Robert Schneider über die Gefahr des Erfolgs

INTERVIEW. Robert Schneider, Autor von „Schlafes Bruder“, über Höhen und Tiefen.
NEUE: Wann haben Sie „Schlafes Bruder“ zuletzt gelesen?
Robert Schneider: Vor zwei Wochen, zur Vorbereitung einer Lesung in Bezau.
Wie oft haben Sie den Film gesehen?
Schneider: Gar nicht so oft. Ich schätze fünf bis sechs Mal. Natürlich bei der Premiere und während einer Kino-Tour.
Fühlt er sich heute anders an als damals?
Schneider: Man selbst fühlt sich anders an. Für mich ist das wie ein Flashback. Es ist ein Teil meines Lebens, aber lange her. Gewisse Emotionen wieder hochzuholen, ist schwer. Was bleibt, ist eine Dankbarkeit.
Was war das schlechteste Lob?
Schneider: Wenn mir jemand sagt, ich hätte ein wunderbares Buch geschrieben, und ich weiß beim Zuhören, dass er es sicher nie gelesen hat. Das ist das schlimmste Lob.

Und die schönste Kritik?
Schneider: Die kam von Marcel Reich-Ranicki. Er sagte: „Er kann schreiben, aber er hat es noch nicht wirklich gezeigt.“ Das war für mich ein Kompliment.
Was ist die Gefahr des Erfolgs?
Schneider: Erfolg war für mich ein zweischneidiges Schwert. Einerseits genießt man ihn. Andererseits ist die Verführung groß, dass man es persönlich nimmt. Ich dachte wirklich, die Leute meinen mein Buch, aber das war ein Irrtum. Und was man im Erfolg halt nicht sieht, ist, wie kurzlebig er ist. Das ist die Gefahr.