Zwischen Stahlhoden und Papierknäuel

Die einmalige Ausstellung „D.A.S.S.28H“ rückt Intuition und handwerkliche Zugänge in den Vordergrund.
Bodenständige Kunst, die einzig Neugier, aber kein Vorwissen verlangt. Das verspricht die einmalige Ausstellung „D.A.S.S.28H“, kurz für Dr. Anton-Schneider-Straße 28H, die am 21. Juni im Dornbirner Gewerbepark Fischbach gefeiert wird.
Handwerker
Initiiert durch Kaffee-Röster Philipp Steinbrugger (Röst Werk) und Kurator Ralf Isele, stehen von 17 bis 22 Uhr Werke der Vorarlberger Künstler Fabian Hämmerle, Thomas Anton Rauch, Manuel Lunardi, Michael Salvadori, David Altweger, Egmont Hartwig, Michael Kopplstätter und Se-Ven Noem zur Schau. Die Musik dagegen steuern DJ Vinyl und DJ Chuck Bauer bei.

Das Event ist die Frucht von zwei Monaten intensiver Planung und ein Testlauf für zukünftige Ausstellungen. Die Veranstalter wollen damit all jenen ein kulturelles Angebot schaffen, denen der Kulturbetrieb „zu versnobt“ ist, lacht Isele. Angesiedelt in einem Gewerbepark mit Handwerksbetrieben, stammen viele Künstler der Ausstellung selbst aus dem Handwerk, selten der Akademie.
Brotberuf und Seelenspiegel
Manuel Lunardi, vom Brotberuf einst Maler, begreift Kunst als seelische Momentaufnahme. Wie unterschiedlich diese sein können, offenbart ein Auszug seiner 360 Bilder, die er über ein Jahr hinweg jeweils an einem Tag entworfen hat. „Da der Verstand oft in die Intuition hineinfunkt, wollte ich Werke schaffen, die ohne Nachdenken entstehen“, offenbart der 46-Jährige. Dass er dennoch Konzepten nicht abgeneigt ist, konkret dem Spaß, beweisen seine Skulpturen. Etwa „Balls of Steel“, bestehend aus einem am Schwert hängenden Hodensack aus Metall.

Thomas Anton Rauch, solo unter anderem mit Bildern sich bekriegender Marionetten vertreten, schuf mit Lunardi gemeinsam Gegenbilder zur Wegwerfgesellschaft. Bestehend aus zerdrückten Dosen, wirken diese gleichermaßen verpackt und angeschossen.

Wie Porzellan glänzend die Papierknäuel von Egmont Hartwig. „Die Ölbilder zeigen verworfene Skizzen, die es nie auf die Leinwand geschafft haben“, lacht der gebürtige Niederländer. Wie sehr ihn das Spiel mit der Wirklichkeit beschäftigt, offenbart sein Bild einer Frau mit Messer, das einen Schnitt durch die „vierte Wand“ zeigt.

Der gelernte Tischler Michael Salvadori ist für seine surrealistischen Tusche-Landschaften bekannt. Seinen alten Motiven zunehmen überdrüssig, widmet sich der Autodidakt vermehrt Stillleben. Ob Brustwarze oder Mensch ohne Haut, seine Arbeiten zeugen von virtuosem Verständnis für Licht und Schatten.
Designer und Graffitisprayer
Schwebende Balletttänzerinnen verschwimmen in der neuen Serie von Michael Kopplstätter zu kalt-erotischen Körper-Komplexen. Seine Werke erinnern an klassische Schönheitsideale und sind sichtlich durch die Welt der Laufstege inspiriert.

Der gelernte Modedesigner widmet sich seit acht Jahren hauptberuflich der Kunstmalerei, seit sechs Jahren wirkt er in seinem Atelier am Fischbach.

Fabian Hämmerle hingegen ist seit 2016 Graffitisprayer von Beruf. „Dass ich einmal für Firmen und Privatpersonen arbeite, war nie mein Plan“, gesteht der 36-Jährige mit ruhigem Stolz. Dass Kunden unterschiedlichste Stile von ihm verlangen, betrachtet er als Glücksfall. Davon zeugen die diversen Techniken und Formen seiner Bilder, seien es Fineliner-Zeichnung, Acrylbilder oder ein eigens für die Schau geschaffenes Wandbild. Es zeigt zwei Kinder, mit Krone und Karnevalsmaske, inmitten einer vertrauten Bergwald-Kulisse, mit einem Märchenschloss im Hintergrund. Dabei basiert es auf einem Foto der Kinder seines Bruders, das er mit Popkultur-Motiven entfremdet auf die Wand bannte.

Ohne Zweifel poppig sind Seven Noems „Stars & Heroes“. Die umfassende Serie zeigt Prominente wie Samuel L. Jackson oder Marlene Dietrich mit stets strengem Blick.
Eine passende Abrundung für die farbenprächtige Schau, die am längsten Tag des Jahres mit maximaler Kürze offen hat.