Zum Geburtstag geht es in 80 Tagen um die Welt

Der Spielkreis Götzis feiert sein 60-jähriges Bestehen mit einer Jules-Verne-Inszenierung und vollem Haus.
Wie weit kommt man in 80 Tagen? Und vor allem: Wie viel Theater steckt in einer solchen Reise? Der Spielkreis Götzis hat sich zu seinem 60-jährigen Jubiläum an Jules Vernes berühmten Abenteuerroman aus dem Jahr 1873 gewagt und füllte damit zur Premiere am Wochenende den Saal bis auf den letzten Platz.
Regie führten Gerhard Zuggal und Rolf Hanselmann, die mit ihrer Inszenierung bewusst ein Stück gewählt haben, das vor allem leichtes, unterhaltsames Theater bietet.

Fogg als menschliches Uhrwerk
Im Zentrum steht Herr Fogg, der gleich zu Beginn mit seiner übertriebenen Genauigkeit für die ersten Lacher sorgt. Christian Urban spielt ihn als eine Art Uhrwerk, das seinen Alltag mit fast absurder Akribie organisiert – vom gebügelten Morgenblatt bis hin zu einem eigenen Kleidungskalender, weil das Wetter zu unzuverlässig sei.

An seiner Seite ist der junge Kammerdiener Passepartout schwungvoll verkörpert von Marius Krampl. Gemeinsam mit der resoluten Haushälterin Mrs. Potts, gespielt von Petra Heel, begibt sich das ungleiche Trio auf die Reise. Denn Fogg hat mit seinen Kollegen gewettet, die Erde in 80 Tagen umrunden zu können. Doch während sie quer um den Globus rasen, entspinnt sich ein zweiter Handlungsstrang, der für zusätzliche Spannung sorgt. Zwei Polizisten des Scotland Yard sind einem Bankräuber auf der Spur. 55.000 soll er Pfund gestohlen haben. Ihre Beschreibung, ein Mann mittleren Alters mit einer Tasche voller Geld, passt perfekt auf Herrn Fogg. So jagen Sie ihn rund um die Welt, überzeugt davon, den wahren Täter vor sich zu haben. Die ständige Verwechslung sorgt für komische Szenen, die die ernste Jagd ins Absurde verkehren.
Große Spielfreude
Auch musikalisch wurde einiges geboten. Das Sounddesign entstand live auf der Bühne mit Pfeifen, Trommeln, Klangschalen und anderen Instrumenten. Besonders die sphärischen Klänge der Handpan verliehen den Szenen in Indien eine besondere Atmosphäre. Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Spielkreises zeigen große Spielfreude. Von acht bis achtzig sind alle Altersgruppen vertreten, auch wenn die Hauptrollen bei den erfahreneren Mitgliedern liegen.

Inhaltlich bleibt die Inszenierung jedoch eng am alten Stoff. Eine Neuinterpretation wäre durchaus möglich gewesen, etwa mit einer weiblichen Passepartout-Figur, die den Handlungsspielraum für Frauen erweitert hätte. Stattdessen bleiben die weiblichen Rollen weitgehend Randerscheinungen in Abhängigkeit vom Mann. Zwar tritt eine Ballonfahrerin auf, die einen Hauch Eigenständigkeit zeigt, doch die beiden zentralen Frauenfiguren sind zum einen die Haushälterin, die lediglich zum Kochen mit auf die Reise genommen wird, und zum anderen die indische Prinzessin, die von Herrn Fogg gerettet werden muss.

Bei einer Komödie ohne großen Tiefgang mag es dahingestellt sein, ob man sich mit dem sexistischeren Zeitgeist der Entstehungszeit auseinandersetzen muss. Doch ein moderner Anstrich mit stärkeren weiblichen Figuren hätte gerade den jungen Mädchen im Spielkreis, die als Statistinnen auf der Bühne standen, Mut und Inspiration geben können.

Lockere Unterhaltung
Abschließend lässt sich festhalten: Als leichte und kurzweilige Abendunterhaltung funktioniert die Produktion bestens. Sie sorgt für viele Lacher, gute Stimmung und zeigt, dass lokales Theater nach wie vor zu begeistern vermag. Wer Lust auf lockeres Entertainment hat, sollte sich eine Aufführung nicht entgehen lassen und selbst herausfinden, ob Herr Fogg seine Wette gewinnt.
Weitere Vorführungen folgen am 2., 4. und 12. Oktober in der Kulturbühne Ambach, Götzis.
Mira Zielbauer