaufmann der „Infrastruktur der Sprache“. Begriffen als vorverbale Dimension, mit psychodynamischem Gehalt, zeigen ihre Objekte den Versuch einer Entstellung zur Kenntlichkeit. Raumgreifende Buchstaben heben sowohl die Zweidimensionalität des Textes als auch die Flüchtigkeit des Gesprochenen auf.

Kopien schaffen neue Qualität
Dass Neues aus Wiederholungen entstehen kann, verdeutlichen ihre Druckgrafiken. Denn so wie sich der Charakter eines Wortes fortlaufend wandeln mag, können Kopien von Kunstwerken eine Qualität jenseits des Originals entwickeln.

Von den Grenzen der Sprache künden Kaufmanns Videos „Imagine Language (Day_00, Day_03, Day_01)“, mit denen sie 2022 auf dem Filmfestival Viennale vertreten war. Rhythmisch untermalt vermitteln sie eine Geschichte, die scheinbar niemand und jeder versteht.

Punk-Mekka Dornbirn
In Zürich und Wien ausgebildet und bereits 2022 mit dem Video „Oh, Boy“ in der Galerie vertreten, kam die gebürtige Luzernerin in den 2000er Jahren regelmäßig nach Vorarlberg. Damals verdiente sich das Dornbirner Kulturcafé Schlachthaus den Ruf als Mekka für Hardcore-Punk, wobei ihr besonders das Konzert von „Modern Life Is War“ in Erinnerung blieb. Da Alkohol in der Szene verpönt war, sei der weite Heimweg einfach gewesen, lacht die Schweizerin. Während die Künstlerin bis heute mit den Zürcher Hausbesetzern vertraut ist, unterrichtet sie jetzt Malerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Die Ausstellung „omw! (On my way!)” kann bis zum 26. Juli besucht werden.