Kultur

Gustav Klimts Spuren in Vorarlberg

26.09.2025 • 18:58 Uhr
Preview der Ausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg mit Hans Bäumler und Tobias Natter
Sammler Hans Bäumler und Kurator Tobias Günter Natter. Rhomberg (6)

Eine neue Ausstellung der Sammlung Hans Bäumler zeigt, wie eng die Dornbirner Industrie mit der Wiener Moderne verbunden war.

Ein Kunstschatz im Wert von vielen Millionen Euro, mit Bildern von Monet, Gauguin und Picasso, ist in unmittelbarer Nähe zum Hohenemser Cineplexx ausgestellt. Das Arche Noah Museum, angesiedelt in einer einstigen Produktionsstätte der Textilfirma Bäumler, beherbergt die beachtliche Sammlung Hans Bäumler. Während ein Flügel Werken aus Spätromantik und klassischer Moderne gewidmet ist, zeigt ein anderer Präparate heimischer wie exotischer Tiere. Von Eis- und Braunbären, Löwen und gefühlt der gesamten lokalen Vogelwelt, reicht die Bandbreite der Objekte im über 600 Quadratmeter großen Trakt.

Preview der Ausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg mit Hans Bäumler und Tobias Natter
Hochwertige Drucke Bilder Klimts.

Die neue Sonderausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg“ gibt einen weiteren Grund, diese wenig bekannte Schatzkammer aufzusuchen.

Hochzeitskarte

Ausgangspunkt der Schau ist die Freundschaft des weltberühmten Malers mit dem Dornbirner Textilindustriellen Julius Rhomberg (1869-1932). Auf den Folgen dieser Spur gewährt sie private Einblicke in das Wechselspiel von Kunst und Wirtschaft.

Preview der Ausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg mit Hans Bäumler und Tobias Natter

1889 begab sich der noch junge Dornbirner für eine Ausbildung nach Wien, wo er Klimt (1862-1918) kennenlernte. Belege wie eine vom Künstler gestaltete Hochzeitskarte für Rhomberg und seine Frau Eugenie Bertolini aus dem Jahr 1895 zeugen von dieser Verbindung. Zentral auch Hermann Flöge. Er war nicht nur der Bruder von Emilia Flöge, der Lebensgefährtin des Künstlers, sondern auch Prokurist der Firma Herrburger & Rhomberg. Ihm ist ein eigener Abschnitt der Schau gewidmet.

Preview der Ausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg mit Hans Bäumler und Tobias Natter
Hermann Flöge (l.) mit Gustav Klimt und Heinrich Liebl (r.).

Ob sich der ungern reisende Klimt jemals nach Vorarlberg begab, ist nicht bekannt. Vielleicht sei er auf dem Weg nach Paris durch das Land gefahren, scherzt Kurator Tobias Günter Natter.

Kunst für den Alltag

Der frühere Direktor des Vorarlberg Museum und des Leopold Museum in Wien gilt als ausgewiesener Spezialist der Wiener Moderne. In dieser ging es nicht darum, „schöne Bilder an die Wand zu hängen. Vielmehr soll die Kunst Bereiche des alltäglichen Lebens umfassen: Die Stühle, auf denen wir sitzen, das Besteck, mit dem wir essen oder die Textilen, die wir tragen. Im Grunde geht es um eine Verbindung von Kunst und Industrie“, erläutert Natter.

Preview der Ausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg mit Hans Bäumler und Tobias Natter
Die Gewerbeschau der Dornbirner Textilindustrie im Geist des Jugendstils. Die Stühle wurden von Adolf Loos gestaltet.

Gewerbeausstellung

Ausgestellte Jugendstil-Stoffe der Firma Herrburger & Rhomberg zeugen davon. Ergänzt werden sie durch kostbare Musterbücher aus Archiven. Besonders eindrucksvoll auch ein Bild aus dem Jahr 1900. Es zeigt die Gewerbeausstellung in Dornbirn, bei der Rhomberg einen Jugendstil-Pavillon errichten ließ, um die Innovationskraft der lokalen Textilindustrie zu unterstreichen. Neben den Stoffen sind auch seltene Druckreplikate und Schriftstücke Klimst zu sehen. Zwei ausgestellte Briefe aus dem Vorarlberger Landesarchiv gelten als die einzigen Originale des Künstlers im Besitz des Landes.

Preview der Ausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg mit Hans Bäumler und Tobias Natter
Der linke Brief zeigt einen Brief von Klimt an sein Model Lucie Busek aus dem Jahr 1909 mit dem Text: “Bitte nicht morgen Dienstag sondern erst Mittwoch 6 Uhr zu mir kommen zu wollen. Besten Gruß, Gustav Klimt.”

Herzensprojekt

Für den Sammler Hans Bäumler ist die Schau ein Herzensprojekt. „Hier sind meine beiden Leidenschaften miteinander verbunden: das Textile und die Kunst“, sagt der 86-Jährige. Zukünftig seien jährlich wechselnde Sonderausstellungen für sein 2019 gegründetes Privatmuseum vorgesehen.

Die Sonderausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg“ ist bis 6. Jänner 2026 im Arche Noah Museum in Hohenems zu sehen.