“Jihadisten gegen die Männlichkeit” präsentieren die “letzte Variante” der S18

Mit einem Festumzug in Lustenau werben Autostaat am Samstag, dem 28. Juni, für ihre radikale Idee.
Seit mehr als 40 Jahren wird über die S18, eine Umfahrungsstraße für die größte Marktgemeinde Österreichs, gestritten. Profitiert haben davon primär Planungsbüros, die laufend mit der Suche nach möglichen Varianten beauftragt wurden.
„Wir mussten feststellen, dass die S18 weder in der Variante CP noch Lustenau Süd möglich ist. Nur die ‚letzte Variante‘ funktioniert“, betont Kerim El-Mokdad (Jahrgang 1991) selbstbewusst. In Zürich aufgewachsen, bildet er gemeinsam mit dem Tiroler Johannes Maas (Jahrgang 1983) das Wiener Künstler-Duo Autostaat. Jetzt begaben sie sich im Auftrag der Gemeindegalerie Dock20 für eine mehrtägige „Forschungsreise“ nach Lustenau, wo die Künstler eine radikale Lösung der Verkehrsfrage zutage brachten. Während die Details erst beim Dock20 Sommerfest am 28. Juni präsentiert werden, gewährten sie der NEUE schon vorweg exklusiven Einblick.

Neu Höchst für die Lustenauer
“Von Archäologie bis Raumforschung haben wir den Ort mit allen Mitteln der Wissenschaft untersucht. Letztlich offenbarten seismografische Instrumente, dass Lustenau der ideale Platz für eine Rampe ist. Mit einer Höhe von zehn bis 15 Meter und einer Steigung von 90 Grad erlaubt sie eine unglaublich erhabene Ankunft in die Schweiz“, bekräftigt der Tiroler. Dazu sei es notwendig, den Ort unter einer meterhohen Lehmschicht zu begraben. Zugeschüttete Einfamilienhäuser sollen zur Entwässerung beitragen. Gleichermaßen radikal ist sein Vorschlag für eine neue Wohnstätte der Lustenauer: „Wir schlagen die Gründung von Neu Höchst vor, das zwischen den Einfamilienhäusern in Höchst entstehen soll.“

Trachten, Traktor und ein Lamborghini
Ambitionierte Ideen müssen mit Sorgfalt präsentiert werden. El-Mokdad: „Als Schweizer komme ich aus der Demokratie. Ich habe sie verstanden und verinnerlicht. Da die Regierung in Bern ohne fertige Lösung nicht mehr mit der Asfinag und Österreich verhandeln möchte, bin ich um Diplomatie bemüht.“ Die passende Gelegenheit bietet ihnen das Sommerfest. Beginnend am Samstag um 18.30 Uhr findet der Auftakt am Kirchplatz statt. Teilnehmende sind aufgerufen, Autos, Fahrräder, Traktoren, Tiere, Kostüme, Trachten, Trikots, Transistorradio und/oder Instrumente mitzubringen. „Es wird ein Festzug der Freude, ohne politische Agenda. Uns geht es darum, alle Menschen zusammenzubringen. Aktuell sind wir in Kontakt mit dem Old Timer Club und den Pfadfindern. Leider hat ein Motorradclub bereits abgesagt, dafür wissen wir, dass ein neuer Lamborghini mitfahren wird“, strahlt Maas.

Nachdem die versammelten Massen um 19 Uhr Richtung Potenstraße zum Dock20 pilgern werden, setzt das Künstler-Duo um 19.30 Uhr zur Festrede an. Während St. Galler Bratwürste, Lustenauer Senf und Schwiizer Pärle für das leibliche Wohl serviert werden, verspricht Ali Europa musikalische Schmankerl, weit über die Galerie hinaus. Mit bürgerlichem Namen Alexander Fuchs (Jahrgang 1989) und Hotelier von Profession, überträgt er sein Set auf das Radionetz. Bis über den Rhein nach St. Margreten soll es hörbar sein, verspricht der frühere Mitarbeiter des Musikladens in Bregenz.
Djihad gegen die Männlichkeit
Die multimedial aktiven Performancekünstler von Autostaat haben sich bei einer Tanzproduktion kennengelernt. Sie sehen sich als zwei Männer, die im Auto über große Gefühle sprechen. Passend trug einer ihrer Aufführungen den Namen „Was wir unseren Vätern immer schon sagen wollen“. Zentral dabei ein roter Toyota, den die Gruppe vom Vater des Schweizers erhielt: „Alle wissen, irgendwo im Djihad gibt es immer einen Toyota. Mein Vater hat uns das passende Gefährt für unseren Djihad gegen die Männlichkeit gegeben“, lacht El-Mokdad. Maas distanziert sich, halb ernst.